Der unsichtbare Killer
wirbelnde Polarlicht auf sie herab und schimmerte auf der breiten Schicht aus Hagelkörnern, die den Boden bedeckten.
Angela und die Legionäre krochen unter dem Lastwagen hervor und blickten sich in dem zerstörten Lager um. Stiefel knirschten auf der unebenen Eisschicht. Es fing bereits an zu schmelzen, Dampfschwaden verdichteten sich um Angelas Beine und stiegen auf. Leute kamen aus allen Zufluchtsstätten heraus, die sie vor der furchteinflößenden Feindseligkeit des aufgewühlten Himmels gefunden hatten.
»Wow, heilige Scheiße«, murmelte der entsetzte Paresh, als er den Schaden begutachtete. Keines der Zelte stand mehr. Bei den wenigen, die noch einen intakten Rahmen aufwiesen, hingen die Fetzen der fotovoltaischen Planen herab und flatterten schwach im nachlassenden Wind. Hagelkörner hatten das glänzend schwarze Gewebe zerfetzt, als wäre es Zellstoff. Selbst das große Kantinenzelt in der Mitte hatte lange Risse im Dach, seine Pfosten neigten sich bedrohlich. »Das kann so nicht weitergehen«, sagte Paresh laut, kurz vor einem Panikanfall. »Wir müssen hier heraus. Scheiß auf die Blitze, sie müssen uns eine Daedalus schicken. Sie müssen.«
»Werden sie«, sagte Angela, auch wenn sie wusste, dass es eine Lüge war. »Mach dir keine Sorgen, sie werden kommen und uns holen.«
Montag, 25. März 2143
Office3 war unterbesetzt, als Sid eintraf. Eva und Abner saßen an ihren Schreibtischen, versunken in ihre Medien-Konsolen, aber sie waren allein. In der letzten Nacht hatte man die Polizisten der Stadt und die Agency-Constables massenweise in einem Wartebereich an der Last Mile aufgestellt. Sie waren die ganze Nacht über in Bereitschaft gehalten worden, um die Truppen der GE-Grenzdirektion zeitnah unterstützen zu können.
Die Einwohner von Highcastle hatten einen Durchbruchsversuch unternommen. Auf der Seite von St Libra hatte der Aufstand Stunden gedauert. Die Truppen der Direktion hatten letztlich Wasserwerfer eingesetzt, Hitzeinduktionsstrahlen und Demobilisierungsgeschosse. Schließlich waren die Möchtegern-Heimkehrer zurückgetrieben worden. Aber sie waren noch da; Tausende von ihnen kampierten draußen in ihren Fahrzeugen auf dem Motorway A. Am Morgen waren die Nachrichten voller Drohungen gewesen, der Erde die Bioil-Vorräte abzudrehen, wenn man ihnen die Rückkehr nicht gestattete. Der GE-Energiekommissar flog gerade nach Newcastle, um sich mit Augustine North zu besprechen. Die Märkte brachen ein. Und die HDA weigerte sich noch immer zu verraten, ob die Sonnenflecken nun etwas mit den Zanth zu tun hatten.
Tilly Lewis wartete auf ihn, als Sid hereinkam, ihren Mantel und einen zusammenklappbaren pinkfarbenen Regenschirm im Arm, der auf den ausgelatschten Teppich tropfte. Er grinste die feuchten Haarsträhnen an, die sie auswrang. »Regnet es?«
»Bist ein Meisterkomödiant, was?«
»Komm mit rein.«
Das Siegel auf der Tür zu seinem Büro wurde blau.
»Was hast du denn für mich?«, fragte Sid.
Eine leicht unangenehme Pause entstand, während sie es vermied, ihm in die Augen zu schauen. »Nun, in Apartment 576B ist auf jeden Fall jemand ermordet worden.«
»Ach, komm schon!«
»Der vollständige Bericht«, sagte sie, während ihre E-I die Datei in das Netzwerk des Büros hochlud. »Es tut mir leid, Sid, ich weiß, wie bedeutend das für dich war. Aber ernsthaft, es liegt Monate zurück, und das Apartment ist seither zweimal die Woche gereinigt worden. Und das, nachdem auch Reinerts Leute schon mit Bleiche und anderen Reinigern am Werk waren.«
»Du musst mir etwas geben.«
Tilly nickte unbehaglich. »Dass der Mord dort geschehen ist und dass 576B kein Zwischenstopp war, ist mehr oder weniger alles. Auf dem Boden im Wohnzimmer war eine ordentliche Pfütze aus 2North-Blut, vermutlich beinahe ein Liter. Die Bleiche hat den Großteil davon zerstört, aber wir haben eine positive Übereinstimmung der DNS. Dann haben wir eine Blutspur ins Bad bestätigt, wo die Leiche in die Wanne gelegt wurde. Stimmt das?«
»Richtig. Blazczaka und die anderen haben bestätigt, dass der Körper dort war, als sie hingekommen sind.«
»Er wurde zum Ausbluten dorthinein gelegt. Das Herz war natürlich völlig ruiniert, sodass es nach dem tödlichen Stich keinen arteriellen Druck mehr gab. Aber angesichts der schieren Größe der Wunde ist wohl anschließend eine Zeit lang etwas herausgesickert. Also wurde er bewegt, um den Saustall im Apartment zu minimieren. Das ist zumindest meine Meinung.«
»Wer
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