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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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bedeutendes Kerngebiet, dessen Beständigkeit eine Menge anderer Firmen anzog, die in unruhigen Zeiten nichts dringender suchten als Stabilität. Neue Industrien blühten auf. Ältere Industrien und Unternehmen entwickelten sich weiter und überlebten. Insgesamt hatte Boston die Veränderungen des einundzwanzigsten Jahrhunderts ohne Zaudern durchgestanden und war relativ unversehrt daraus hervorgegangen.
    Saul ließ den Common hinter sich und machte sich zur Summer Street auf. Es gab viel Verkehr, weil alle ihren Endspurt zum Büro oder Studio oder Laden hinlegten. Ihm war niemals klargeworden, wo all die Leute parkten, die in der Innenstadt arbeiteten. Jeder Block war vollgestopft mit florierenden Geschäften, wofür die quirligen Anwohner, die um ihn herum den Bürgersteig belagerten, Beweis waren. Diese ständige städtische Munterkeit machte Saul sehr stolz auf die alte Stadt. Aber ihm war immer bewusst gewesen, dass sie nicht für ihn bestimmt war. Sein älterer Bruder Joseph würde das Familienunternehmen weiterführen; zu Zeiten seines Urgroßvaters war es dabei einfach um den Grundstückshandel gegangen. Aber da die Grundstückspreise während Amerikas interstellarer Expansion zusammengebrochen waren, hatten sein Großvater und Vater sich stark in Entwicklung und Finanzen aufgefächert. Inzwischen war Joseph in das Büro im obersten Stock der Kilby Street eingezogen und saß hinter dem Schreibtisch aus Rosenholz, der 1958 in Auftrag gegeben worden war. Joseph, der für den Vertragsabschluss lebte, der im Angesicht von endlosen buchhalterischen Details, Vertragsklauseln und Steuerabschreibungen aufblühte, was Saul vollkommen ermüdend fand. Und seine jüngere Schwester Lindsey war bereits mit ihrem orthodoxen Ehemann Peter nach Ramla ausgewandert. Viel zu orthodox für Sauls eher vernachlässigbare Grundsätze, aber Lindsey liebte ihn und war glücklich, danach klang es zumindest in den unregelmäßigen pflichtschuldigen Anrufen unter Geschwistern, mit denen sie einander auf dem Laufenden hielten.
    Er erreichte die Kreuzung Purchase Street und machte sich auf den plötzlichen Schwall von Fußgängern gefasst, die aus der South Station strömten. An der Kreuzung mit der Congress Street wartete Noah auf ihn, sein 43jähriger Landmanager, der sich an dem Treffen beteiligte, um dafür zu sorgen, dass er sich nicht vollkommen zum Esel machte. Saul war der Ansicht, dass sie ein gutes Team abgaben; sein Geld und seine Begeisterung im Verein mit Noahs Erfahrung und praktischem Ansatz. Eine sichere Grundlage für den Erfolg. Sie betraten das moderne, carbonschwarze Bürogebäude und nahmen den Aufzug zum elften Stock.
    Massachusetts Agrimech hatte ein Eckbüro mit einer unverstellten Aussicht hinab auf die schmalen Fort Point Channel Parks. Während er im Empfangsraum stand, betrachtete Saul die kleinen automatischen Traktoren, die umherfuhren und das vergilbte Gras des Parks kurz hielten. Er fragte sich müßig, ob auch sie von Massachusetts Agrimech stammten – das wäre eine gute Werbung gewesen –, denn sie schienen jede vorstellbare Art von Maschine herzustellen, die man in der Landwirtschaft einsetzen konnte.
    »Mr. Castellano wird Sie jetzt empfangen«, sagte der Empfangsmitarbeiter, ein gut aussehender junger Mann in einem Imitat des diesjährigen Geschäftsanzuges von Yomoshi.
    Saul und Noah gingen durch die hohen schwarzen Holztüren in ein Büro, das spartanisch-teuer eingerichtet war, mit weißen Wänden und schwarzer und roter Möblierung. Es gab keinen Schreibtisch, nur einen Besprechungsbereich, in dem Sofas um einen Tisch aus Walnussholz und Rauchglas gruppiert waren. Brando Castellano erhob sich mit einem professionellen, einladenden Lächeln von dem roten Sofa. Er war ziemlich genau das, was Saul erwartet hatte, ein Mann in den Fünfzigern, der nicht genug Zeit im Fitnessstudio verbrachte und sich seine dunklen Anzüge dementsprechend schneidern lassen musste. Allerdings schreckte ihn der Stetson auf dem Kaffeetisch ein kleines bisschen ab. Und dann begrüßte sie Brando Castellano auch noch mit einem sehr texanischen: »Howdy, Leute!«
    Doch zu diesem Zeitpunkt achtete Saul nicht mehr auf Brandos Akzent und Aussehen. Hinter dem roten Sofa stand ein Mädchen. Sie trug maßvoll hochhackige Schuhe, wodurch sie ungefähr von gleicher Größe wie Saul war. Ein verführerischer, athletischer Körperbau ließ sich mühelos unter dem schicken engen Kostüm mit seinem über den Knien endenden Rock zu

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