Der unsichtbare Killer
langsam mit Öl übergossen wurde, in dem sich die wogenden Farben der Springbrunnen spiegelten. Unter einem weichen Regen aus pinkfarbenen Blütenblättern begann die kräftige Masseuse, Angelas Fleisch auf eine teuflisch erfahrene Shiatsu-Weise zu kneten, die ihre Oberschenkel schon bald unkontrolliert zittern ließ. Nach einer Weile gesellte Housden sich zu ihnen; er fickte sie, während die Masseuse mit ihrer auserlesenen Quälerei fortfuhr. Angela war überzeugt, dass das gesamte Anwesen ihre Schreie hören konnte. Angelas zweites Kleid bestand aus glänzender scharlachroter Seide. Ihre Stylistin arrangierte dazu ihre Haarpracht in einer täuschend schlichten bäuerlichen Welle, die ihr über den Rücken fiel. Nachdem ihr Gefolge letzte Hand an ihr Erscheinungsbild gelegt hatte, begaben sich Angela und Housden zu den vielen anderen, die sich auf den Grünflächen zum vormorgendlichen Frühstücksbankett versammelt hatten.
Die Morgendämmerung kam und brachte eine kühle Brise mit. Housden begleitete sie ins Haus, und sie kamen überein, sich für eine Weile zu trennen. Sie wusste, was er tun würde – sie hatte gesehen, wie er sich mehrmals unter den weiblichen Gästen umgesehen hatte. Und das war nur fair – ihre eigene E-I empfing jetzt auch schon seit zwei Stunden Matiffs Anrufe.
Ein Diener des Herrenhauses wartete auf sie, und mit einem belustigten Gefühl von Unausweichlichkeit ließ sie sich von ihm zum Schlafzimmer führen, in dem der Prinz mit fünf seiner Frauen wartete. Allmählich begann sie, sich müde zu fühlen, aber Matiff war ein Gastgeber, der auf alle Eventualitäten vorbereitet war, und er hatte nicht vor, sich diesen Morgen durch ihre Abgeschlagenheit verderben zu lassen. Eine der Frauen knallte Angela eine Droge an den Hals, die sie so benommen machte, dass sie nach irgendwelchen Möbelstücken tasten musste, um sich aufrecht zu halten. Doch sie erholte sich rasch, wurde direkt in einen Zustand gesunder morgendlicher Frische katapultiert. Sie stand vor Matiff, der ebenso kalt wie erwartungsvoll lächelnd zusah, wie seine Frauen ihr das scharlachrote Kleid von der Haut zupften. Dann ließen sie sie vor ihm niederknien.
Als Angela aufwachte, befand sie sich allein in einer Gästesuite. Was ihr gar nicht gefiel – es war immerhin eine Party, da sollte sie nicht allein sein. Der Groll darüber und das Selbstmitleid ärgerten sie. Wenn sie allerdings ehrlich war, wusste sie, dass ihre Reaktion auch dem überraschend beunruhigenden Verhalten des Prinzen galt. Er war weit über das hinausgegangen, zu dem sie bereit gewesen war, und hatte ihre Wut und ihren Widerwillen regelrecht genossen.
Ihr Gefolge wartete in der Lounge vor ihrer Suite. Sie erinnerte sich vage daran, dass die Leute gerufen worden waren, um sie abzuholen, nachdem Matiff und seine Ehefrauen befriedigt gewesen waren. Ihre Anwesenheit und Aufmerksamkeit spendeten ihr jetzt sofortigen Trost. Sie erhielt ein Mittel, das den Kater vertrieb. Ein Bad wurde eingelassen, angereichert mit duftenden Ölen, die ihre Körpertherapeutin und eine Zofe ihr sanft in die Haut rieben, um sie wiederzubeleben. Ihre Hämatologin ließ ihr Blut durch einen kurzen Scan laufen, um sicherzustellen, das keine der Stimulantien, die Matiff ihr verabreicht hatte, schädigende Auswirkungen hatten. Angelas verbesserte Leber- und Nierenfunktionen konnten mit großen Giftmengen in ihrem Kreislauf umgehen, was dazu führte, dass sie immer doppelt so viel trinken musste wie andere, um auch nur beschwipst zu werden, aber wer wusste schon, was der Prinz benutzt hatte. Die Stylistin wirkte wie üblich Wunder an ihren Haaren; sie zähmte die widerspenstige Mähne und webte frische Blumen und dünne Platinfäden hinein. »Wie spät ist es?«, fragte Angela währenddessen.
Sie war nicht übermäßig überrascht, als sie ihr sagten, dass es ein Uhr mittags sei. Matiff hatte sich offenbar Zeit gelassen, ihr Unbehagen zu genießen. Lange genug, dass ein Irrtum unmöglich war; sie wusste jetzt, dass er sie nicht als gleichrangig betrachtete, was sie als außerordentliche Beleidigung empfand. Während die Begleiterinnen ihr in ein neues Kleid halfen, aktivierte sie ihr Transnet-Interface, und ihre E-I teilte ihr mit, dass sie drei Anrufe ihres Vaters verpasst hatte. Es sah ihm gar nicht ähnlich, sie anzurufen, wenn sie auf einer Party war. Sie wies die E-I an, ihn zurückzurufen, aber er war nicht mit dem Interface verbunden. »Gib mir Bescheid, wenn er es ist«, sagte
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