Der unsichtbare Killer
und sie würde sorgfältig den Autos ausweichen, die manuell gesteuert wurden. »Ja, klar.«
Ian öffnete den Kühlschrank und nahm zwei Flaschen raus. Sid nahm eine und ließ sich auf seinem üblichen Platz nieder.
»Ich kann nicht glauben, dass wir es letzte Nacht so vermasselt haben«, sagte Sid.
»Last Mile ist ein steinzeitliches Labyrinth. Den Händlern gefällt es, sie zerreißen und verbrennen jeden neuen Smartdust, den die Stadt anbringt. Es war immer klar, dass es knifflig werden würde, Mann.«
»Ja, ich weiß«, seufzte er. »Ich dachte nur, wir hätten etwas Glück verdient. Das ist doch nicht zu viel verlangt. Wir hatten schon Pech genug.«
»Dann hat das Immersionstheater heute nichts gebracht?«
»Nein. Und morgen werde ich O’Rouke gegenübertreten müssen.«
»Er kann nicht alles dir in die Schuhe schieben. Er hat dir die Ermittlungen übertragen.«
Sid wusste, was Ian dachte: dass die Ermittlungen weitergehen würden – politisch gesehen musste es so sein –, aber O’Rouke einen seiner Kumpane mit der Leitung betrauen würde, um den Leuten, denen er Rechenschaft schuldete, zu beweisen, dass er pflichtgetreu alles tat, was in seiner Macht stand. Dass Sid derjenige war, der alles vermasselt hatte. »Nein! Es ist kein anderes Arschloch vorgetreten und hat es übernommen, so sieht’s aus.« Obwohl er sich jetzt fragte, ob die anderen einfach nur heimlich davor gewarnt worden waren, es zu tun.
»Aber sie werden den Fall nicht schließen. Nicht, wenn es um einen ermordeten North und diesen Alien-Monster-Schwachsinn geht.«
»Vielleicht hast du recht.« Sid trank einen großen Schluck aus der Flasche. »Also, was für Ergebnisse haben wir jetzt bezüglich unseres Mr Sherman und seinen fröhlichen Männern?«
Ian verzog unbehaglich das Gesicht. »Na ja, du hast vielleicht recht gehabt, dass Boz dich entdeckt hat. Keiner von ihnen hat seit dem Austausch letzte Nacht seinen ursprünglichen E-I-Zugangscode benutzt.«
»Oh, Scheiße auch.«
»Abgesehen von Jede. Der hat heute Nachmittag um zwei Uhr beim Monument gestanden und drei Leute angerufen, alles armselige Verbrecher, die in der Polizeidatenbank stehen. In den Anrufen ging es nie um ein Verbrechen, aber er hat die anderen dazu gebracht, einen neuen E-I-Zugangscode zu benutzen.«
»War er irgendwo, wo wir ihn sehen und die örtlichen Transnet-Zellen überprüfen können?«
»Ja.«
»Also wissen sie, dass wir an ihnen dran sind, und wollen rausfinden, wer wir sind.«
»Sieht so aus, als hätten sie einen Köder ausgelegt, Chef, ja.«
»Scheiße.«
»Wenn sie vermuten, dass wir hinter ihnen her sind, werden wir mehr tun müssen als nur die Überwachungsroutinen laufen zu lassen.«
Sid nahm noch einen Schluck. »Aye, ich weiß.«
»Was möchtest du tun?«
»Es war ein B-North, den wir aus dem Tyne gefischt haben, das beweisen die Socken. Und er wurde von einer Gang aus Newcastle in den Fluss geworfen, was meiner Meinung nach bestätigt, dass da irgendeine unbekannte Firma mit drinhängt. Meine alten Kontakte sagen mir, dass etwas Großes vorgeht, also was für eine Scheiß-Firmenaktion es auch ist, sie ist noch nicht zu Ende.«
»Mann, das ist zu groß für uns«, sagte Ian leise. »Tut mir leid, aber man muss wissen, wann man aussteigt.«
»Ja. Schätze, du hast recht.« Sid kam immer noch nicht über die A-Norths hinweg. Aldred und Augustine hatten ihm persönlich in die Augen gesehen und ihm ihren Wunsch mitgeteilt, dass der Mörder gefunden wurde. Wieso sollten sie das tun, wenn sie selbst dafür verantwortlich waren? Das Problem war: Er wusste einfach nicht genug über ihre Familie, und wie sie wirklich zueinander standen. Den eigenen Bruder-Klon zu töten war doch vermutlich das letzte Tabu, oder? Aber andererseits war er lange genug bei der Polizei, um eine Menge reichlich krankes Zeug erlebt zu haben, und nicht nur bei den RRDs.
»Du kannst das nicht heute Nacht entscheiden«, sagte Ian. »Wir müssen wissen, was bei der Rückverfolgung rauskommt. Man kann nie wissen …«
»Oh, ich weiß. Ich weiß es wirklich.« Sid trank sein Bier aus. »Wir sehen uns dann morgen.«
Dienstag, 12. März 2143
Es endete in der Rothbury Terrace in Heaton. Sid stand in der Zone, und seine Beine verschwanden im leuchtenden Grün des Heaton Parks. Dadurch bekam er einen perfekten Blick auf das Taxi, das rückwärts in die Straße einfuhr, als die virtuelle Simulation sich gleichmäßig zurückbewegte. Hier war das Makromesh noch intakt,
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