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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sie.
    Entschlossen, sich von Matiff nicht die Party verderben zu lassen – was nur ein weiterer Sieg für ihn gewesen wäre –, stürzte sie sich erneut ins Getümmel.
    In der Orchard Hall leierte eine siebenköpfige Band namens Pink Isn’t Well ihre Prog-Emo-Stücke herunter. Angela mochte diesen Stil auch sonst nicht, aber in ihrer gegenwärtigen Stimmung ließ er sie richtiggehend kalt. Sie ging nach draußen und nahm einen chauffierten Buggy hinunter zum Amphitheater, wo am Nachmittag Kämpfe ausgetragen wurden, für die es keine Regeln gab; wer am Ende auf den Beinen stand, durfte eine Fünf-Millionen-Dollar-Börse sein eigen nennen. Angela sah gebannt und mit weit aufgerissenen Augen zu, wie in gesetzeswidriger Weise gezielt Gliedmaßen gebrochen und Gesichter zu Brei geschlagen wurden. Schläge unter die Gürtellinie waren normal, und Angela stellte sich vor, dass es der Prinz war, der auf diese Weise im Ring zusammengeschlagen wurde, woraufhin sie sich deutlich besser fühlte.
    Es gab einen erneuten Kleiderwechsel, bevor sie sich zu den Wettrennen am Abend begab. Als Vorbereitung darauf ließ Angela sich eine richtige Massage geben, bei der ihre Haut mit Spülungen gereinigt wurde. Die Hämatologin stellte ein Mittel her, das ihren Alkoholpegel senkte. Als Angela wieder frisch und sauber war, besprühte die Dermatologin jeden Zentimeter ihres Körpers mit kleinen Platinschuppen, woraufhin sich ihre Haut in glänzendes, poliertes Silber verwandelte. Mit wahrer Kunstfertigkeit zauberte die Dermatologin Schatten darauf, die das Dekolleté und die Muskelpartien betonten. Dann holten die Schneiderinnen ein malvenfarbiges Ballkleid hervor, das fast nur aus breiten Streifen bestand und perfekt zu dem Platin-Schimmer passte – und die weibliche, kraftvolle Ausstrahlung ihres Körpers betonte.
    Als ihr Gefolge mit dem Ritual fertig war, traf Angela Housden und Shasta zum abendlichen Spießbraten-Picknick.
    »Wow«, sagte er mit einem gierigen Lächeln, das einfach nicht vergehen wollte. »Wow, wow und nochmal wow. Kann ich dich küssen? Ich will das Platin nicht zerstören, dazu siehst du einfach zu phantastisch damit aus.«
    »Klar kannst du mich küssen. Es geht nichts kaputt.« Sie wusste nicht genau, ob sie ihren Freunden von Matiffs Verhalten ihr gegenüber erzählen sollte. Was hätten sie auch tun können? Und es wäre durchaus möglich, dass Housden sich darüber aufregte, es passte zu seiner lieben Art. Sie sagte also nichts, während sich alle in einen Buggy setzten, der sie zum abfallenden Gelände oberhalb des Sees bringen würde. Fackeln mit grün und blau brennenden Flammen beleuchteten die Wege, die sich zwischen Hunderten von Tischen in Grotten aus wohlriechenden, gebogenen Rosen- und Klematisreben hindurchschlängelten. Fünf große Bratroste befanden sich am Rand des Speisebereichs, wo jeweils ein anderes Tier am Spieß über glühenden Kohlen gebraten wurde: ein Bulle, ein Schwein, ein Rentier, ein Büffel … »Das da ist doch nicht wirklich ein Panda, oder?«, fragte Housden und runzelte die Stirn, als er den letzten Spieß betrachtete.
    »Es wäre Matiff zuzutrauen«, räumte Angela ein. »Es gefällt ihm, andere zu schockieren.«
    Sie ließen sich an einem gusseisernen Tisch unter einem Haufen handbemalter japanischer Sonnenschirme nieder, die an rankenden Glyzinien hingen, und teilten dem Catering-Team mit, was sie wünschten. Angela hatte nicht ganz den Mut, Panda zu bestellen, im Gegensatz zu Housden. »Ich will’s wissen«, behauptete er.
    »Männer!« Angela und Shasta stießen mit den Gläsern an.
    Der Hang gewährte eine großartige Aussicht auf die beiden scharlachroten Heißluftballons, die etwa eine Meile voneinander entfernt aufgestiegen waren; ihre Halteseile verwandelten sie in zwei gefangene Monde, die etwa vierhundertfünfzig Meter über dem Boden schwebten. Fünf erstaunlich kleine Cessna-Raketenflugzeuge schossen donnernd zwischen den Zwillingstürmen des Herrenhauses hindurch, bogen dann scharf ab und hielten auf den ersten Ballon zu. Angela klatschte begeistert in die Hände, als die dunklen Flugzeuge mit ihren dreieckigen, spitz zulaufenden Silhouetten einander umkreisten und dabei schmuddelige Kondensstreifen zurückließen, die sich in der milden Abendluft wie ungezügelte DNA-Stränge umeinander wanden. Die Raketenflugzeuge flogen in engen, akrobatischen Kurven um den Ballon herum, was erneuten Applaus der Picknick-Gäste hervorrief.
    Angela schnappte nach Luft, als

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