Der unsichtbare Killer
sich bewegen.«
»Wir müssen es wissen«, sagte Sid ernst. »In Ihrer Wohnung ist ein Mensch umgebracht worden. Wir müssen wissen, weshalb das St James als Ort dafür gewählt wurde.«
»Ich weiß es nicht«, beharrte Tallulah. »Wir haben das Mittel in einem Club bekommen. Ich habe die Typen, die es verkauft haben, nie zuvor gesehen. Schauen Sie, ich bin ehrlich. Das ist ein absoluter Albtraum für mich.«
»In Ordnung ich weiß auch, dass das Ihr Gedächtnis ziemlich beansprucht, aber ist Ihnen in dieser Zeit irgendetwas aufgefallen? Damals im Januar? Ist Ihnen vielleicht jemand gefolgt? Sind Sie irgendjemandem immer wieder begegnet?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf und wirkte ganz elend. »Nichts dergleichen.«
»Als Sie von diesem Wochenende in Amsterdam zurückgekehrt sind, war da nichts an Ihrem Apartment merkwürdig?«
»Nein.«
»Hat irgendein Ex Sie bedroht?«
»Nein.«
»Was ist mit der Arbeit? Haben Sie mit wirtschaftlich heiklen Informationen zu tun?«
»Eigentlich nicht. Es geht alles ums Sammeln und Interpretieren von Daten. Die Schlüsse daraus sind KI-unterstützt. Ich nehme an, sie könnten etwas wert sein, wenn man sie an die richtigen Leute verkauft.«
»Also sind Sie daran beteiligt, die zukünftige Firmenpolitik zu bestimmen?«
»Ich denke, Sie überschätzen meine Position. Unsere Abteilung generiert pro Woche hundert Marktvorschläge.«
»Wegen Ihrer Schlüsse hat nie jemand Kontakt mit Ihnen aufgenommen, ein Interesse daran gezeigt, an Ihre Ergebnisse zu kommen, Ihnen Geld angeboten?«
»Nein. Darüber rede ich nicht einmal mit Boris.«
»Haben Sie Ihren visuellen Zwischenspeicher vom Januar?«, fragte Ian.
»Nein, den lösche ich nach einer Woche. Jeder sagt, dass man das tun soll.«
»Nur für die Zukunft: Das ist ein urbaner Mythos«, sagte Sid. »Alle wären viel sicherer, wenn sie ihre visuellen Speicherdaten aufheben würden.« Er konnte sehen, wie Chantilly Sanders-Watson spöttisch eine Augenbraue hob. Sie ließ die Behauptung allerdings stehen.
»Wem haben Sie erzählt, dass Sie übers Wochenende wegfahren?«, fragte Ian.
Tallulah blies die Wangen auf, während sie sich bemühte, sich daran zu erinnern. »Ich bin mir nicht sicher. Ein paar Leuten auf der Arbeit vielleicht. Ich musste diese Tage mit meinem Chef absprechen, also wusste er es.«
»Vielen Dank für Ihre Mitarbeit«, sagte Sid. »Ich muss Sie darum bitten, hierzubleiben, während mein Team Ihre Geschichte bestätigt. Und ich fürchte, Ihr Apartment ist offiziell als Tatort eines Verbrechens eingestuft worden. Die Forensik sollte morgen fertig sein. In der Zwischenzeit kann ich Ihnen anbieten, Sie in einem Hotel in der Stadt unterzubringen.«
»Danke. Ich werde bei Boris bleiben.«
»Sie hat nichts damit zu tun«, verkündete Sid in Office3. Er blickte auf den großen Wandschirm, der Tallulahs Bild zeigte. Darauf trug sie ein schönes blaues Kleid und lächelte strahlend, während das Sonnenlicht auf ihrem Haar wie in einer Shampoowerbung leuchtete. »Lassen wir das hinter uns«, sagte er zu Reannha. »Aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich mich irre, will ich, dass Tallulahs Angaben für dieses Wochenende in Amsterdam überprüft und verifiziert werden. Hoffentlich können wir sie heute Nachmittag hier herausschaffen.« Ehe sie noch jemanden ablenkt. »Ian, du kommst mit mir. Wir befragen als Nächstes Boris.«
»Ach, scheiße.«
Tallulah Packer wurde an diesem Nachmittag um vier Uhr fünfzehn aus dem Gewahrsam der Polizei entlassen, mit einer vom Gericht auferlegten Reisebeschränkung, die sie für die nächsten Tage in Newcastle halten würde.
Das Team behauptete, dass ihr Alibi perfekt war. Sie und Boris waren die ganze Zeit über in Amsterdam gewesen. Die Polizei von Amsterdam schaffte es sogar, ein paar Speicherdaten von den beiden aus dem Log zu ziehen, was das Alibi verstärkte.
»Warum dann ihr Apartment?«, fragte Ian an diesem Abend, als er, Sid und Eva in seiner Wohnung zusammenkamen.
»Die Leute, die mit ihr arbeiten, wussten, dass es leerstehen würde«, sagte Eva. »Ihre Urlaubsanfrage lag im Personalnetzwerk von Northumberland Interstellar. Es war für jemanden, der nach einer zufälligen Deckung sucht, wohl nicht sonderlich schwer, das herauszufinden. Ich behaupte, sie wurde einfach ausgewählt, um uns aus der Bahn zu werfen.«
»Sie war sehr ausweichend, als es darum ging, ob sie irgendwelche 2Norths kennt«, meinte Sid. »Sie hat es nicht geleugnet, aber ihre
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