Der unsichtbare Killer
Das Gleiche wie überall im Dschungel. Er drehte sich einmal um die eigene Achse. Die Teammitglieder, die bei den Tropics herumlungerten, beobachteten ihn. Die Berlin kreiste langsam über ihm.
»DiRito hat immer wieder gerufen, dass etwas den MTJ getroffen hat«, sagte Vance.
»Nun, er muss wohl behaupten, dass es nicht sein Fehler war.«
»Hrmm«, knurrte Vance. Er konnte immer noch den bestürzten Legionär in der kleinen Krankenstation von Wukang vor sich sehen, wie er gegen den Schmerz kämpfte und verzweifelt bemüht war, es allen anderen zu sagen, die in seine Nähe kamen: »Wir sind getroffen worden. Etwas hat uns gestoßen. Ich war es nicht! Es war nicht mein Fehler! Ich schwöre es.« Flehentlich. Beharrlich. Verstört. Vance hatte an genug Befragungen teilgenommen, hatte genug Leute erlebt, die unter Schock standen, geleugnet hatten, hinterhältig und feindselig gewesen waren. Er war sich ziemlich sicher, dass DiRito die Wahrheit sagte. Aber die Wahrheit war etwas Subjektives. Andererseits war dem MTJ ganz sicher etwas zugestoßen, dass er derart ins Rutschen gekommen war.
Aber jetzt, als Vance Stunden später an genau der gleichen Stelle war, konnte er nicht das Geringste erkennen, das er für das abrupte Ausbrechen hätte verantwortlich machen können. Er stocherte mit der Stiefelspitze in dem weichen Boden. Selbst der Matsch war gleichmäßig, es gab keine verborgenen tiefen Pfützen oder kleine Löcher. Eine Leistungsspitze in einem Nabenmotor? Immerhin war die Traktionskontrolle softwaregesteuert. Aber sie war unglaublich sicher. Und die Vorstellung, dass ein kurzer Störimpuls genau im richtigen Moment eingetreten sein sollte, sodass das hier passieren konnte …
Vance entfernte sich etwas von den verloren wirkenden Überlebenden. »Was für ein Glück, dass nicht das Biolab abgestürzt ist.«
»Allerdings«, sagte Antrinell. »In den Sitzen ist zwar ein brauchbares Körperschutzsystem eingebaut, aber das wäre einer ziemlich harten Prüfung unterzogen worden.«
»Oh. Ich dachte eigentlich mehr an das, was ihr transportiert.«
»Ah. Nun, was das betrifft, gibt es noch weniger Anlass zur Sorge. Die Sprengköpfe könnten mit Endgeschwindigkeit auf nackten Fels knallen und würden nicht einmal einen Kratzer abbekommen, ganz zu schweigen davon, dass sie bersten könnten. Sie müssen scharf gemacht werden, damit die Explosions-Sequenz beginnen kann.«
»Und die Feststoffraketen?«
»Die detonieren nicht, nur weil das Biolab sich ein paarmal überschlägt. Es sind eine ganze Menge Sicherungen in das System eingebaut.«
»Gut. Vielleicht brauchen wir die noch.«
»Wie bitte?«, fragte Antrinell.
»Ich bin nicht davon überzeugt, dass es sich um einen Unfall handelt.«
»Ich kann keinen Hinweis auf Sabotage erkennen.«
»Ich auch nicht, aber das hier liegt eindeutig irgendwo zwischen beidem. Also müssen wir sicher sein, dass unsere Ladung unversehrt ist.«
»Das kannst du nicht ernst meinen. Selbst wenn auf St Libra Außerirdische existieren, woher sollten sie wissen, was wir bei uns haben? Es gibt nur achtundzwanzig Menschen in der ganzen HDA, die von unseren Vorkehrungen für den absoluten Notfall wissen.«
Vance nickte langsam; er wollte gern glauben, dass Antrinell recht hatte und er einfach nur paranoid war. »Sag mir noch einmal, wo Angela Tramelo sich zum Zeitpunkt des Unfalls aufgehalten hat«, sagte er ruhig.
Antrinell konnte seine Erschütterung nicht verbergen. »Du machst einen Witz, ja?«
Vance sagte nichts, sah ihn einfach nur an.
»Oh, Gott, du machst keinen. Okay, sie war im Tropic hinter mir. Corporal Evitts ist gefahren. Die Mitfahrer waren: Tramelo, Kowalski und Justic. Dean Creshaun hat den letzten Tropic mit Bastian 2North, Melia und Dorchev gefahren. Sie alle können bezeugen, dass sie bei ihnen war. Wir haben sie in die Mitte genommen, Vance. Es ist unmöglich, dass sie das hier verursacht haben könnte.«
»Na schön, ich akzeptiere das erst einmal so.«
»Du glaubst wirklich, dass sie etwas damit zu tun hat?«
»Das Problem ist, dass ich zur Hölle nochmal nicht weiß, was auf St Libra vor sich geht. Es passiert einfach zu viel, als dass ich alles als Pech und Zufall abtun könnte. Aber ich habe eine gewisse Ahnung, was Angela betrifft, die ich dir anvertrauen möchte. Nur für den Fall.«
»Für den Fall … wirklich?«
»Die Todesfälle häufen sich in besorgniserregendem Tempo, findest du nicht?«
Daraufhin musste Antrinell zustimmend nicken. »Ja.
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