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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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menschlicher Aktivität durchdrungen hatte. Es war eine Verflachung, die alles abschmirgelte, was nicht zu der glatten, gelenkten Erwartungshaltung passte. So sollte das Leben beim Militär nicht sein. Offiziere sollten ununterbrochen daran erinnert werden, dass ihre Entscheidungen das Leben der Menschen im Gleichgewicht hielten. Und für einen Offizier der HDA konnten das gut und gerne Millionen von Leben sein.
    Trotz seines Missfallens hielt er seinen Gesichtsausdruck neutral, während er General Shaikh in den Konferenzraum folgte. Der General war auf jeden Fall ein Mann von Ehre. Das war in dieser Zeit, ja in diesem Zeitalter selten genug. Shaikh würde tun, was getan werden musste, unabhängig von seiner Umgebung, dessen war Vermekia sich sicher.
    Das Sirius-Wissenschafts-Team, das Captain Toi zusammengetrommelt hatte, stand neben den Stühlen. Die großen Wandschirme warfen ein schwach pinkfarbenes Licht über den Raum. Statt der Zahlen eines Konzerns fand sich auf jedem Schirm ein ähnliches Bild von Sirius; die brodelnde Atmosphäre von dunklen Flecken gesprenkelt, Plasmawarzen, die den solaren Flux verrücktspielen ließen. Inzwischen bedeckten sie über die Hälfte der Oberfläche.
    Shaikh nahm auf dem Stuhl am Tischende Platz und bedeutete allen anderen, sich hinzusetzen. »Captain Toi?«, fragte er.
    Sie stand auf. »Sir. Wir haben achtundvierzig Satelliten durch das Kriegsgateway in Kapstadt geschickt. Einunddreißig sind noch einsatzfähig.«
    »Was ist mit den übrigen geschehen?«, fragte Shaikh.
    »Die Strahlung aus den Sonnenstürmen hat sie ausgeschaltet. Sie waren in den unteren Orbits. Nun lassen wir keinen mehr in weniger als zwanzig Millionen Kilometern Abstand von Sirius kreisen.«
    »Die Stürme sind so stark?«
    »Ja, Sir.«
    »Verstehe. Fahren Sie fort.«
    »Einundzwanzig Satelliten befinden sich in einem Orbit mit einem Abstand von zwanzig bis achtundzwanzig Millionen Kilometern und untersuchen den Stern. Sie beobachten die Photosphäre im sichtbaren Spektrum und prüfen ebenso das Magnet- und Gravitationsfeld von Sirius und die Quanten-Signatur. Bis jetzt haben sie in den umgebenden Quantenfeldern absolut keine Störungen feststellen können. Im Magnetfeld gibt es ungewöhnliche Fluktuationen, die mit den Bewegungen in der Konvektionsschicht übereinstimmen. Aber das Astronomen-Team glaubt, dass ihr Ursprung innerhalb des Sterns liegt und sie vielleicht von tiefen Strömungsmustern innerhalb des Kerns verursacht werden.«
    »Ist das ein bekanntes Phänomen?«, fragte der General.
    »Sir, dies ist Dr. Tavarez, unser Experte für komprimierte Materie.«
    Dr. Tavarez, ein hochgewachsener, schlanker Akademiker mit einer beginnenden Glatze, nickte nervös, als sich alle ihm zuwandten. »General. Wir haben noch nie beobachtet, dass die Strömungen einer Strahlungszone einen solchen Zyklus verursachen, aber wir haben es mit ausgesprochen langen Zeiträumen zu tun, vor allem im Verhältnis zur historischen Astronomie.«
    »Doktor, ich muss einfach wissen, ob das etwas Natürliches ist.«
    »Ich verstehe. Wenn man die schiere Größe von Sirius betrachtet, könnte ein asymmetrisches Ungleichgewicht in der Strahlungszone oder sogar im Neutronenkern selbst durchaus in diesem tausendjährigen Zeitmuster auftreten. Nur weil wir so etwas noch nicht beobachtet haben, schließt das die Möglichkeit nicht aus. Wir erstellen theoretische Modelle, die zugegebenermaßen ein wenig Gutgläubigkeit erfordern, aber sie werden einen Rahmen zur Verfügung stellen, um die beobachteten Effekte zu erklären. Und obwohl ich persönlich die Rot-Kontroverse bestenfalls als zweifelhaft erachte, lassen sich die Fakten, die wir heute bezeugen können, nicht leugnen.« Er gestikulierte mit einer knorrigen Hand zu den Schirmen. »Die Reaktion der Pflanzen auf St Libra existiert ebenfalls. Dass sie eine automatisch ablaufende Reaktion auf dieses Ereignis besitzen, ist der stärkste Hinweis darauf, dass es nicht zum ersten Mal geschieht; es muss häufig stattfinden, damit eine Pflanze ein derartiges Verhalten entwickeln kann. Irgendetwas wirkt also in einem regelmäßigen Schema auf das Magnetfeld von Sirius ein. Es muss ein über die Maßen mächtiger zyklischer Einfluss sein, was wiederum nahelegt, dass der Kern dafür verantwortlich ist.«
    »Ist es also natürlich?«
    »Davon gehe ich aus. Auf jeden Fall scheinen die Daten der übrigen Satelliten den Befund zu stützen, dass wir es nicht mit Zanth-Aktivität zu tun

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