Der unsichtbare Killer

auftürmten. Das unregelmäßige Glühen der explodierenden Kugelblitze ließ die Fahrzeuge wie bloße Hügel aussehen.
    »In Ordnung«, stimmte Paresh zu. »Hol etwas, mit dem man graben kann.«
    Angela schlängelte sich noch einmal durch die Lücke. In der Kuppel war es nur ein wenig ruhiger, und Eispartikel wirbelten durch die aufgewühlte Luft. Lulu starrte sie erschrocken an, ängstlich und erschöpft in ihrem Schockzustand nach dem Kohlendioxid-Vorfall.
    »Wir werden den Schnee aus dem Eingang wegschaufeln müssen«, rief Angela über den Lärm hinweg. »Wir werden die Planen niemals wieder zubekommen und versiegeln, wenn wir das nicht tun.«
    »Klar«, nickte Madeleine. Sie hielt das Schaukeln ihres Seesacks an und öffnete eine Seitentasche, der sie ein tödlich wirkendes Jagdmesser entnahm. Die diamantüberzogene Klinge machte kurzen Prozess mit einem Feldbett und schnitt es in große Plastik-Quadrate.
    »Danke.« Angela setzte ihre Sonnenbrille auf, um sich vor dem windgepeitschten Schnee zu schützen, und nahm sich eines der Quadrate. Sie schob sich wieder hinaus in den Blizzard. Madeleine blieb im Innern und warf große Ladungen Schnee durch die Lücke, von denen die Hälfte sofort wieder nach drinnen wirbelte. Angela machte sich draußen an dem Schnee zu schaffen und versuchte, eine grobe Rampe hinab zum Eingang zu schaffen. Noch zwei Tage in diesem Wetter, und die Kuppel wird vollkommen begraben sein, dachte sie dabei.
    Madeleine schloss den Vorhang, so weit es ging. Das verkleinerte die Lücke, sodass insgesamt weniger Schnee zurück ins Innere der Kuppel geblasen wurde. Nachdem die Hilfsschaufel vier oder fünf Ladungen nach draußen befördert hatte, zog sie das Siegel ein paar weitere Zentimeter nach unten.
    Stark verwirbelter Schnee stach Angela in die bloßen Wangen, während sie schaufelte. Immerzu wischte sie verklebten Matsch von ihrer Sonnenbrille, aber sie war dankbar für den Schutz, den ihre Augen genossen. Abermals verlor sie das Gefühl in den Fingern. Es wurde genauso anstrengend, das gezackte Plastikteil festzuhalten, wie den Inhalt in die Luft zu werfen.
    Die erschreckenden Explosionen der Kugelblitze dauerten an. Einer musste in ihrer Nähe gelandet sein. Sie wich aus, so gut sie es in den schweren Kleidern konnte, als ein zuckendes Tentakel aus Elektronen unmittelbar über ihr tänzelte, das durch eines der begrabenen Fahrzeuge geerdet worden war.
    Angela hatte keine Ahnung, wie lange es dauerte, bis Madeleine schließlich das Siegel an der Unterseite der Plane schloss. Sie spürte ihre Hände nicht mehr, ihre Wangen waren so zerschlagen, dass sie kein Gefühl mehr darin hatte. Jeder Atemzug brannte eiskalt ihre Kehle hinunter. Immer noch explodierten Kugelblitze überall im Lager.
    Paresh drängte seinen Kopf dicht an den ihren. »Säubern wir die Ventile.«
    »Ich kann meine Hände nicht spüren«, rief sie zu ihm zurück.
    »Hier.« Er schob ihr die Heckler hin und nahm das Stück Plastik aus dem Feldbett. Dann fing er an, eine Seite der Kuppel hinaufzuklettern. Es wurde dunkel, als die Blitze aufhörten.
    Ihre E-I zeichnete eine offene Verbindung auf, sobald die Blitze nachgelassen hatten. »Wie kommen Sie voran?«, fragte Elston.
    »Wir haben die Tür frei bekommen. Jetzt säubern wir die Ventile.« Es war nicht nötig, ihm zu sagen, dass sie im Widerspruch zu beinahe jedem Befehl, der diese Expedition betraf, eine Waffe in der Hand hatte. »Ist Omar in der Klinik angekommen?«
    »Er ist dort. Coniff sagt, er kommt in Ordnung. Sein Auge ist nicht beschädigt, nur das Gewebe darum herum. Ohne ein paar Rekonstruktions-Prozeduren sieht er vielleicht nicht mehr so hübsch aus.«
    »Haben Sie diese Blitze gesehen?«
    »Ja.«
    Wie um diese Aussage zu unterstreichen, traf ein violetter Plasmaball auf das durchhängende, eisbedeckte Kantinenzelt, und ließ kreischende Elektronen darüber aufblühen. Dieser Schlag war zu viel für das Zentrum ihrer Gemeinschaft, es wurde inmitten einer Explosion aus Schnee in den Boden gehämmert. Angela neigte den Kopf vor der Gischt aus Eis, die der Wind nach außen schleuderte. Sie taumelte, als die Explosionswucht sie traf. Die Verbindung brach ab und baute sich wieder auf. »Zur Hölle damit!«, stöhnte sie. Als sie aufblickte, konnte sie erkennen, wie Paresh sich wieder aufrichtete und mit dem quälenden Auskratzen der Ventile fortfuhr. Wieder senkte sich die Nacht über sie. »Elston, wenn einer dieser Kugelblitze die Treibstofftanks trifft, sind