Der unsichtbare Killer
Antrinell.
»Ich denke, die ist unvermeidlich. Wir werden die Wartezeit während des Blizzards nutzen, um mit den Vorbereitungen zu beginnen.«
Zwanzig Minuten später sprach er wieder mit Vermekia.
»Es tut mir leid, Vance, aber der General hat nein gesagt. Wir haben die visuellen Daten, die Sie uns überlassen haben, durch eine KI-Analyse laufen lassen. Die Proportionen der Kreatur sind menschlich, ihr Gang ebenso. Was immer Tramelo gesehen hat: Es ist menschlich. Wir denken, dass Sie einen Psychopathen im Lager haben, kein Alien. Vermutlich ist es wirklich ihr Komplize.«
Vance nahm sich einen Augenblick, um über die Analyse der KI nachzudenken, verstört davon, wie viele Faktoren sich anglichen. »Tramelo hat darauf geschossen.«
»Aber sie hat nicht getroffen, oder?«
Vance lachte beinahe. Die Art Gelächter, die ein wütendes Brüllen überspielte. »Also gut, in diesem Fall hätte ich gern, dass Sie eine KI-Analyse der Personalaufzeichnungen von allen Mitarbeitern in Wukang machen. Suchen Sie nach etwas Erfundenem, nach jemandem, den man bei uns eingeschleust hat.«
»Das kann ich machen.«
»Wir werden die Evakuierung anberaumen. Ich erwarte nicht, dass die E-Rays den nächsten Blizzard überstehen, aber ich habe fünf Notfall-Kommunikationsraketen; sie sollten eine Höhe erreichen können, in der sie eine kurze Verbindung mit dem Netzwerk von Abellia herzustellen in der Lage sind. Wenn ich eine davon einsetze, wird das der Fall sein, weil die Kreatur echt ist. Können Sie also zumindest eine Ski-Daedalus in Bereitschaft halten?«
»Ich werde ein paar Gefallen einfordern. Ich kenne jemanden aus unserem taktischen Kommandostab. Es wird als Bereitschaftsübung abgeschrieben werden.«
»Vielen Dank.«
»Passen Sie da draußen auf sich auf, Vance. Ich weiß, dass Jesus uns mit dieser Mission auf die Probe stellt. Ich werde für Ihre Erlösung beten.«
Detective Ian Lanagin befand sich wieder im vierten Stock. Er war der städtischen Einsatzleitung zugeteilt, wo er half, die Maßnahmen der Polizei nach der Blockade des Gateways auf die Beine zu stellen – was auch ein Hinweis auf seinen Status bei O’Rouke war.
Nach der vielen Arbeit mit dem North-Fall war es angenehmer Dienst; in den letzten beiden Tagen hatte er nichts zu tun gehabt. Die Truppen der GE-Grenzdirektion waren harte Kerle; niemand aus St Libra war durchgekommen, trotz beinahe täglicher Versuche, die Linie zu durchbrechen. Aber mit jedem Mal waren die Einwohner von Highcastle besser organisiert und gewaltbereiter. In der Zwischenzeit saßen die GE-Kommissare an ihren schönen ovalen Tischen in Brüssel, schlürften Mineralwasser und vermieden alles, was einer Entscheidung nahekam, wie mit den Leuten von St Libra zu verfahren sei. Andere Staatsoberhäupter bauten langsam Druck auf und brachten ihre Sorge zum Ausdruck, dass GE unfähig war, irgendetwas zu erreichen.
Und trotzdem floss das Bioil noch aus St Libras Reservetanks. Ian wusste verdammt gut, dass das alles war, worum es Brüssel ging. Aber ihm verschaffte es Zeit, sich zu entspannen, Tee zu trinken und mit seinen Kollegen zu tratschen.
Die städtische Einsatzleitung war kreisförmig aufgebaut, mit zwei Ringen aus Schreibtischen, an denen zwanzig Detectives und taktisch geschulte Constables saßen, die dem wachhabenden Detective des sechsten Rangs in der Mitte Bericht erstatteten. Ian hatte einen Schreibtisch im inneren Ring, wo ihm die Aufgabe zufiel, die Reserve-Aufstellung zu organisieren. Unter seinem Kommando standen dreiundzwanzig große GroundKings voller Agency-Constables, die rund um Dunston Hill und entlang der A1 parkten und bereit waren, auszuschwärmen, wenn die Dinge auf der Last Mile außer Kontrolle gerieten. Aus den Daten, die über sein Raster strömten, und der Verbindung seiner Medienkonsole zu den öffentlichen Meshes war ersichtlich, dass es nicht der Mob von St Libra sein würde, der ihr Hauptproblem darstellte. In Newcastle sammelten sich die Möchtegern-Flüchtlinge. Die meisten davon waren über Kontinente und Ozeane gereist, um das Gateway zu erreichen; manche waren sogar aus anderen Welten hergekommen.
Ian hatte noch nie ein offenes Ohr für sie gehabt, sie waren ein Hintergrundraunen, mit dem er aufgewachsen war, genauso ein Teil von Newcastle wie die Tyne Bridge. Aber nun, als er auf der Suche nach etwas war, mit dem er seine langweiligen Tage füllen konnte, griff er auf die Transnet-Nachrichten zu, deren Reporter über die Schließung des
Weitere Kostenlose Bücher