Der unsichtbare Killer
immer es getan hat, wollte also nicht länger dableiben, und sie wollten auch vermeiden, dass Tallulah etwas merkt. Also gut. Deshalb haben sie genau vorausgeplant für die Beseitigung.«
»Ja.«
»Und sonst kannst du mir nichts sagen?«
»Wir haben jeden Fingerabdruck eliminiert, den wir gefunden haben, jede Spur von DNS. Sie sind alle zugeordnet; entweder sind es Angestellte des St James’ oder Tallulahs Freunde. Es gibt dort nichts, was dir helfen wird. Ich habe jeden Test durchgeführt, den wir haben, und habe dabei mehr Proben genommen als üblich.«
»Klar, danke, das weiß ich zu schätzen.«
»Was bleibt dann noch?«
»Einen Statusbericht für O’Rouke zusammenzustellen. Was danach geschieht, liegt nicht an mir.«
Tilly kniff die Lippen zusammen. »All die Dinge, die wir heute tun können, die Datenlawine, die wir loslassen können – ich habe wirklich gedacht, man könnte jedes Verbrechen aufdecken, wenn man nur genug Ressourcen hineinpumpt.«
»Ja, das hier ist eine andere Dimension, so viel ist sicher.«
Sie erhob sich und strich sich eine widerwillige Haarsträhne aus den Augen. »Manchmal muss man einfach lockerlassen, Sid.«
»Das sagen sie alle.«
Sid aß zusammen mit Ian in der Kantine. Alle Tische waren besetzt, denn alle Beamten befanden sich in Alarmbereitschaft, standen auf Abruf durch die GE-Grenzdirektion bereit, falls es einen Durchbruch durch das Gateway geben sollte.
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Ian, während er seinen Tomatensalat aß. »Diese GE-Truppen sind harte Schweine, und sie sind voll ausgerüstet zur Unterdrückung von Unruhen.«
»Das ist keine Unruhe«, sagte Sid. »Highcastle ist eine Stadt voller kluger, gebildeter Leute, die Panik schieben. Zehn von ihnen genügen, die, nachdem sie von GE ernsthaft angepisst wurden, zurück in ihre Mikrofakturen gehen und mit echten Waffen wiederkommen. Es wird ein neues Amsterdam ’21 geben.«
»Ich habe gehört, dass sie Legionärs-Truppen zur Unterstützung haben. Rocco drüben auf der Blakelaw-Wache hat gesehen, wie sie auf der Last Mile aufziehen. Mit verdunkelten Autos und allem.«
»Auf der anderen Seite stehen drei Millionen Leute. Es ist mir egal, was sie alles aus der militärischen Trickkiste ziehen und die Rampe zum Gateway raufschleppen, letztendlich werden die durchkommen.«
»Also das Gateway abschalten.«
»Und uns vom Bioil abschneiden? Keine Chance.«
»Nun, ich verstehe immer noch nicht, was sie von uns erwarten, wenn die Leute in Scharen durchströmen. Da wird sich schon die HDA drum kümmern müssen.«
Ralph Stevens stand plötzlich an ihrem Tisch. »Hat jemand nach der Kavallerie gerufen?«
»Hey.« Sid grinste zu ihm hinauf. »Wollen Sie sich uns anschließen? Wir können irgendwo einen Stuhl für Sie auftreiben.«
»Nein, schon okay.« Ralph reichte ihm eine Tasche von Mikalljan. »Hier ist das Hemd aus Kolhapur, um das Sie gebeten haben. Probieren Sie es. Wenn es Ihnen gefällt, kann mein Kontaktmann Ihnen noch ein paar besorgen. Das Gewebe ist aus Syeel, das wächst nirgendwo sonst. Hat was mit den Enzymen im Boden zu tun.«
Sid nahm die Tasche und stellte sie neben sich ab. »Danke.«
Ralph winkte mit einem Finger und ging wieder.
»Ein Hemd?«, fragte Ian.
»Ja, dieses Syeel-Zeug soll angeblich die beste Baumwolle in der Galaxis sein. Hast du gehört, dass Aldred heute Vormittag hier war?«
»Was hat er gewollt?«
»Sie haben Zebediahs Spur verloren. Seit Beginn der Expedition wurde er in den Independencys nicht mehr gesehen. Keiner seiner Jünger weiß, wo er ist.«
»Nun, das ist keine Überraschung, keine große zumindest.«
»Nein.« Sid spießte einen Fleischball inmitten seiner Spaghetti auf. »Wahrscheinlich nicht.«
Donnerstag, 26. März 2143
Die Sonne war hell genug, dass sie den Sicherheitsfilm auf den Fenstern von O’Roukes Büro regelrecht in einem gedämpften Safrangelb glühen ließ. Der Dunst, der das Büro durchzog, schaffte es irgendwie, die Pockennarben auf dem Gesicht des Chief Constables zu betonen und seinen Hautton zu verdunkeln. Dass er schweigend hinter seinem Schreibtisch saß, während Sid ihn aufs Laufende brachte, machte es nicht besser. Sein Schluss: Ein North war als Folge eines Zwists innerhalb des Konzerns ermordet worden.
»Wir können Ernie und seine Mannschaft noch weitere achtundvierzig Stunden ohne Anklage hierbehalten, aber danach werden wir uns neu darum bemühen müssen. Ich muss dem Richter die Bestätigung vorlegen, dass
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