Der unsichtbare Killer
Taxi zu ihrer Wohnung gleich hinter Quayside nahm.
Bisher hatte Ian herausgefunden, dass Sherman auf der Maybury Moon schlief, so wie in einer Wohnung in Heaton und in einem Haus in Benwell. Es war schwierig, Details darüber zu bekommen, wo er sich tagsüber aufhielt. Zweimal hatte er das Auto gewechselt, nachdem er bei einem Café eine Pause gemacht hatte. Aber das Profil wuchs.
Ian setzte die Net-Linsen-Brille auf und ging die Informationen vom Morgen durch. Bisher war Sherman vom Haus in Benwell in die Stadt gefahren und hatte ein Bürogebäude im Zentrum aufgesucht, nicht weit vom Gate entfernt. Er hatte sich dort weniger als eine halbe Stunde aufgehalten. Doch das spielte keine Rolle, es war nur eine weitere Adresse, die es im Auge zu behalten galt. Ians E-I überwachte eine ganze Kette von Suchbots, die in der neuen Apple-Konsole liefen. Sie spürte den Besitzer des Büros auf, überprüfte eingehende und ausgehende Links, fing Bilder von allen auf, die das Büro aufsuchten und legte Basis-Profile von ihnen an. Sherman hatte das Büro verlassen, sich direkt zur städtischen Ringstraße begeben und war anschließend auf der A1 nach Norden gefahren. Kurz vor Alnwick war er abgebogen. Hier endete die Reichweite der Überwachung. Ian kannte das Gebiet gut genug – ein Netz aus kleinen Landstraßen mit einer unsichtbaren Instandhaltungs-Dringlichkeitsstufe, so weit es das Country-Highways-Büro betraf. Was immer es dort an Makromeshs gab, würde von einer Schicht aus Eis und Schnee bedeckt sein, die nicht öfter als einmal im Monat einen Schneepflug sah. Es war verlorene Mühe, Shermans Benz aus der Ferne aufspüren zu wollen. Ian lud eine Suche und eine damit verbundene Anordnung in das Verkehrsmanagement-Netzwerk, das die Überwachungssoftware alarmieren würde, sobald der Benz wieder auf eine Hauptstraße mit einem funktionierenden Makromesh zurückkehrte.
Obwohl Ian das Gefühl der Überlegenheit genoss, das die ganze verdeckte Operation ihm verschaffte, musste er zugeben, dass sich noch keine Überschneidung mit der Untersuchung des North-Mordes ergeben hatte. Er wusste, was Sid erwidern würde, wenn er diesen Zweifel jemals laut aussprechen sollte: »Ja klar, Mann, lass dir Zeit.«
Ian begann sich zu fragen, wie viel Zeit er dafür erübrigen konnte. Aber er konnte sich des wachsenden Interesses an dem schwer zu fassenden Mr Sherman nicht erwehren. Der Mann war ein echter Spieler von der Sorte, die in Ians normalen Ermittlungen sonst nie vorkam.
Zufrieden, dass die Überwachungssoftware und die zusätzlichen Suchbots dem wachsenden Profil eine Datei von angemessener Größe hinzufügten, verließ er die Wohnung und kehrte nach Market Street zurück.
Dienstag, 5. März 2143
Angela machte sich im Gegensatz zu dem Flug vorher von Edzell nach Sarvar keine Sorgen während des Fluges von Sarvar nach Wukang. Vielleicht lag es daran, dass sich ein gewisses Maß an Fatalismus in ihr ausbreitete, verursacht durch die dunkle Monotonie der auf St Libra weitverbreiteten Zebra-Vegetation. Wie sie sich eingestand, hatte es vermutlich aber auch damit zu tun, dass es keinerlei größere geographische Merkmale wie das Eclipse-Gebirge gab, die es zu überfliegen galt. Der Flug brachte sie zweitausend Kilometer nordwestlich von Sarvar zu einem weiteren der inzwischen vertrauten Streifen aus verdichteter, nackter Erde, an dessen einem Ende sich eine kleine Ansammlung von Zelten, Qwik-Kabinen und Fahrzeugen befand. Wukang war das erste der drei geplanten Außenlager, die fast wie mit dem Kompass ausgerichtet waren: nordwestlich, nördlich und nordöstlich von Sarvar, das jetzt zu einer Art Versorgungsstation zurückgestuft wurde. Die Landebahn von Varese, dem Lager im Norden, wurde bereits planiert; in Oamaru dagegen, das weiter östlich lag, war erst am Tag zuvor die Berlin zum ersten Mal gelandet. Weitere Außenlager waren nicht geplant – weiter würde sich die Expedition nicht vorwagen, denn weiter reichte das Budget nicht.
Was nur vernünftig war, dachte Angela, als die hintere Laderampe der Daedalus sich unter schrillem Gejaule der elektrohydraulischen Aktuatoren nach unten senkte. Wenn die Xenobiologen so weit weg von Abellia keine Hinweise auf tierisches Leben finden konnten, dann würden sie auch keine finden – Punkt.
Sie rechnete halb damit, dass Elston am Fuß der Rampe auf sie wartete, aber er war nirgends zu sehen. Antrinell hatte seine Aufgabe, sie in Sarvar zu beobachten, auf diskrete, aber fähige
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