Der unsichtbare Killer
anderen; die Oberfläche kräuselte sich vielleicht ein bisschen mehr, aber nichts deutete darauf hin, wie locker es darunter zuging. Tatsächlich konnte er nicht verstehen, wieso der Schnee überhaupt so unterschiedliche Dichten aufweisen konnte. Noch ein Hindernis, das St Libra ihnen mit der üblichen Leidenschaftslosigkeit in den Weg warf.
Die anderen Konvoi-Mitglieder versammelten sich jetzt um sie. Vance stellte zufrieden fest, dass alle Legionäre ihre wettergeschützten Karabiner trugen. Leif und Darwin blinzelten in die Löcher hinunter, in denen die Räder festhingen.
»Hier drunter ist vorher Wasser geflossen«, sagte Darwin. »Ich vermute, es hat den Schnee von unten angenagt. Der Truck ist damit durch das Dach einer kleinen Eishöhle gebrochen. Jetzt hockt er auf einer Menge zerbrochenem Eis.«
»Das klingt nachvollziehbar«, sagte Antrinell. »Wir befinden uns im unteren Bereich eines Hangs. Vielleicht war das hier eine Art Abfluss.«
»Vielleicht«, sagte Vance. Er wusste, wie launisch er klang, aber es kümmerte ihn nicht. Nachdem der Konvoi ihnen eine Woche lang Verzögerungen und Frustrationen entgegengeschleudert hatte, war ihm auch der letzte Rest Humor vergangen.
Als Erstes mussten sie die Räder ausgraben. Der Schlitten, der am Tropic 2 befestigt worden war, wurde aufgemacht, und Spaten wurden herumgereicht. Zwei Leute standen an jedem Rad und begannen, den Schnee wegzuschaufeln. Es war Schwerstarbeit, da der lockere Schnee leicht wegbröckelte, und die Rampen, die sie bauten, doppelt so breit wie die Reifen sein mussten, um zu verhindern, dass sie in sich zusammenstürzten.
Karizma ging zu dem Schlitten, der an Biolab-2 festgemacht war, und holte die biegsamen Gitternetze heraus, die sie unter die Reifen des Trucks legen würden. Sie und Erius machten sich daran, die einzelnen Einheiten miteinander zu verbinden, um vier lange Streifen zu bekommen. Leif selbst befestigte den mit Bioil-Blasen gefüllten Schlitten am MTJ-2 und zog ihn vorsichtig weg.
Während die Räder freigelegt wurden, befahl Vance den anderen Fahrzeugen, ihre Tanks zu befüllen. Er half gerade dabei, einen Schlauch von der Seite des Tankwagens abzuwickeln, als Angela zu ihm kam.
»Der Treibstoff reicht überraschend gut«, sagte sie. »Ich verfolge den Verbrauch.«
»Angesichts der Tatsache, dass wir die meiste Zeit untätig herumsitzen und darauf warten, dass der vorausfahrende MTJ irgendwie vorankommt, überrascht mich das kaum. Die Fahrgastzellen warmzuhalten, verbraucht nicht mal halb so viel Bioil wie das Fahren selbst.«
»Aber wir brauchen lange, um voranzukommen.«
»Es kann nicht mehr länger als einen Tag dauern, bis wir den Zufluss erreichen, ganz egal, wie schlecht die Karte auch sein mag.«
»Gut.«
»Also schön, Angela, was bedrückt Sie?« Er warf einen Blick zum Konvoi. Die meisten waren aus ihren Fahrzeugen ausgestiegen und halfen entweder beim Betanken oder beim Ausgraben von Truck-2. Fünf Legionäre patrouillierten um sie herum, gingen hin und her und musterten immer wieder die leere weiße Landschaft. Seit sie Wukang verlassen hatten, hatte es noch keinen Hinweis auf die Kreatur gegeben.
»Der Treibstoff könnte reichen«, sagte sie. »Aber ich bin mir nicht so sicher, ob das beim Essen auch so ist.«
Er schloss die Augen. Bitte, Herr, lass einmal etwas nach Plan gehen. »Wirklich?«
»Elston, wir sind jetzt eine Woche unterwegs und haben kaum dreihundert Kilometer zurückgelegt. Wir waren von zweieinhalb Wochen ausgegangen, allerhöchstens drei. Ich habe das Essen auf dieser Basis geplant, plus für den Notfall Synthetikgel für eine Woche.«
Vance sah sich vorsichtshalber noch einmal um, vergewisserte sich dieses Mal, das niemand nahe genug war, um mithören zu können. »Wollen Sie mir damit sagen, dass wir nicht genug zu essen haben?«, fragte er mit zunehmender Frustration.
»Ich will Ihnen damit sagen, dass es knapp werden wird, wenn wir noch länger als zwei Wochen brauchen werden. Sie sollten den anderen sagen, dass sie sich zurückhalten müssen. Sie essen, als wenn schon morgen ein Flieger kommt und Kisten mit einer neuen Lieferung Gourmetmahlzeiten vom Himmel wirft. Wir müssen sie auch an das Synthetikgel gewöhnen. Wenn es präpariert ist, sind das pro Schachtel gut zweitausend Kalorien; das ist das, was man pro Tag wirklich braucht. Und wenn es so aussieht, als würde es noch länger dauern, können sie eine Woche Diät leben. Das würde niemandem schaden.«
»In Ordnung.
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