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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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außerordentlich deprimierend. Was für einen Unterschied doch ein Monat machte. Damals hatten sie mit unbegrenztem Budget und unter enormem politischen Druck das Problem zu lösen angefangen. Die Leute waren früh gekommen und bis spät geblieben, und sie waren die vor ihnen liegenden Aufgaben mit einer Woge aus Enthusiasmus angegangen. Kein Vergleich zur jetzigen Situation. Inzwischen konnte er sich nicht einmal mehr dazu aufraffen, früh am Morgen ein paar aufmunternde Worte von sich zu geben. Er kam sich vor wie der Manager eines Fünftliga-Clubs am Ende der Saison, der sich mit dem Abstieg in die Vergessenheit konfrontiert sieht. All seine klugen Worte, mit denen er Eva und Ian dazu bringen wollte, den entscheidenden Hinweis zu finden, hatten sich in einem Nieselregen der Mittelmäßigkeit aufgelöst. Und nach den Blicken von Chloe Healy und Jenson San zu urteilen, die ihn in diesen Tagen in der Kantine wie Alligatoren musterten, die auf eine Ente warten, war er sich ziemlich sicher, dass O’Rouke oben im sechsten Stock das Messer wetzte.
    Sein Iris-Smartcell-Raster brachte ein Kommunikations-Icon hervor, das ihn die Stirn runzeln ließ. Es war das Emblem der Newcastle Metro, ein dunkelgelbes Quadrat mit einem stilisierten roten M in der Mitte. Er drehte das Zeichen herum und sah zu, wie sich der Text des Metro-Management-Systems entfaltete und ihm erklärte, dass sein Tagesticket jetzt aktiv war.
    Wie als Beweis dafür, wie trübsinnig er war, brauchte er volle dreißig Sekunden, um zu begreifen, was es bedeutete. Er holte seine Jacke aus dem inneren Büro. »Bin zum Essen«, rief er Ian im Weggehen zu.
    Leichter Schnee fiel aus einem dunkelgrauen Himmel, Vorbote für schwerere Schneefälle ein paar Stunden später. Sid schlenderte über die Grey Street zur Metro-Station beim Monument, die der Market-Street-Wache am nächsten war. So düster wie es war, hätte es auch früher Abend sein können. Schneematsch klebte an seinen Stiefeln, während er die Stufen zum Eingang der Metro hinunterstieg.
    Kaneesha Saeed war da, ein Ball aus navy-blauem Mohair mit einem grünen Schottenkaro-Schal und passendem Hut. Sie trat zu einer großen Karte des Metro-Netzwerks gegenüber der Aufzüge. Er stellte sich neben sie, und sie rückte zur Seite, bis sie vor einem Hologramm-Poster für einen Parsec-Ferienort am Mittelmeer stand, auf dem Mädchen in Bikinis in Zeitlupe Volleyball am Strand spielten, während im Hintergrund ein weißes marmornes Hotel schimmerte. Unentwegt strömten Menschen hinter ihnen vorbei, trampelten im Schneematsch herum und rempelten sie an.
    »Kein Geflecht drauf«, sagte Kaneesha.
    »Keine lippenlesende Software«, beendete er für sie.
    »Sie wachsen in Ihren Job hinein, Detective.«
    »Danke. Haben Sie einen Namen für mich?«
    »Nein.«
    »Scheiße, Kaneesha, was hat das zu bedeuten?«
    »Ich habe ein paar Wörter aufgeschnappt. Etwas wird passieren. Etwas Großes.«
    »Okay. Was?«
    »Ich weiß es nicht, Sie Idiot. Dazu müsste ich drin sein.«
    Sid starrte auf den exotischen Strand mit dem strahlenden Sonnenlicht und den smaragdgrünen Palmen. »Verdammte Scheiße«, fluchte er leise.
    »Ein großer Deal findet statt. Denken Sie darüber nach, was das heißt.«
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass da zwei Firmenoperationen gleichzeitig laufen, ist ziemlich gering.«
    »Gut gemacht, Jungchen. Was immer der Mörder verborgen hat, geht jetzt in die Endphase.«
    »Können Sie es rausfinden?«
    »Nein.« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Das hier ist Ihr Zugang. Sie müssen sich durch die Gang-Task-Force arbeiten. Das sind zwar Idioten, aber sie sind nicht völlig nutzlos. Der Hinweis befindet sich irgendwo in deren Informationssystem. Ein Muster, ein Name. Sie müssen rausfinden, wie er mit Ihrem Fall zusammenhängt.«
    »Ja, richtig.«
    »Das war’s, Detective. Auf Wiedersehen.«
    »Passen Sie auf sich auf.«
    Sid hatte die fünfte Etage nie gemocht. Das fing schon damit an, dass hier die Police Standards Division beheimatet war, die interne Ermittlungen gegen Polizeibeamte von Newcastle führte, und er hatte im vergangenen Jahr genug Zeit in ihrem Büro verbracht. Aber sie beherbergte auch drei der wichtigen Task-Forces der Stadt, die sich selbst als Elite bezeichneten. Sid hatte seine eigenen Ansichten, was das betraf.
    Detective First Class Hayfa Fullerton nahm ihn in der Lobby vor den Aufzügen in Empfang; niemand durfte die Büros der Task Forces ohne Begleitung betreten. Eine Menge

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