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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Montag war er damit beschäftigt, die Arbeit von zwei Tagen zu machen, alles zu überprüfen, noch einmal durchzusehen und ein weiteres Mal zu überarbeiten. Fünf Stunden verbrachte er im Immersionstheater, wo er die rückwärts laufenden Aufzeichnungen noch einmal peinlich genau durchging, sich mehr und mehr Zeit nahm – als versuche er, das Unausweichliche hinauszuschieben, das die Gerüchte beschworen. Doch das stimmte nicht, er wollte nur sicherstellen, dass es keinen Pfusch gab, nicht jetzt. Weitere Stunden, die er in Office3 verbrachte, wo er das vorwurfsvolle Schweigen derer ertrug, die vom Team noch übrig waren.
    Sie hatten das Taxi mit ihrer Rückverfolgung immer noch nicht gefunden. Alles hing davon ab. Mit allen anderen Bereichen hatten sie sich befasst – den Listen importierter Fracht, der Forensik. Nichts davon hatte zu irgendeinem Hinweis geführt. Es gab nur noch drei Taxis zu überprüfen, als er schließlich Schluss machte und den Rest der Nachtschicht überließ. Mit der Aufforderung, ihn unverzüglich anzurufen, wenn sie eines mit der Leiche des Norths fanden.
    Statistisch gesehen war es so unwahrscheinlich, dass sich das richtige Taxi unter den drei letzten befand, dass es praktisch unmöglich war. Aber er hatte nicht vor, die Suche an diesem Punkt abzubrechen – da hätte er genauso gut auch in den Tyne springen können.
    Obwohl er Jacinta versprochen hatte, schon Stunden zuvor zu Hause zu sein, um beim Packen zu helfen, fuhr er zur Falconar Street und parkte an deren nördlichem Ende. Das Türschloss an Ians Wohnungstür blitzte purpurn auf, als Sids E-I es anpingte. Er runzelte die Stirn, den Blick auf das kleine Feld gerichtet, und rief Ian direkt an.
    »Schon gut, Mann, lass mir ’ne Minute Zeit«, antwortete Ian.
    Sid musste auf der Treppe warten, während ein kühler Wind den Nieselregen gegen seine Lederjacke trieb. Schließlich wurde das Schloss grün, und Sid schob die Tür auf.
    Er hätte es sich denken können. Ian hatte ein Mädchen bei sich – ein großes, mageres Mädchen von etwa Anfang zwanzig. Sie stand in der Lounge, als er reinkam, und war dabei, ihre Füße in Sportschuhe zu schieben. Das Gemeckere, das ihm bereits auf der Zunge lag, schrumpfte zusammen und erstarb verlegen.
    »Sorry, das wusste ich nicht«, murmelte er zu Ian, der in einen Morgenmantel gekleidet neben ihr stand. Sid hasste den Eindruck, den er vermutlich bei ihr erweckte, als wäre er Ians Vater.
    »Schon okay, Mann«, sagte Ian. »Das ist Joyce.«
    »Hi, Schatz«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Ein anderes Mädchen kam jetzt aus dem dunklen Schlafzimmer; sie war noch dabei, ein Holzfällerhemd anzuziehen.
    »Und das ist Sammi«, sagte Ian.
    Jetzt kam Sid sich wirklich wie ein altmodischer Vater vor: sprachlos, und, ja, auch ein kleines bisschen neidisch. Als er einen Blick auf Ian riskierte, sah er, wie die Augen seines Partners vor Stolz leuchteten, und er wusste, dass Ian insgeheim zufrieden mit all dem hier war, denn es würde seinen Ruf als Erster-Klasse-Superdeckhengst des Reviers nur festigen.
    »Hallo«, sagte Sid wie ein kompletter Schwachkopf.
    Sammi war nicht annähernd so lebhaft wie Joyce. Sie schenkte Sid lediglich einen mürrischen Blick von irgendwo hinter ihren wirr ins Gesicht fallenden Haaren und griff nach einem Mantel, der auf dem Boden der Lounge lag. Sein Polizeiinstinkt sagte ihm, dass ihre schlechte Laune nichts mit seinem plötzlichen Auftauchen zu tun hatte, sondern vielmehr Groll darüber war, dass er nicht schon früher gekommen war.
    Ian küsste Joyce, die darauf begierig reagierte. »Ich rufe dich an«, sagte er zu Sammi. Ihre Lippen verzogen sich verdrießlich und ablehnend, und sie ging durch die Lounge nach draußen. Joyce gab Ian einen letzten Kuss, während Sammi die Treppe hinunterpolterte. »Ich rede mit ihr«, versprach sie und eilte ihr nach.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Sid.
    Ian grinste lüstern. »Klar, Mann, was denkst du?«
    »Ich denke, dass Sammi nicht sehr glücklich war.« Und dass dies nicht die Unterhaltung war, die er führen wollte, schon gar nicht in dieser Nacht.
    »Stimmt. Tja … es war ihr erstes Mal. Du weißt, wie sie da sind.«
    »Ihr erstes …?«, stammelte Sid.
    »Bei einem Dreier, Mann, bei einem Dreier.«
    »Ah. Oh, richtig.« Und nein, ich habe nicht die geringste Ahnung.
    »Ein Bier?«
    Mehr als alle anderen Leute sollten Polizisten nicht trinken und fahren. Aber die Automatik konnte ihn leicht nach Hause bringen, nur eben langsam,

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