Der unsichtbare Killer

verteilter Smartdust mit Unterdrückungsfunktion sorgte dafür, dass die Netzwerke der fünften Etage sicher blieben.
    Hayfa war in den Fünfzigern und hatte ein müdes Gesicht, auf das sie ein Minimum an Makeup aufgelegt hatte. Sie trug ihre dunklen Haare kurzgeschnitten in einem Stil, der wenig Aufwand verlangte. Unterstützt von einem grauen, mittelpreisigen Kaufhauskostüm vermittelte sie erfolgreich das Bild einer farblosen Bürokratin, die zu beschäftigt mit der Aufstellung der Reisekosten war, um sich den Aufwand leisten zu können, sich irgendjemandem zu widmen. Die Begrüßung war professionell höflich, weiter nichts. Sie führte ihn in ihr Büro. Ein Eckbüro, wie Sid bemerkte, das direkt unter dem von O’Rouke lag, allerdings deutlich kleiner war.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie, nachdem er sich vor ihrem Schreibtisch niedergelassen hatte.
    »Sie haben von meinem Fall gehört?«
    »Diese Sache mit dem North-Autoraub? Es heißt, dass Sie nicht sonderlich gut vorankommen.«
    »Wir lassen eine Simulation laufen, die uns einen Hauptverdächtigen liefern müsste.«
    »Richtig. Diese Rückverfolgung eines Taxis, die die HDA O’Rouke aufgedrückt hat. Er ist nicht glücklich darüber, Sid.«
    »Wann haben Sie O’Rouke schon mal glücklich gesehen?« Er schenkte ihr ein aalglattes Lächeln, als würde er die Karten auf den Tisch legen; eine Lehrstunde in Sachen Jovialität. Sie gehörte zu O’Roukes Anhängern, war ein wichtiger Stein in der Unterstützungspyramide, die ihn im Amt hielt. »Wer immer meinen North getötet hat, muss dabei die Unterstützung einer Gang gehabt haben.«
    »Logisch. Das Taxi war eines von ihnen, und um die Geflechte zu rippen, bedurfte es eines Plans. Aber wenn ich irgendetwas wüsste, hätte ich Ihnen die Unterlagen längst gegeben. Ich meine, zum Teufel mit dem Memo über Inter-Abteilungs-Kooperation, aber ich könnte die Auszeichnung gut gebrauchen.«
    »Nehmen Sie die Auszeichnung. Ich will nur überleben.«
    »Warum sind Sie dann hier?«
    »Eine große Sache steht bevor, und ich denke, dass die beiden miteinander verbunden sind. Ich möchte wissen, welche Informationen Sie darüber haben.«
    »Oh.« Sie sah ihn gleichgültig an. »Und wie kommen Sie zu diesem Wissen?«
    »Meine eigenen Ermittlungen. Eine Quelle hat ein Wort fallen lassen.«
    »Ein ziemlich großes Wort.«
    »Dann läuft da also tatsächlich was?«
    Hayfa ließ sich Zeit und machte eine Show daraus, sich zu entscheiden, was natürlich klarstellen sollte, wer hier das Alphatierchen war. »Wir haben einige Aktivität auf der Straße wahrgenommen«, war schließlich das Einzige, wozu sie sich herabließ.
    »Ungewöhnliche Aktivität?«
    »Nur was die Größenordnung angeht.«
    »Also läuft was?«
    »Könnte sein. Wir wissen es noch nicht. Aus dem Geld, das reichlich verteilt wird, und dem Abschaum, der damit gekauft wird, können wir bestenfalls schließen, dass irgendeine Art von Lieferung bevorsteht.«
    »Okay. Wer geht so freigebig mit seinem Geld um?«
    »Gute Frage. Genau das versuchen meine Leute herauszufinden.«
    »Ich brauche die Daten, die sie gesammelt haben. Die KI kann Korrelationen herstellen.«
    »Unsere Quellen müssen sicher bleiben.«
    »Klar, Mensch, ich hatte auch nicht vor, das hier über den Bildschirm zu schicken.«
    »Ich werde mich erkundigen, welches von Ihren Teams die Genehmigung besitzt, mit diesen Daten umzugehen. Sie sind heikel. Wenn eines davon diesen Anspruch erfüllt, unterhalten wir uns weiter.«
    »Ich würde es begrüßen.« Sid stand auf, um zu gehen.
    »Was hat die HDA mit alldem zu tun, Sid? Wieso dieser Druck?«
    »Es ist ein North«, erklärte er ihr.
    »Scheiße. Was geht da vor?«
    Er konnte nicht anders. »Wenn Sie möchten, kann ich herausfinden, ob Sie die entsprechende Genehmigung haben.«
    »Lecken Sie mich am Arsch.«
    »Klar doch. Aber ich möchte, dass Sie, ganz egal, wem von meinen Leuten Sie die Genehmigung erteilen, ihnen die Daten bis spätestens morgen früh übermitteln. Denn glauben Sie mir, Sie wollen ganz bestimmt nicht, dass ich bei dieser Sache über Sie hinweggehe. Ich schwimme in der Scheiße, also passen Sie auf, dass Sie nicht in mein Fahrwasser geraten.«
    Das blaue Siegel um Hayfas Tür erstarb, als es sich öffnete, und sie machte ihm gegenüber das V-Zeichen.

Montag, 18. Februar 2143
    »Das Büro des Stadtbaumeisters hat unser Gutachten anerkannt«, sagte Jacinta beim Frühstück. »Gestern Abend hat es das Netzwerk der