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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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alle Lichter ausgeschaltet, sodass ihr nur das dämmrige silberne Ringlicht zur Orientierung diente. Einmal glaubte sie, noch jemand herumgehen zu hören. Eigentlich sollt sich zu diesem Zeitpunkt niemand in der Nähe des siebten Stocks aufhalten. Die geheimen Waffenimplantate in ihren Händen wechselten in den semi-aktiven Status. Sie konnte es nicht riskieren, entdeckt zu werden, noch nicht. Aber es waren nur die gazeartigen Vorhänge gewesen, die von der sanften Meeresbrise bewegt wurden und langsam hin und her wehten.
    Bartrams Arbeitszimmer befand sich in der Mitte der Galerie. Angela blieb vor der großen, dunklen Holztür stehen und sah sich in beide Richtungen prüfend um. Nichts rührte sich, es gab keinen Alarm. Sie öffnete die Tür und schlüpfte in den dahinterliegenden Raum. Das Arbeitszimmer war im gleichen retro-ägyptisch angehauchten Stil ausgestattet wie der Rest des Herrenhauses. Bartram hatte eine Schwäche für den Stil alter Königshäuser, und er glaubte, dass die sachliche und trotzdem aufwendige Ästhetik der Pharaonen eine Eleganz und eine Ausstrahlung besäße, die den verschwenderisch üppigen Palästen der späteren europäischen Monarchien abging. Es gab nicht viel Zierrat im Zimmer, aber das wenige, das sich auf Gestellen und in Alkoven befand, war für Zigmillionen von diversen Auktionshäusern erworben worden. Angela lächelte die Sachen freudlos an; sie war immun gegenüber ihrer Schönheit und Geschichtsträchtigkeit.
    Drei große Konsolen waren in die Oberfläche von Bartrams Ebenholz-Schreibtischplatte eingelassen. Die Bildschirme erinnerten an Fenster, die einen Blick in die interstellare Nacht freigaben. Angela nahm ihr Halsband ab und fuhr mit dem Daumennagel am Schlitz auf der Innenseite entlang. Der Samt teilte sich und gab die im Innern verborgenen winzigen Interceptoren preis, die wie fette Silbernadeln aussahen. Sie breitete das Handtuch auf dem Boden aus und legte sich rücklings darauf. Dann schob sie sich unter den Tisch.
    Die Unterseiten der Konsolen befanden sich jetzt über ihr, und sie brachte die Smart-Nadeln an den korrekten Positionen am Gehäuse der mittleren an. Daten begannen über die Kontakt-Net-Linsen zu fließen, die sie trug. Sie verrieten ihr, was sie tun musste und informierten sie über Fortschritte. Sie hatte monatelang üben müssen, um die Vorgehensweise zu perfektionieren – länger, als sie gebraucht hatte, um sich den ganzen Fußball-Blödsinn zu merken. Leise murmelnd gab sie den kleinen Systemen Anweisungen, während sie sich in den inneren Schaltkreis und die optischen Pfade der Konsole hineinwanden und dabei das eingebaute Sicherheitssystem austricksten.
    Der Umbau dauerte zehn qualvolle Minuten. Angela schob sich wieder unter dem Tisch hervor, als die zentrale Konsole zum Leben erwachte und ihre grundlegende Management-Architektur enthüllte: ein Tunnel-Hologramm mit Icon-Ebenen, die sich bis auf den Grund des Universums erstreckten. Eine Keyspace-Projektion materialisierte sich seitlich oberhalb der Konsole. Angela lächelte auf das Abbild hinunter und schob ihre Hände in die schwebende Sammlung aus grellroten Symbolen. Die Konsole las die biometrischen Muster ihrer Hände und bestätigte, dass es die von Barclay waren. Eine neue Schicht von Icons materialisierte sich in der Scheibe, und sie stieß einen erleichterten Atemzug aus; die Mimikry-Handschuhe, die sie an diesem Abend angezogen hatte, hatten nicht nur all das Öl überlebt, sondern auch das Muster korrekt nachgebildet, das die Kaper-Handschuhe Wochen zuvor aufgezeichnet hatten.
    Sie machte sich daran, den Keyspace zu manipulieren. Barclays Codes verschafften ihr Zugang zum Finanzamt der Verwaltungsbehörde von Abellia. Barclays Codes, von den kleinen Prozessoren in den Bananenmanschettenknöpfen preisgegeben, die sämtlichen winzigen Bewegungen seiner Hände und Finger folgten und sie aufzeichneten, während sie durch den Keyspace huschten.
    Als Angela drin war, rief sie eine Liste anstehender ziviler Bauprojekte auf. Eine kurze Übersicht zeigte ihr eine Reihe geeigneter Vorhaben, aber sie wählte das Delgado-Valley-Erschließungsprojekt vor allem, weil es zeitlich so hervorragend passte. Die Arbeiten sollten in fünf Monaten mit Phase Eins beginnen. Wenn erst von der Rue de Grenelle aus ein Straßentunnel durch den Fuß der umgebenden Berge gebohrt worden war, würden fünf Meilen Talgrund bis hinunter zum Meer offen zur Erschließung sein. Es gab mehr als fünfzig Anbieter,

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