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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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abgetaucht waren, an dem die Brandbombe in der Werkstatt hochgegangen war.
    Es war ein schlichter Zufall, den kein Polizist je an die Rechtsabteilung schicken würde, schon gar nicht an das Büro des Staatsanwalts. Clayton wusste, was es bedeutete; Sherman und Reinert kannten die gleichen Leute weiter oben in der Nahrungskette. Auch Sid würde das begreifen.
    Weshalb hatte er dann Sherman nicht in die offizielle Ermittlung mit einbezogen?
    Claytons zweite Überraschung in dieser Nacht kam, als Ian nach Hause zurückkehrte. Das Überwachungsprogramm, das sein Transnet-Interface verfolgte, zeigte, dass er vom Gate-Zentrum ein Taxi zurück zur Falconar Street nahm. Dann zeigten die Meshes in der Wohnung Clayton das Wohnzimmer aus der Vogelperspektive, während Ian und seine Verabredung hereinkamen.
    Es war Tallulah Packer. Clayton schaute das Bild einen Augenblick lang voller Unglauben an. Zuerst dachte er, dass er sich vielleicht nur wegen der Perspektive verschätzt hatte. Aber dann fingen sie an, sich in jenem lockeren, nebensächlichen Ton zu unterhalten, der begierigen Liebenden zueigen ist, und da bestand kein Zweifel mehr. Sie zog ihn wegen der fehlenden Möbel auf. Er nahm es bereitwillig hin und bot ihr einen Wein an, einen Semillon Verdelho. Offenbar war es ihr Lieblingswein. Sie küssten sich. Fummelten an der Kleidung des anderen herum. Ian führte sie ins Schlafzimmer, der Wein auf dem Tresen der Küchenzeile war vergessen.
    Clayton brach den Feed aus dem Mesh im Schlafzimmer ab. Er war kein Voyeur.
    Die zehn Wochen, in denen er im selben Büro wie Ian gearbeitet hatte, machten ihm eine Sache klar: Dies war keine Verschleierungsaktion. Ian trug sein Hirn im Schwanz, und Tallulah war erstaunlich hübsch. Man konnte ihm vielleicht unheilbare Blödheit vorwerfen, weil er etwas mit einer potentiellen Zeugin des Falls anfing, aber kein finsteres Motiv.
    Clayton schaute auf die Uhr: 23:23 Uhr. Der Traffic aus Ians verstohlenen Überwachungsprogrammen war niedrig und gleichbleibend, während sie Sherman durch die Stadt folgten, wo immer es digitale Bezugspunkte gab. Heute Nacht passierte nichts Großes. Er ging ins Bett und nahm sich vor, dass er morgen die visuellen Logs des Forensik-Teams von Reinerts Werkstatt überprüfen würde.

Mittwoch, 10. April 2143
    Claytons E-I weckte ihn um 2:10 Uhr morgens mit einem wichtigen Alarm, der von dem Programm ausgelöst wurde, mit dem er Anrufe von Ians Transnet-Interface überwachte. Er schüttelte sich, bis er ganz wach war, und setzte das Team in Bereitschaft. Seine E-I zog Bildmaterial in Echtzeit von den Smartmikroben-Meshes in Ians Wohnung.
    Sid fuhr mit dem Toyota Dayon in eine Parklücke, die er ziemlich genau vor Ians Wohnung gefunden hatte. Er war zu schnell und bremste zu hart. Die Automatik ließ eine bernsteinfarbene Warnung auf seinem Raster aufblitzen, als das Auto hinten und vorne andere Fahrzeuge wahrnahm. Er achtete nicht darauf. Seine miese Laune hatte ihn nach einem kryptischen Anruf von Ian um kurz nach halb drei morgens aus seinem Haus getrieben und hierhergebracht. Aber die Müdigkeit kehrte langsam zurück. Er war erschöpft, genervt davon, geweckt worden zu sein, und wollte einfach nur nach Hause ins Bett.
    Die Außentür des Gebäudes öffnete sich, sobald er ihr einen Ping schickte, und er stapfte die Stufen hinauf. Ian wartete im Wohnzimmer, in eine Schlafanzughose und ein altes graues T-Shirt gekleidet.
    »Warum scheuchst du mich um diese Uhrzeit herum?«, wollte Sid wissen. »Wird Sherman jemanden umbringen? Ich musste Jacinta erzählen, dass ich von der Market Street angefordert wurde.« Er hielt inne. Am Eingang zum Schlafzimmer stand Tallulah Packer und sah in Ians Bademantel unglaublich heiß aus, ihr kastanienbraunes Haar war auf reizende Weise zerwühlt.
    »Das soll wohl ein verdammter Witz sein«, knurrte Sid.
    Tallulahs Lippen bebten, während sie mit den Tränen kämpfte.
    Ian ging zu ihr und legte sanft die Arme um sie, dicht neben ihr und tröstend. »Ist schon in Ordnung, Liebling. Bitte, ich habe dir doch gesagt, dass es in Ordnung ist. Du hast nichts falsch gemacht.«
    »Was ist los?«, fragte Sid.
    »Tallulah hat mir etwas erzählt«, sagte Ian. »Es ist nichts, was ich jemals weitersagen würde. Normalerweise auf jeden Fall nicht. Aber, Boss … es ist wirklich wichtig. Für uns. Für den Fall.«
    »In Ordnung.« Sid holte Luft und versuchte sich zu beruhigen. »Was ist es?«
    Tallulah blieb stumm und schüttelte den

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