Der unsichtbare Killer
zwei der Flugzeuge einander gefährlich nahe kamen und ihre Flügelspitzen sich fast berührten, während sie nach der besten Position suchten, um den Ballon zu umfliegen. Der Nervenkitzel war immer dann besonders groß, wenn man eine Kollision in der Luft erwartete – die leuchtenden orangefarbenen Flammenblumen und die rauchenden Trümmer, die von einer Explosion herumgewirbelt wurden. Oder wenn Lebensgefahr drohte.
Irgendwo ganz tief in ihr, so tief, dass es sich fast in ihrem Unterbewusstsein befand, fragte Angela sich, ob sie vielleicht allmählich abstumpfte. Sie hatte inzwischen so viele Vergnügungen während der nie endenden Abfolge von Parties auf New Monaco ausprobiert, dass nurmehr immer heftigere Extreme sie erregen konnten. Daher beneidete sie Shasta fast um ihre Geschäftsreisen und ihren langsamen Aufstieg an die Spitze des sich über zehn Welten erstreckenden Maschinenbau-Imperiums. Das Vermächtnis ihrer Familie war etwas, das man greifen konnte, während das DeVoyal-Imperium aus nichts als Zahlen bestand.
Es war mitten im zweiten Raketenflugzeug-Rennen, bei dem Angela eine Viertelmillion Dollar auf das von Duke Douglas geflogene smaragdgrüne Flugzeug gesetzt hatte, weil sie seinen Namen mochte, als Housden Shasta leicht zunickte.
»Oh, ich muss da gerade jemandem Hallo sagen«, verkündete Shasta und entfernte sich.
»Das war ja sehr subtil«, rügte Angela ihn.
»Ich weiß. Sorry, Baby.«
Angelas E-I informierte sie darüber, dass die Marktwarnung bezüglich der Bioil-Produktion sich verändert hatte und nun auf Stufe Eins-Gelb stand; St Libra verstärkte nach wie vor den Strom durch das Newcastle-Gateway. Sie nahm es nicht weiter ernst, denn plötzlich hob sich ihr Herz, weil sie schlagartig ahnte, was gleich kommen würde. Und ja, sie war eine echte New-Monaco-Frau und in fast allen Aspekten ihres erstaunlichen Lebens erfahren und professionell, und dennoch schien es, als gäbe es noch ein paar Dinge, die von Natur aus aufregend waren …
Housden räusperte sich. »Angela, ich denke, was wir beide zusammen haben, ist ziemlich gut, und ich würde es gerne zu etwas Dauerhaftem machen.«
Sie lächelte, als sie den erwartungsvollen Ausdruck in seinem breiten Gesicht sah. Es war ihm ernst, sie kannte ihn gut genug, um das sagen zu können. »Ja, natürlich werde ich eine feste Verbindung mit dir eingehen.«
Er beugte sich vor und gab ihr einen zärtlichen Kuss. »Danke.«
Angelas Blick fiel plötzlich auf ein kleines Kästchen, das er ihr hinhielt. Sie lächelte und öffnete es. Ein Ring aus klarem Kristall lag darin. Er war sogar sehr klar, und er glitzerte auch. Ihre Hände flogen aufrichtig überrascht und erfreut an ihre Wangen. »Oh, Housden, ist das …?«
»Ja. Ich habe dir einen Verlobungsring aus Diamanten gekauft. Du kannst mich gern als altmodisch bezeichnen.«
Sie kicherte, als sie ihn herausholte und hochhob, um ihn zu bewundern. Und Schwupps! passte er sich perfekt ihrem Finger an. »Wie bei allen transstellaren Welten kann man so was herstellen? Einfach spektakulär. Er ist wunderbar.« Ein kleiner, gemeiner Teil ihres Verstandes konnte es kaum abwarten, ihn Shasta zu zeigen – sie würde so neidisch sein.
»In einer unserer Minen auf Mosselbaai wurde ein riesiger Rohling gefunden. Ich habe ihn zu einem Betrieb in Amsterdam gebracht, der diese neue Schneidetechnik entwickelt hat. Es hat was mit Präzisions-Neutronenstrahlen zu tun. Wie auch immer … Sie haben einen Ring aus dem Rohling geschnitten. Dies ist der erste – und der einzige, soweit ich weiß.«
»Danke.« Noch ein Kuss, diesmal drängender. »Vielen, vielen Dank.« Angela schob ihm eine Garnele mit einem Klecks Dip in den Mund, und er reichte ihr eine Champagnerflöte mit JK-Himbeer-Wodka. Sie küssten sich erneut.
»Und danke auch dafür, dass du gefragt hast«, sagte sie. »Du bist ein ziemlicher Fang, weißt du.«
»Das könnte ich auch sagen.«
»Also, werden wir Kinder haben?«
»Mir würde es gefallen. Ich bin sicher, dass die Anwälte sich einig werden.«
»Dafür bezahlen wir sie«, pflichtete sie ihm bei. Die Verlobung würde natürlich noch nicht verkündet werden, nicht, solange die beiden Juristenteams noch nicht den grundlegenden Vertrag ausgehandelt hatten – so war es auf New Monaco üblich. Die Vertragsverhandlungen würden zweifellos ein paar Monate dauern, bis alle Einzelheiten wie die Anzahl der Kinder, die sie sich leisten konnten, und der Prozentsatz an Reichtum, den sie von
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