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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Stadt herum. Bei den Gebäuden am Meer handelte es sich hauptsächlich um alte Lagerhäuser und Werkstätten, die sämtlich aus Metallrahmen und billigen Verkleidungen bestanden. Gerissene Bauunternehmer hatten aus ihnen inzwischen Apartment-Schnäppchen und kleine Läden gemacht. Sie wurden nicht von den Reichen benutzt; die hatten ihre eigenen, prächtigeren Straßen mit exklusiven Malls und Arkaden und Supermärkten. Dieser Teil der Stadt gehörte den kleinen Vertragsarbeitern.
    Angela führte sie ins Café Maslen in der Leseur Street, dessen Besitzer dreißig Jahre alten osteuropäischen Synthie-Pop bevorzugte. Sie bestellte sich einen Pfefferminztee, während Olivia-Jay sich einen Espresso mit einem Schuss Sirup kommen ließ. Sie schauten beide die vielen beeindruckenden Kuchen und Törtchen an, die Maslen eigenhändig in der Küche backte, aber sie zu probieren wäre ein bisschen zu viel der Rebellion gewesen.
    Ihr gesamtes Essen wurde im Herrenhaus sorgfältig eingeteilt und zubereitet, und sie mussten sich jeden Tag in die Gym-Maschinen einloggen oder ein Monitor-Band benutzen und aufzeichnen, wie sie eine Runde um das Anwesen liefen oder ein paar Bahnen schwammen. Marc-Anthony mochte ein Klatschmaul sein, ein Alkoholiker, ein Schwindler und schamlos aufgeblasen und eitel, aber er nahm seine Arbeit sehr ernst. In den Verträgen der Freundinnen war jeweils ein zulässiges Höchstgewicht eingetragen, zusammen mit Fitness-Stufen und generellem körperlichem Aussehen. Sogar die Sonnenbräune war genau vorgegeben – Olivia-Jay musste jeden Tag neunzig Minuten lang nackt sonnenbaden, und eine Klausel legte fest, dass sie sich alle zehn Minuten umzudrehen hatte, um ihren dunklen Teint zu bewahren, während die dünne Keltin Karah es nicht riskieren konnte, ohne Sunblocker nach draußen zu gehen. Lady Evangeline war es nicht gestattet, ihre hüftlangen rabenschwarzen Locken zu schneiden. Von Angela wurde erwartet, dass sie ihren Körper doppelt so gut trainierte wie die anderen. Bartram mochte diese Stereotypen; oh, ja, die mochte er.
    »Die Surfboards sind unterwegs«, verkündete Olivia-Jay glücklich, als Angela sich für einen weißen Plastiktisch am Fenster entschied.
    Angela stellte ihre knallige orangefarbene und schwarze Strandtasche hinter den Stuhl, nahm ihre Teetasse im japanischen Stil mit beiden Händen hoch und blies auf die Oberfläche, um das heiße Getränk abzukühlen. »Sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe«, meinte sie.
    Olivia-Jays Neigung zu Impulskäufen störte sie nicht mehr. Die Bretter würden lächerlich teuer sein, da alles in Abellia entweder eingeflogen oder mit dem Schiff hergeschafft werden musste, wodurch sich die Kosten noch erhöhten. Es spielte keine Rolle – alles, was die Freundinnen haben wollten, wurde einfach auf die generelle Rechnung des Herrenhauses gebucht. Sollten sie es wünschen, konnten sie die Gegenstände, die sie gekauft hatten, hinterher auch behalten. Wenn sie sich allerdings mit Schmuck aus Abellias fantastischen Markengeschäften beluden, handelten sie sich eine zehn Minuten dauernde Hetzrede über Dankbarkeit in Marc-Anthonys Büro ein.
    Jemand saß am Tisch hinter Angela. Sie achtete nicht darauf.
    Olivia-Jay beugte sich nach vorn. »Lady E wird nächste Woche abreisen«, vertraute sie ihr an.
    »Was? Woher weißt du das?« Angela war sich ziemlich sicher, dass Evangeline laut Vertrag noch einen Monat hatte. Vier Monate waren Standard.
    »Ich habe gestern gehört, wie Marc-Anthony und Loanna darüber gesprochen haben.«
    »Verstehe.« Loanna war die Gewandmeisterin des Herrenhauses. Sie hatte vorher Berühmtheiten für eine Hollywood-Zone-Produktionsfirma verschönert. Wider Willen fragte Angela: »Wieso?« Sie hasste sich zugleich für diese Frage und dafür, an all dem beteiligt zu sein.
    Olivia-Jay verdrehte die Augen. »Es war eine ideologische Schimpftirade Brinkelle gegenüber zu viel.«
    »Ich dachte, aus dem Grund ist sie hier. Um Bartram was zu geben, das er in der Luft zerreißen kann.«
    »Sie hatten nicht damit gerechnet, dass sie der sozialistischen Sache so ergeben sein könnte. Brinkelle macht sich Sorgen, dass Bartram von all dem überfordert wird.«
    Angela schüttelte ungläubig den Kopf. Bartram war derjenige, der bei den Abendmahlzeiten politische Streitgespräche anzettelte. Es war sein bevorzugtes Thema, das ihn mehr anregte als jede andere Diskussion. Je hitziger der ideologische Streit war, desto länger behielt er Evangeline

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