Der unsichtbare Killer
würden wie Brinkelle sein – ein Konzept, das Angela erschauern ließ. Und es brachte Barclay dazu, auf seine kleine Schwester mehr als nur ein bisschen neidisch und ihr gegenüber aufgebracht zu sein, was die Dinge für Angela vom ersten Moment an leicht gemacht hatte, als sie damit angefangen hatte, mit ihm zu flirten.
Der Kuss fand ein Ende. Noch immer lächelnd zog Angela ihr T-Shirt aus und verzog ihr Gesicht zu der schmollenden Ich-kann-nicht-warten-Miene. »Ich habe was für dich«, schnurrte sie.
Barclay konnte seinen Blick kaum von ihrem nackten Oberkörper nehmen. »Ja?«
Sie nahm das mit einer Schleife versehene Kästchen und reichte es ihm. Er öffnete es, war durchaus ein wenig neugierig. Als sich der Deckel hob, blitzte kurz Verblüffung in seinem Gesicht auf, die er rasch und professionell verbarg. »Danke, Angela.« Seine Lippen zuckten in aufrichtiger Anerkennung.
»Ich weiß, es ist nicht viel«, sagte sie und hob den Blick zu ihm, jetzt ganz jugendlich-ernst. »Aber ich wollte dir etwas geben. Ich wollte, dass du weißt, wie viel du mir bedeutest.«
Seine Lächeln war voller Stolz. Wie erwartet. Er war derjenige, der den Mädchen Schmuck schenkte und nicht umgekehrt. Wie alle Männer, besonders wie jene, die so mächtig waren wie die Norths, gefiel ihm die Vorstellung, dass ein wunderschönes Mädchen sich Hals über Kopf in ihn verknallte. Und genau so musste es auch sein, denn sie hatte sehr viel zu verlieren, sollte Bartram jemals von ihrer Affäre erfahren. Sie musste ihn also um seiner selbst willen mögen, nicht nur wegen seines Geldes und seiner Position.
»Sie sind skurril«, sagte er. »Das gefällt mir. Ich werde sie gleich anlegen.«
»Nein, tu das nicht.« Sie ließ den Rock über ihre Beine nach unten rutschen und wand sich aus ihrem Stringtanga. »Oder zumindest nicht sofort.«
Sie trieben es zuerst im Whirlpool, was er immer mochte. Dann machten sie eine Pause in der Sauna, gefolgt von weiterem Rumzucken auf dem großen cremefarbenen Ledersofa in der Lounge. Einmal ließ sie sich von ihm nehmen, während er sie gegen eine Wand drückte, die Beine und Arme weit ausgebreitet, sie selbst hübsch unterworfen, wie es ein North mochte. Ihre Hände waren geöffnet, seine drückten sich darauf, stießen sie hart gegen die Wand, Finger an Finger, Handfläche an Handfläche. Angela löste den Kaperprozess ihrer unsichtbaren, unfühlbaren Handschuhe aus und gestattete den Schaltkreisen und Rezeptoren in den Handschuhen, sein vollständiges biometrisches Muster aufzuzeichnen.
Schließlich holte er eine Flasche Champagner aus der Küche, und sie beendeten alles in seinem Schlafzimmer, wo er das eiskalte, schäumende Getränk von ihrem Bauch und ihren Oberschenkeln leckte – auf die gleiche Weise wie sein Bruder-Vater.
Montag, 11. Februar 2143
Auf dem virtuellen Stadtbild im Immersionstheater war zu sehen, wie das Taxi vor dem Suffren-Club in der Carliol Street an die Bordsteinkante fuhr, nur wenige hundert Meter von der Wache in der Market Street entfernt. Ein Mann verließ den Club rückwärts und stieg mit einem seltsamen, die Schwerkraft negierenden Hüpfer in den Wagen.
»Gib mir seine ID«, sagte Sid im Kontrollraum zu Lorelle Burdette.
»Ich lasse gerade eine Erkennungsroutine laufen«, versicherte sie ihm.
Das Taxi fuhr vom Club weg und bewegte sich um die Hälfte verlangsamt rückwärts in die Worswick Street hinein. Die Detectives hatten herausgefunden, dass dies der leichteste Weg war, Autos zu verfolgen, die sich rückwärts durch Newcastles uraltes Straßengewirr und die toten, nicht abgedeckten Gebiete mit zerrissenen Geflechten und gepulstem Smartdust bewegten. Dies war jetzt der vierundsiebzigste Wagen, den sie zurückverfolgt hatten, und Sid machte sich allmählich Sorgen, ob sich vielleicht irgendwo menschliches Versagen eingeschlichen hatte. Die Arbeit war mühsam und langweilig und hatte bisher zu keinerlei Ergebnissen geführt, abgesehen davon, dass alle immer gereizter wurden. Dabei besagte die Wahrscheinlichkeit, dass sie schon bald das richtige Taxi finden und sodann auch feststellen würden, wo es die Leiche des unbekannten Norths eingeladen hatte.
Zwanzig Minuten später fuhr das Taxi rückwärts durch die George Street zu der riesigen Fortin-Singletown, einem karbonschwarzen Makrogebäude aus dem Jahr 2105. Es hatte das College und die Geschäfte zwischen der Scotswood Road im Süden bis hoch zur Elswick Road vertrieben und wurde im Osten von der George
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