Der unsichtbare Killer
schließlich kam Chantilly Sanders-Watson heraus und verkündete: »Meine Mandantin hat sich bereit erklärt, mit Ihnen zu sprechen, um jegliches Missverständnis aufzuklären, was ihre Beteiligung in Ihrem Fall betrifft.«
Sid übernahm die Führung, Ian saß auf dem Stuhl neben ihm. Damit war er zufrieden – es hieß, dass er nicht direkt der frostigen Chantilly gegenübersitzen musste.
»Ich muss Sie fragen, wo Sie am Freitag den 11. Januar waren«, fing Sid an.
Tallulah beugte sich vor, eifrig um eine Antwort bemüht. »Dazu muss ich nicht einmal mein persönliches Log prüfen. Wir waren in Amsterdam, in einem kleinen Hotel gleich am Rembrandt-Platz. Es war ein langes Wochenende zum Ausspannen.«
»Wir?«
»Boris und ich. Er hatte etwas zu feiern. Seine Bank war an der Anleihe für die neuen Fusionskraftwerke beteiligt.«
»Wie lange waren Sie weg?«
»Von Donnerstag bis Montag.«
»Ich brauche alle Einzelheiten.«
»Natürlich.«
»Und ich werde auch Mr Attenson befragen wollen.« Eigentlich wollte er das nicht; Sid wusste einfach, dass keiner von ihnen in den Mord verwickelt war. Sie waren zu besorgt und zu verblüfft, und sie nahmen ihm die Tortur, die er ihnen auferlegte.
»Ich werde es ihm übermitteln«, sagte Chantilly Sanders-Watson.
»Gut. Es wäre im Interesse beider Mandanten.«
»Sind Sie jemals Adrian 2North begegnet?«, fragte Ian.
»Nein. Niemals. Weshalb?«
»Kann ich Ihnen nicht sagen, tut mir leid«, erklärte Sid. »Kennen Sie irgendwelche anderen 2Norths?«
»Aber natürlich, ich arbeite für sie. Ich begegne ihnen regelmäßig.«
»Verstehe.« Das war eine interessante Antwort, von der er annahm, dass Chantilly sie präpariert hatte. »Gibt es einen Grund, weswegen Adrian in Ihr Apartment kommen sollte?«
»Nein. Ich habe Ihnen doch gesagt, ich kenne ihn nicht. Ist das der aus dem Carjacking?«
Sids E-I holte sich einen Abschnitt aus dem Transkript von Ernies Befragung durch die HDA. »Offensichtlich haben die Leute, die geschickt wurden, um den Mord zu vertuschen, Ihre persönlichen Zugangsdaten gekannt. Im Grunde sind sie einfach hineingegangen, ohne Alarm auszulösen, ohne Fragen aufkommen zu lassen. Wem haben Sie die Daten gegeben?«
»Nur Boris.«
»Früheren Partnern? Familienmitgliedern? Freunden?«
»Nein. Nur wir beide. Wirklich.«
»Einem Typen vom Kundendienst? Vielleicht jemandem, der letztes Jahr gekommen ist, um den Kühlschrank zu reparieren?«
»Nein. Das wird alles von der Gebäudeverwaltung übernommen. Wenn irgendetwas nicht funktioniert, muss ich den Zugang genehmigen, und sie werden vom Sicherheitsdienst in die Wohnung begleitet. Das gehört alles zur Miete. Deshalb gibt es innerhalb des Apartments keine Meshes, und man hat seine Privatsphäre. Es ist schwer, hineinzukommen, aber sobald man drinnen ist, ist man vollkommen sicher. Das hat mir gefallen. Es war ein großer Grund, weshalb ich mich für St James entschieden habe.«
»Aber jeder aus dem Sicherheitsteam von St James kann in Ihr Apartment gelangen?«, fragte Chantilly Sanders-Watson.
»Nun, ja, wenn es sich um einen Notfall handelt.«
»Danke sehr.« Die Anwältin warf Sid einen verhaltenen siegreichen Blick zu. »Reinigungspersonal irgendwelcher Art? Stellt das auch das St James zur Verfügung?«
»Ja, mein Vertrag umschließt eine Reinigung zweimal die Woche. Sie kommen nur, wenn ich bei der Arbeit bin.«
»Das macht also eine Menge Leute, die kommen und gehen können, ohne dass Sie tatsächlich anwesend sind?«, fragte die Anwältin.
»Das nehme ich an, ich habe wirklich niemals so genau darüber nachgedacht. Die Verwaltung hat versprochen, dass die Strafregister all ihrer Mitarbeiter überprüft würden. Sie würden niemanden einstellen, der mit dem Gesetz in Schwierigkeiten geraten ist.«
»Danke sehr«, sagte Sid betont zur Anwältin. »An welchen Tagen kommt das Reinigungspersonal?«
»Montag und Donnerstag.«
»Sind Sie mit irgendwelchen kriminellen Elementen in der Stadt befreundet?«
»Das müssen Sie nicht beantworten!«
Tallulah lächelte dümmlich. »Ich kenne eine Menge Leute aus dem Finanzsektor.«
»Tun wir das nicht alle«, bestätigte Sid. »Und sonst?«
»Nein, keine Gangster oder so was in der Art.«
»In Ordnung. Tallulah, die Arzneien in Ihrem Bad, wissen die Leute, bei denen Sie sie gekauft haben, wo Sie wohnen?«
Tallulah wurde rot.
»Detective«, warnte Chantilly Sanders-Watson. »Dieses Knirschen ist das Geräusch des dünnen Eises, auf dem Sie
Weitere Kostenlose Bücher