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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sich um den Weg gekümmert. Ich war im Biolab, direkt hinter dem MTJ. Es kann unmöglich Absicht gewesen sein. DiRito ist im Matsch zu nah an den Rand geraten. Das war leichtsinnig, aber wir alle sind hier draußen schon mal am Rand einer Schlucht entlanggefahren. Ich hätte es wahrscheinlich genauso gemacht wie er, wenn ich vorausgefahren wäre.«
    »Hast du gesehen, wie er abgestürzt ist?«
    »Nein.« Antrinell deutete auf das zermalmte Unterholz unter den Bäumen etwa zwanzig Meter entfernt von der Stelle, wo die Fahrzeuge sich einen Weg gebahnt hatten. »Wir waren da hinten. Wir haben immer mindestens vierzig Meter Abstand zwischen den einzelnen Fahrzeugen gelassen. Das haben wir gleich am ersten Tag gelernt. Wenn der MTJ aus irgendeinem Grund nicht weiterkommt, müssen alle zurückfahren und es auf einem anderen Weg versuchen. Das ist nicht leicht, wenn man dicht hintereinanderfährt.« Sein Atem pfiff zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Es gab eine Ringverbindung zwischen den Fahrzeugen. Die Schreie …«
    »Ich würde mir gern die Stelle ansehen, wo der MTJ abgerutscht ist.«
    »Natürlich.«
    Vance trat an den Rand. Der Matsch trocknete jetzt schnell. Der Boden war ein Chaos aus Fuß- und Reifenspuren und zertrampelten Pflanzen. Smara Jacka vom xenobiologischen Team und Gillian Kowalski saßen auf den Felsen; sie sicherten die Seile, an denen Josh Justice und Omar Mihambo befestigt waren, die unten beim MTJ arbeiteten und Sworowski halfen, Transporthaken an der Maschine zu befestigen. Sie waren an einer großen Bullpeitsche angebunden, die sich zum Rand hin neigte. Vance schaute nach oben zu den horizontalen zusammengerollten Ästen über ihm und der glatten, hellbraunen Rinde, die von kurzen, seidig-weißen Haaren besetzt war. Die Art und Weise, wie sich die Äste der Bullpeitsche parallel zum Boden erstreckten, erinnerte ihn an eine Zeder auf der Erde.
    Trotz der vielen Fußspuren konnte man leicht erkennen, wo der MTJ über den Rand gerutscht war. Die Räder waren durch den weichen Matsch des Hangs geschlittert und hatten dabei kleinere Pflanzen ausgerissen. Vance ging den Pfad auf der Klippe entlang, dann schloss er die Augen und befahl seiner E-I, die Aufnahme abzuspielen. DiRitos visuelle Aufnahme begann zu laufen, und Vance befand sich im Innern des MTJ, während der über den unebenen Boden ruckelte. Vor ihm waren DiRitos Hände und kämpften mit dem Lenkrad. Trotz Servolenkung und Traktionskontrolle war es eine Herausforderung, den MTJ auf diesem Untergrund in der Spur zu halten. Irgendein dummer Stolz schien DiRito angetrieben zu haben, denn er fuhr mit einer Geschwindigkeit, die Vance nur als tollkühn bezeichnen konnte. Nabenmotoren in den vier Rädern ließen den MTJ immer weiterrollen und alles außer den größten Hindernissen unter sich zermalmen. Falls es sich bei besagten Hindernissen um Baumstämme handelte, wurden sie von den an tödliche Mandibeln erinnernden Kreissägen durchtrennt.
    DiRito war aus dem Dschungel gekommen und hatte den verhältnismäßig freien Streifen entlang der Schlucht erreicht. Er bog ab und begann, parallel zur Schlucht zu fahren. Da waren ein paar Felsen …
    Vance öffnete die Augen und verglich die oberschenkelhohen Felsblöcke vor ihm mit der visuellen Erinnerung von DiRito. Zurück zur E-I.
    DiRito fuhr jetzt nach rechts, was Vance nachvollziehen konnte. Nach links zu fahren hätte ihn wieder in den Dschungel geführt, rechts war das Gelände freier, auch wenn der MTJ dadurch dem leicht ansteigenden Rand der Schlucht noch näher kam. Der MTJ fuhr erfolgreich um die Steine herum. Bewegte sich weiter die Anhöhe hinauf.
    Alles war normal, dann gab es einen Ruck, und durch die Windschutzscheibe sah man plötzlich den freien Himmel über der Schlucht. DiRito kämpfte mit dem Lenkrad, aber die Hinterräder verloren im Matsch die Traktion. Während Vance zusah, konnte er den Moment spüren, in dem der hintere Teil des Fahrzeugs herumschwang. DiRitos Arme kurbelten wild am Lenkrad und das Bild zitterte plötzlich. Der MTJ fing gerade an zu reagieren, als der Horizont sich zu neigen begann.
    »Anhalten«, sagte Vance seiner E-I. Er hatte die Aufnahme acht Mal laufen lassen, seit DiRito auf der Krankenstation von Wukang eingetroffen war. Er wollte verstehen, was passiert war.
    »Nun?«, fragte Antrinell.
    Vance stand an der Absturzstelle und betrachtete prüfend den Boden. Zermalmte Zürgelbaumbüsche und Kletterfarnwedel. Matsch, der zu trocknen begann.

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