Der unsichtbare Killer
könnte.«
»Das kann ich nur schwer glauben. Die AIA kann sich Zugang zu jeder staatlichen Personendatenbank verschaffen.«
»Nein, das können wir nicht.« Vance lächelte. »Da sind zum Beispiel die fernen Planeten. Da sie offiziell für die Transraum-Welten nicht existieren, waren wir nie in der Lage, an ihre Netzwerke ranzukommen. Und dann ist da noch New Monaco.«
»Ah. Ja, das gefällt mir. Eine Welt voller Milliardäre, die wir nie besuchen dürfen. Das würde passen.«
»Das würde es wirklich. Und es passt auch tatsächlich perfekt. Abgesehen von einer Kleinigkeit.«
»Ja?«
»Was im Namen des Guten Herrn macht eine Erbin von New Monaco als Hure bei Bartram North?«
»Oh.« Antrinells gute Laune welkte sichtlich dahin. »Ja, das ist ein Argument.«
»Die einzig mögliche Erklärung für ihre Anwesenheit im Herrenhaus wäre, dass sie eine Undercover-Agentin war. Und das ist dann wirklich ziemlich weit hergeholt. Abgesehen davon erklärt es immer noch nicht, warum sie es getan hat – jemand mit so unglaublich viel Geld und einer solchen Herkunft würde so etwas einfach nicht tun. Aber wenn sie es doch getan haben sollte, führt das fast zwangsläufig zu einem anderen Fragenkomplex: dem nach den Geheimoperationen der Firmen.«
»Du willst damit sagen, dass der Newcastle-Mord die letzte Phase eines zwanzig Jahre dauernden Kampfes zwischen zwei Firmen war und dass es gar kein Monster gibt?«
»Nein. Ich war dabei, als wir Angela verhört haben. Ich habe dabeigesessen und zugesehen, wie der Hirnscan diese Bilder aus ihren Gedanken gezogen hat. Sie hat eine Erinnerung an etwas Unnatürliches in Bartrams Villa in dieser Nacht. Und angesichts der restlichen Fragen fällt es mir schwer, das zu ignorieren.« Obwohl es da etwas gab, das er Antrinell gegenüber nie erwähnen würde, und zwar Angelas Widerstandskraft. Er hatte die zähesten Männer in diesen unheiligsten aller Zimmer zusammenbrechen sehen, hatte erlebt, wie sie weinend und bis zum Wahnsinn zugedröhnt auf dem Boden lagen und darum bettelten, irgendeine Frage gestellt zu bekommen, verzweifelt bemüht, ihre Vernehmer zufriedenzustellen. Erbärmlich in ihrem verwirrten Eifer.
Wohingegen sie von Angela alles bekommen hatten, was sie wollten, sie dabei aber nie hatten brechen können. Sie hatten sie in einen jämmerlichen, verstörten Zustand versetzt, ja. Aber ihre innere Wut brannte am Ende nach wie vor sehr heiß – man musste nur den Techniker fragen, der ein Auge deshalb verloren hatte. Sie hatte sich niemals unterworfen. Und man musste schon ein ganz besonderer Mensch und total von sich überzeugt sein, um durch all das, was Frontline einem entgegenwerfen konnte, hindurchzugehen und mit einer verhältnismäßig unversehrten Psyche zu überleben. Ein Mensch mit der unermesslichen Arroganz und dem Selbstwertgefühl all derer, die auf New Monaco geboren und aufgewachsen waren. »Verflucht.«
»Ja, allerdings«, sagte Vance. »Wir sind wieder genau da, wo wir einmal angefangen haben, bei einer Menge unerklärlicher Todesfälle auf St Libra. Wenn wir das hier aufklären wollen, brauchen wir wissenschaftlich abgesicherte Beweise. Also, was hast du für mich?«
»Nichts Hilfreiches«, gab Antrinell zu. »Wir haben über achttausend Proben genommen, seit der Konvoi Wukang verlassen hat. Die Jungs sind mit den ausgegebenen Sammlern richtig gut geworden. Wir haben bereits siebzig Prozent bearbeitet. Es gibt hier draußen eine phänomenal hohe Anzahl verschiedener Pflanzenarten, aber keine echte Abweichung von der auf St Libra im Allgemeinen vorherrschenden genetischen Sequenz.«
»Okay.«
»Und das gilt nicht nur für hier, Vance. Wir haben auch Proben in Abellia, Edzell und Sarvar genommen. Es gibt nirgendwo eine Abweichung.«
»Aber die Proben stammen nicht aus einem größeren Gebiet.«
»Nein. Allerdings erstreckt sich der Raum, in dem sie entnommen wurden, über sechstausend Kilometer. Und totale Stabilität über eine solche Entfernung ist ein ziemlich zwingender Indikator. Dabei haben wir noch nicht einmal den ebenfalls vorhandenen Mangel an Abweichungen einberechnet, der sich bis hinunter zu den Independencys erstreckt.«
»Willst du damit sagen, dass wir hier unsere Zeit verschwenden?«
Antrinell zuckte mit den Schultern. »Wenn es nach mir ginge, würde ich sagen, ja. Ich bin dafür, dass wir unsere Sachen packen und nach Hause zurückkehren. Diese Welt ist sicherlich seltsam, und je mehr ich von ihr sehe, desto mehr tendiere ich
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