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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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meergrüner Saum an den größeren Zweigen und Ästen.
    Über dem eisigen, zerstörten Winterland waren die Bänder des Polarlichts wieder massiv zurückgekehrt. Mäandernde, phosphoreszierende Flüsse schlängelten sich geschmeidig über St Libras hohen Himmel und warfen unheimliche Farbschattierungen auf den Boden.
    Angela stand vor der Kuppel, in der sie Zuflucht und beinahe den Tod gefunden hatte. Nur die obere Hälfte war nicht mit Schnee bedeckt, und selbst darauf lag eine weiße Kruste. Die Schneefelder um sie herum glühten violett, als wären sie elektrisch geladen; ein Farbton, der sich in das leuchtende Aquamarinblau der Karibik verwandelte, ehe er in ein so tiefes Grün überging wie das des Dschungels, den er bedeckte. Die Abfolge veränderte sich, während die stillen, zufälligen Lichtwellen über den Himmel tänzelten. Aber das Schimmern erlosch niemals ganz und verlieh dem glitzernden Schnee dadurch ein ständiges eigenes, zusätzliches spektrales Funkeln.
    Das Personal von Lager Wukang bewegte sich, als handle es sich bei den Menschen um mit Drogen vollgepumpte Opfer einer Traumatisierung, die einander Nichtigkeiten zuraunten. Zum ersten Mal fing Angela an, Elston zu schätzen. Er war derjenige, der jetzt alle stärkte. Er drehte persönliche Runden, um alle sehen zu lassen, wie wichtig es ihm war, dass jeder einzelne Mitarbeiter ausgehalten und überlebt hatte. Er gab Befehle, erklärte, wie sie den Rest dieser Herausforderung überstehen würden.
    Für das Ingenieurteam der Bodenfahrzeuge waren die Bulldozer das Wichtigste. Sie mussten definitiv etwas gegen die erstaunliche Menge an Schnee unternehmen, die gefallen war. Elston hatte heute Vormittag einige Stunden in einer Konferenzschaltung mit seinen Abteilungsleitern verbracht, um die nächsten Schritte zu planen.
    Tork Ericsons Leiche wurde zur Klinik hinübergetragen, wo Doktor Coniff eine schnelle Autopsie vornahm. Die Todesursache war allzu leicht zu erkennen. Ein Bündel von fünf extrem scharfen Klingen hatte ihm den freiliegenden Hals aufgeschlitzt und dabei beinahe den Kopf vom Körper getrennt.
    »Das verschafft uns einen kleinen Vorteil«, sagte Elston, als Coniff den Leichnam in eine ihrer beiden Kühleinheiten für Leichen schob.
    »Ein Vorteil?«, wunderte sie sich.
    »Ericson hat seine Panzerweste getragen, wie es auch Befehl war«, sagte Elston. »Die Kreatur hat es normalerweise unmittelbar aufs Herz abgesehen. Das konnte sie dieses Mal nicht, die Panzerweste hat ihn geschützt.«
    »Sie hat seine Brust geschützt«, korrigierte Dr. Coniff.
    »Dann müssen wir für alle eine Vollpanzerung herstellen«, sagte Elston. »Es wird uns schwerfallen, uns darin zu bewegen, aber das ist immer noch besser, als zu sterben.«
    »Verraten Sie mir etwas«, sagte die Ärztin. Sie zeigte auf den großen Haufen Kleidung in der Spüle, die sie Torks Leichnam abgenommen hatte. Der Schnee, der an dem Parka hing, schmolz schon und durchnässte die anderen Kleider. »Woher wusste es, dass er eine Panzerweste trug? Sein Parka war darüber. Man konnte es nicht sehen.«
    Elston blickte von dem feuchten Kleiderstapel auf die rechteckige Tür der Kühleinheit, und dann wieder zurück. »Ich weiß es nicht«, gab er zu.
    Sobald die Bulldozer ausgegraben waren und ihre Treibstoffzellen anliefen, bestand ihre erste Aufgabe darin, einen Zugang durch den Schnee zu schaffen, der den Mikrofaktur-Schuppen einhüllte. Nachdem eine Rampe hinab zum Eingang freigelegt worden war, holperten die großen, gelben Maschinen zurück zu den ganzen anderen Fahrzeugen, die rund um die Kuppeln geparkt waren. Eine Stunde später war zu jedem davon ein Zugang ausgegraben worden, und die Bulldozer fuhren weiter zu den Kuppeln.
    Die nächsten Fahrzeuge, die man vom Schnee befreite und startete, waren die beiden selbstladenden Paletten-Trucks. Elston und Ophelia Troy hatten entschieden, dass sie es nicht riskieren konnten, die Schlafkuppeln vollständig einschneien zu lassen. Wenn es einen weiteren Blizzard derselben Stärke geben sollte, wie jenen, den sie gerade hinter sich hatten, dann würde der Schnee die Kuppeln unter sich begraben. Sie hatte ihm bereits ihre Besorgnis über den thermalen Effekt der winterlichen Bedingungen auf die Bauteile mitgeteilt – der Verbundstoff, den sie ausgewählt hatten, war nicht dafür bestimmt, in einer solch kalten Umgebung eingesetzt zu werden, und sie machte sich Sorgen, dass er seine Festigkeit verlieren und bröckeln würde, wenn er bei

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