Der unsichtbare Killer
und je.
Er hatte seine eigenen Bedenken bezüglich des Konvois, aber er hielt den Mund. Elston tat unter unmöglichen Bedingungen sein Bestes. Er war der leitende Offizier, daher war es Antrinells Pflicht, den Colonel zu unterstützen, was immer geschah. In Wahrheit war er einfach nur froh, dass er die Entscheidung nicht hatte treffen müssen. Und nun, da die Entscheidung getroffen war, würde er mit aller Kraft helfen, sie umzusetzen.
Roarke Kulwinder und Smara Jackson arbeiteten mit ihm im Labor; sie bereiteten Pflanzenproben vor, die sie genommen hatten, bevor die Temperatur gefallen war und den Dschungel im Eis eingeschlossen hatte. Smara hatte irgendeinen Elektro-Country aufgelegt, die Steel Guitar hallte durch das Labor.
Antrinell ließ es durchgehen. Es wäre nicht seine erste Wahl in Sachen Musik gewesen, aber es half ihm dabei, die gegenwärtigen Umstände ein Stück weit zu ignorieren. Seine Konsole zeigte ihm die genetischen Daten, die sie bisher gesammelt hatten.
Zunächst hatten sie einfach nur schnelle und simple Vergleiche durchgeführt, um nach Abweichungen zu suchen. Antrinell wollte jetzt mehr; er hatte seinen Kollegen aufgetragen, ganze Genome zu kartieren, anstelle der einfacheren Fingerabdruck-Techniken, mit denen sie sich am Anfang begnügt hatten. Es dauerte natürlich um einiges länger, Genome zu sequenzieren, aber Antrinell suchte nach einem Muster, das nirgends sonst sichtbar werden würde.
Der Abend zog sich hin. Roarke und Smara gingen nacheinander in die Zelle in der Mitte, um sich etwas zu Essen zu greifen. Tamira Smith kam herein, um sie abzulösen. Antrinell blieb, wo er war, und verzehrte Espresso und Schokoladenriegel, um sich am Laufen zu halten. Schließlich war er allein. Ganz wie Marvin. Die verschlungenen holographischen Farbbänder der genetischen Moleküle von St Libra wirbelten um ihn herum, immer häufiger nicht ganz scharf, weil seine müden Augen Zeit brauchten, um sich an die neuen Bilder anzupassen, die die Laser der Konsole auf seiner Netzhaut aufleuchten ließen.
Er vermisste Marvin. Sie hatten sich sehr lange gekannt. Nun war nicht einmal mehr etwas da, um das man trauern konnte. Wie bei Norman Sliwinska hatte die Kreatur keine Leiche zurückgelassen. Alles, was sie hatten, war der abgehackte Alarm von Marvins Bodymesh, ein Signal, das der Sturm geschluckt hatte, bevor man einen Fix darauf hatte setzen können. Blut auf dem Schnee. Eine Menge Blut. So viel, dass Dr. Coniff einen DNS-Fingerabdruck nehmen konnte, der bestätigte, dass es von Marvin stammte. Genug, um zu wissen, dass er tot war.
Panik und Angst hatten das Lager viel effektiver durchdrungen als die arktische Kälte. Niemanden fühlte sich wohl mit der Tatsache, dass keine Leichen zurückblieben, dadurch konnten sich rund um den Verlust zu viele Spekulationen aufbauen. Das Heulen des Schneesturms und die Explosionen der Kugelblitze verstärkten die grausige Vorstellungskraft des Verstandes.
Die Labortür summte, als sie zurückglitt. Vance Elston trat ein und setzte sich auf einen freien Stuhl neben Antrinell auf der Bank. Er blickte kommentarlos auf die Kaffeetassen und zerknüllten Süßigkeitenpapiere. »Es ist spät«, stellte er fest.
»Ich weiß. Was geht draußen vor?«
»Die Temperatur peilt wieder unter dreißig Grad an. Aber noch kein Schneesturm. Dafür bin ich dankbar.«
»Ich glaube nicht, dass es noch mehr Schnee gibt, den man auf uns auskippen könnte, oder?«
»Darauf würde ich nicht zählen. Ken meint, dass dieser Temperaturwechsel die perfekten Bedingungen für Verdunstung aus dem Ozean schafft. Die Meere sind noch warm, daher haben sich die Verdunstungsraten beschleunigt. Wir könnten durchaus noch mehr Schnee bekommen. Viel mehr.«
»Das glaube ich, wenn ich es sehe.«
»Auf St Libra ist alles größer.«
»Ja, ist mir aufgefallen. Wie kommen die Vorbereitungen für den Konvoi voran?«
»Ophelia Troy und Leif Davdia vollbringen ein Wunder. Aber auch sie können nur ein Fahrzeug nach dem anderen ausstatten. Die Drucker können die Komponenten nicht schneller ausstoßen. Dann müssen sie angepasst und getestet werden. Es wird eine Woche bis zehn Tage dauern, um alles fertig zu bekommen.«
»Wenn bis dahin noch jemand von uns übrig ist«, sagte Antrinell bitter.
»Hast du noch vor, heute Nacht zu schlafen?«
»Ich nehme es an. Ich erreiche hier inzwischen nicht mehr viel. Ich kann meine Augen nicht länger scharf stellen. Ich glaube, der Doc muss sie mal
Weitere Kostenlose Bücher