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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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»In Ordnung«, sagte er. »Ich kümmere mich darum.« Etwas anderes blieb ihm auch gar nicht übrig. Der Mörder hatte gewonnen, hatte ihn und sein ganzes Team ausgetrickst.
    Er verließ das Immersionstheater und schritt den Gang entlang zu den Aufzügen. Niemand sah ihn unterwegs an. Ian und Eva hatten nicht gewartet. Die Aufzugstüren glitten zu. Seine Hand schwebte einen Moment reglos über den Knöpfen, sein Finger zeigte auf den dritten Stock.
    »Scheiß drauf!«
    Er drückte auf den Knopf für die Tiefgarage, Ebene Zwei. Unter keinen Umständen würde er dem kleinen Scheißhaufen Jenson San die Genugtuung lassen. Abgesehen davon irrten sie sich. Sein Team hatte keine Fehler gemacht. Es waren gute Leute, die sich wochenlang dieser einen Aufgabe gewidmet hatten, weil sie begeistert gewesen waren, überzeugt davon, dass eine Rückverfolgung der Taxis den Fall so ziemlich knacken würde. Er hatte es auch so gesehen und Elston dazu gebracht, das Immersionstheater wieder aufzubauen und zum Laufen zu bringen, was immer es ihn bei O’Rouke kosten würde. Ich habe recht, verdammt Scheiße. Ich habe recht!
    Sid parkte sein Auto in der Water Street, gleich bei der Eisenbahnbrücke, einem Relikt aus längst vergangenen Jahrhunderten. Wahrscheinlich war seit einhundert Jahren kein Zug mehr darübergefahren. Und doch bewahrte die Stadt dieses kostbare Erbe aus Eisen und rostigen Nieten, dessen zwanzig Farbschichten von der Sonne zu einem Pastellblau gebleicht waren und das von ungezählten aufgeplatzten Lackblasen übersät war, aus denen Eisenflöckchen die mit Graffiti besudelten Seiten hinunterrieselten. Die dicken steinernen Lager beiderseits der Straße waren immer noch intakt, vielen Rissen und bröckelnden Zementfugen zum Trotz. Sie waren nicht einmal drei Meter hoch, und auf beiden Seiten führten gewölbte Gehwege um sie herum, in denen es nach Urin und Hundescheiße stank.
    Sid stieg aus dem Auto und schlug den Jackenkragen hoch, um sich vor der Brise zu schützen. Newcastles wolkenloser Himmel zeigte ein strahlendes lichtdurchlässiges Türkis, und nun, da das Wetter sich darauf vorbereitete, den Winter zurückzulassen und in einen kurzen nassen Frühling überzugehen, zog sich ein Streifen aus hellem Dunst über den Horizont. Regenwasser plätscherte immer noch die Rinne entlang und folgte dem steilen Gefälle der Water Street zum Tyne. Sid stand mit dem Rücken zur Brücke und musterte die Baustelle oberhalb des Elswick Wharf.
    Es war jetzt zwei Monate her, seit sie den North aus dem Fluss gefischt und die kleine Gasse entdeckt hatten, in der das Taxi geparkt worden war, um ihn ins Wasser zu werfen. Mittlerweile waren die Gerüste und Balken ihren Panzer aus Eis und Schnee los, und vollautomatische Maschinen hatten wieder die Arbeit an dem Häuserblock für Luxus-Apartments aufgenommen. Zwei Zementmischer standen davor und warteten, während ein anderer in die Gasse zurückgesetzt hatte, die das Taxi benutzt hatte; fette, dreckige Schläuche wurden an seine Pumpen angeschlossen, sodass die Ladung bis hinauf zu der Gitterkonstruktion befördert werden konnte, die schon bald den fünften Stock bilden würde.
    Nachdem Sid zwei Monate lang im Immersionstheater gewesen war, kannte er dieses Gebiet in- und auswendig – die Betriebe, die in den einzelnen Höfen und Schuppen untergebracht waren, die Straßen, das Flussufer. Der virtuelle Raum hatte jedoch einen Glanz, der hier, in der Realität, fehlte. Hier waren die Gebäude schäbiger, die Farben matter, die Grasstreifen gelblich und von dem Schnee flachgedrückt, der die letzten vier Monate auf ihnen gelegen hatte. Trotzdem war es das Gleiche. Und sie hatten alles abgecheckt.
    »Also, wie zum Teufel habt ihr es gemacht?«, fragte Sid den trostlosen, halbvergessenen Distrikt.
    Er setzte sich in Bewegung und ging die Railway Terrace entlang, die auf der einen Seite von der Dammmauer begrenzt wurde, deren Krone mit einer ungepflegten Wildnis aus Bäumen und Büschen zugewachsen war, während sich auf der anderen Seite die zerfallenen Schienen des Betriebsgeländes befanden. Er ging weiter und kam unter einer anderen uralten Eisenbahnbrücke in der Dunn Street hindurch – genauso baufällig wie die vorherige, aber mit breiten, geschwungenen Stufen auf der einen Seite, die nach Cutting Gardens hinaufführten. Er folgte der Railway Street, in der sich die Hintereingänge zu einer weiteren Reihe kleinerer Betriebe befanden, die in ihren verfallenen Gebäuden kauerten;

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