Der unsichtbare Killer
erkennen. Ihr Haar war blond und voluminös, zu einem langen Zopf gebunden, der kaum von einem silbernen Netz im Zaum gehalten wurde und ihr über den ganzen Rücken hinabfiel. Trotz ihrer Figur war es ihr Gesicht, das ihn dazu brachte, sie anzustarren, obwohl er wusste, dass er unhöflich war. Er konnte sich jedoch nicht zurückhalten. Sie war schön, mit einer deutlich hervortretenden Knochenstruktur, die eine kecke Nase und himmlisch feuchte Lippen rahmte. Zauberhafte grüne Augen warfen ihm einen toleranten Blick zu, der ganz bestimmt nicht lange anhalten würde.
»Ich … Hallo«, stammelte er. Hinter ihm versteifte sich Noah missbilligend und besorgt – sie waren seit fünf Sekunden da, und schon war der Boss vor Liebe wie vom Donner gerührt. Saul konnte nichts dagegen machen, er hatte bereits einige Abende mit betuchten, netten jüdischen Mädchen verbracht, aber keine von ihnen hatte je auch nur annähernd einen solchen Eindruck hinterlassen. Er war nur ein wenig irritiert von ihrem Alter; sie sah aus wie 18. Würde sie sich um einen Abstand von zehn Jahren Gedanken machen? Sollte er sich Gedanken machen? Was würde Mutter sagen?
»Meine Assistentin, Angela Matthews«, stellte Brando Castellano sie mit fachmännisch guter Laune vor.
»Ich dachte, Angela Matthews gehört dieses Büro«, sagte Noah.
»Das ist Mom«, erwiderte Angela. »Ich bin eigentlich Angie Jr.«
»Ich bin froh, dass Sie hier sind, und nicht Ihre Mutter«, sagte Saul, ehe er es verhindern konnte.
Die letzten Spuren von Erheiterung schwanden aus den grünen Augen. Noah stöhnte nur auf. Saul lief dunkelrot an und schüttelte schlaff ihre dargebotene Hand.
Brando Castellano forderte sie alle mit einer Geste zum Platznehmen auf. »Also suchen die Herren nach ein paar landwirtschaftlichen Maschinen?«
»Äh, ja«, bestätigte Saul. Angela stand immer noch hinter Brando. Er legte den Kopf zurück, um sie anzusehen. Oder vielmehr zu bewundern. Sie war so viel ernsthafter als alle anderen Teenager, denen er begegnet war. Auch selbstsicherer. »Ich baue auf einer neuen Welt eine Farm auf. Wir würden gerne sehen, was für ein Angebot Sie uns unterbreiten können.«
»Mit uns bekommen Sie das Gesamtpaket«, sagte Angela.
War das eine Anmache? Es klang danach. »Ja, das möchte ich wetten.«
Noah legte sich tatsächlich eine Hand über die Augen und massierte sich die Schläfen, während er aufseufzte. »Hatten Sie Zeit, sich unsere Liste anzuschauen?«
»Na ja, ich bin sie gestern Abend ganz durchgegangen«, sagte Brando Castellano. »Es freut mich, Ihnen mitzuteilen, dass wir jeder Anforderung gerecht werden können.«
»Wirklich?«, fragte Saul.
»Dieses Büro repräsentiert ein großes transstellares Unternehmen«, warf Angela ein. »Und durch die Größe Ihres Auftrags werden Sie sehr attraktiv für uns.«
Sie flirtete. Tatsächlich!
»Jeder kann diese Ausrüstung liefern«, sagte Noah. »Worüber wir uns eigentlich Gedanken machen, ist der Support nach dem Kauf.«
»Ein Unternehmen ohne glückliche Kunden ist sehr schnell aus dem Geschäft«, versicherte ihm Brando Castellano. »Das wissen wir alle.«
»Aber können Sie das auch in den Vertrag einfügen?«, fragte Saul.
»Wir würden nur einem Deal zustimmen, der Sie völlig befriedigt«, bestätigte Angela.
Noch eine Anmache? Bitte lass es eine Anmache sein.
»Wir werden uns die Finanzierungsstruktur sehr genau anschauen«, sagte Noah.
»Unsere Darlehenskonditionen sind sehr vorteilhaft«, versprach Brando Castellano. »Sind Sie eher an Leasing oder gleich an einer Finanzierung als Eigentümer interessiert?«
»Für diese Menge benötigen wir Sonderkonditionen.«
»Aber natürlich«, sagte Angela. Ihre Lippen krümmten sich zu einem winzigen Lächeln. »Bei einem größeren Vertrag, worunter der Ihre in dem Gebietsbüro fallen würde, das Ihrem Standort entspricht, hat der Besitzer einen viel größeren Einfluss. Glauben Sie mir, wenn wir den Deal möglich machen können, wollen wir Sie uns nicht durch die Lappen gehen lassen. Durch schiere Größe erhalten Sie immer die Macht, einen Nachlass auszuhandeln sowie die allergünstigsten Konditionen.«
»Ja.« Saul wollte sehen, was Noah gegen dieses hervorragende Argument einbringen würde. Aber aus irgendeinem Grund schien Noah angewidert aufgegeben zu haben.
Dann ging es um die Einzelheiten. Genau der Kram, der Saul aus dem Familienunternehmen hatte flüchten lassen. Nicht heute. Heute brachte er alles ein, was er
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