Der unsichtbare Killer
dass Ian im Streifenwagen nicht die ganze Zeit auf Tallulahs Brüste gestarrt hatte. Vielleicht war es eine schlechte Idee gewesen, ihm diese Pflicht zu überlassen.
Tallulah Packer war Verhörraum 4 zugewiesen worden. Als Sid dort ankam, standen Ralph und Eva draußen, was hieß, dass Ian und Aldred mit ihr im Raum waren. Im richtigen Leben war Tallulah genauso erschreckend attraktiv, wie sie auf den Bildern ihrer ID-Daten dargestellt worden war. Groß genug, um für das Team ihrer Universität Korbball zu spielen, mit einem runden Gesicht, eingerahmt von dichtem, dunklem kastanienbraunem Haar, das ihr bis kurz über die Schultern reichte. Auf einen breiten Mund war ein perfekt abgestimmter burgunderroter Lippenstift aufgetragen, der die Sinnlichkeit der Lippen unterstrich, während die tiefbraunen Augen voller Sorge standen. Sid konnte nur annehmen, dass ihr Schweiß die Luft des Verhörraums mit unverfälschten Pheromonen geschwängert hatte, denn das war der einzige Grund, weshalb ein professioneller Polizeibeamter wie Ian auf der Tischkante sitzen und mit einem beruhigenden Lächeln, das sein ganzes Gesicht einnahm, mit ihr plaudern konnte. Zumindest Aldred übte sich einigermaßen in Zurückhaltung, saß hinter dem Schreibtisch und schwieg höflich.
Chantilly Sanders-Watson betrachtete die Szene mit einem einzigen interessierten Blick. Beim Anblick von Boris stand Tallulah rasch auf, und die beiden umarmten sich.
Ian legte Boris eine zögernde Hand auf die Schulter. »Das reicht, Sir.«
»Das ist meine Verlobte, Sie Trampel. Geht es dir gut, Liebling?«
»Alles in Ordnung«, sagte Tallulah mit trauriger Stimme. »Wirklich.«
»Es war ein Entgegenkommen, dass wir gestattet haben, Sie hier hereinzulassen, Sir«, erklärte Sid. »Nun, da Sie gesehen haben, dass es Ihrer Verlobten gut geht, werden Sie in unserem Gästezentrum warten müssen, bis die Befragung beendet ist.«
»Ich bleibe bei Tallulah!«, beharrte Boris.
»Ist in Ordnung«, sagte Chantilly Sanders-Watson. »Von hier an übernehme ich.«
Sid winkte Eva herein und brachte sie dazu, den schäumenden Boris aus dem Verhörraum zu geleiten.
»Ich würde gerne wissen, warum Sie mit meiner Mandantin in einem polizeilichen Verhörraum sind?«, fragte die Anwältin Aldred 2North.
»Ich bin bei diesem Fall ein zugelassener rechtlicher Vertreter meiner Familie«, erwiderte Aldred glatt. »Ich werde Ihnen das Registrierungszertifikat senden.«
»Ich bitte darum.« Sie starrte Ian an. »Üben Sie hier eine neue Befragungsmethode, Detective?«
»Was?«
»Das GE-Kriminellen-Arrest-Gesetz von 2131 setzt eindeutig fest, dass ein Verhör unter Gewahrsam nicht auf einschüchternde Weise geführt werden darf. Sie ragen regelrecht über meiner Mandantin auf. Das kann sehr bedrohlich wirken.«
Ian rollte mit den Augen und erhob sich.
Chantilly Sanders-Watson setzte sich neben Tallulah und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. »Die Polizisten werden uns nun verlassen. Sie und ich werden uns unterhalten, und wenn Sie danach mit ihnen sprechen möchten, werde ich das gestatten.«
Sid und die anderen verließen den Verhörraum.
»Wer ist diese Zicke?«, fragte Ian.
»Jemand, den wir nicht Zicke nennen«, gab Sid zurück. »Du musst für mich deine offiziellen Logdaten von der Festnahme heute Vormittag vorbereiten. Die Anwältin will sie sich anschauen.«
»Auch die visuellen?«, fragte Ian mit besorgter Stimme.
»Ja. Soweit ich weiß, gibt es ein paar Pannen im Zwischenspeicher der Wache. Sieh sie noch einmal durch, um dafür zu sorgen, dass es nicht zu viele sind.«
»Verstanden, Boss.«
»Ich kann nicht glauben, dass wir das tun müssen«, beschwerte sich Aldred.
» Wir müssen es auch nicht«, sagte Ralph spitz.
»So weit sind wir noch nicht«, erwiderte Sid. Das Bild des ausgepumpten Ernie, der vergessen in Verhörraum 7 wartete, wollte ihn immer noch nicht loslassen.
»Ein einziger Hinweis, dass sie beteiligt war, und sie kommt mit mir«, warnte Ralph.
»Verstanden, aber ich will zuerst so viel aus ihr herausbringen, wie ich kann. Sie ist kein zäher Knochen wie Ernie.«
»Die Anwältin schon«, bemerkte Aldred.
»Die ebenfalls entfernt werden wird, wenn sie mich aufregt«, sagte Ralph. »Und das übrige Verhör wird dann mit der autorisierten Methode der HDA durchgeführt werden.« Er schickte Sid ein Symbol. »Ist alles genehmigt und wartet nur auf mein Zertifikat, um aktiviert zu werden.«
Es dauerte weitere zehn Minuten, aber
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