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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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auf der Rinde wogten wie die Nackenhaare eines aufgeregten Tiers.
    Sein Kopf sackte zur Seite, und sein Blick fiel wieder auf die Kreatur. Sie führte immer noch ihren wahnsinnigen Dirigenten-Tanz auf, trieb die unhörbare Symphonie mit immer schnelleren Bewegungen ihrem Crescendo entgegen.
    »Sie leben«, berichtete Mark benommen und fasziniert seinen hektischen Kollegen. »Alles lebt. Das Ganze.«
    Ein weiterer Bullpeitschen-Ast fuhr auf ihn herunter, schleuderte ihn zehn Meter weit weg über den Schnee und brach ihm beide Beine. Er war kaum zur Ruhe gekommen, als er erneut getroffen wurde. Jeder Schlag schob ihn tiefer in die Baumgruppe hinein. Nach dem dritten Schlag begann ihm das Bewusstsein zu schwinden. Er konnte seinen übel zugerichteten Körper nicht mehr spüren; nicht einen Teil davon. Und noch immer stand die Kreatur da, wo er sie am Anfang gesehen hatte. Lange Klingenfinger schwangen in überschwänglichem Triumph hin und her, und ihre glänzende schwarze Oberfläche brach das geschwächte rote Licht von Sirius, das durch den wirbelnden Schnee fiel, während sie die Bullpeitschen lenkte.
    Marks regloser Körper wurde weiter und weiter zwischen die großen Stämme geprügelt. Immer wieder schlugen die Bullpeitschen zu, zermalmten ihn zu einem schlaffen Sack aus zerfetztem Fleisch mit zerfledderten Gliedmaßen. Blut sickerte in die Schichten seiner Kleidung, strömte aus den Wunden, die gebrochene Knochen verursacht hatten, als sie die Haut durchstießen. Ein paar Tropfen hinterließen dunkle Flecken im unberührten Schnee, der einzige Hinweis darauf, dass er hier vorbeigekommen war. Der größte Teil seiner Smartcells war zerstört, und sein Bodymesh sendete nur noch ein schwaches Signal.
    Der letzte Schlag schickte ihn mit voller Wucht neben eine riesige Bullpeitsche und außer Sichtweite der Konvoi-Fahrzeuge. Die Hälfte der zusammengerollten Äste und Zweige begann zu ruckeln und die Eiskruste abzuwerfen. Schnee rieselte herunter, begrub Marks Leiche unter sich und blockierte auch noch die letzten Ausstrahlungen seines Bodymeshs. Noch mehr Bullpeitschen begannen, Schnee abzuwerfen; sie deckten alle Spuren zu – das Blut und alle anderen Hinweise –, die Mark auf seinem brutalen Weg ins Vergessen zurückgelassen hatte.
    Vance zwang sich, an der Suche teilzunehmen, auch wenn sein Körper aufgrund des wie auch immer gearteten Gifts, das man ihm verabreicht hatte, kurz vor dem Zusammenbruch stand. Nur acht Mitglieder des Konvois waren nicht betroffen; hierzu zählten auch Paresh Evitts und Dean Creshaun. Das war der entscheidende Fingerzeig – keiner der beiden verletzten Männer hatte synthetische Mahlzeiten erhalten. Luther andererseits hatte darauf bestanden, so behandelt zu werden wie alle anderen, und stolz etwas Brühe gelöffelt, die von der Zubereitungsmaschine des Biolabs zusammengemantscht worden war. Die anderen sechs – Lorelei, Lulu MacNamara, Leora Fawkes, Antrinell, Karizma Wadhai und Leif Davdia – hatten alle die synthetische Mahlzeit abgelehnt, die es zum Mittagessen gegeben hatte.
    Vance verlangte von allen, im schimmernden Zwielicht nach draußen zu gehen, abgesehen von Lulu. Das Catering-Mädchen in der Gegend herumlaufen zu lassen, wäre selbst dann eine Belastung gewesen, wenn sie darin eingewilligt hätte, hinausgeschickt zu werden.
    Zweimal in den letzten dreißig Minuten war Vance geschwächt auf die Knie gesunken und hatte sich im Schnee übergeben. Er zitterte unaufhörlich, während seine Haut heiß und seine Kleidungsschichten vom Schweiß durchnässt waren. Kopfschmerzen kamen und gingen in Wogen. Manchmal zwangen sie ihn, still stehen zu bleiben und tief einzuatmen, wenn die Schmerzspitzen unerträglich wurden. Raddon und Mohammed hatten darauf bestanden, ebenfalls mitzumachen, und behauptet, ihre Symptome seien nicht allzu schlimm. Doktor Coniff hatte ihre medizinischen Smartcells überprüft und sich dagegen ausgesprochen. Vance hatte sich über ihre Meinung hinweggesetzt.
    Und jetzt waren sie zu acht hier draußen, suchten in einer lockeren Reihe den Rand der Baumgruppe ab, während der Wind Zephire aus Schnee um die Stämme wirbeln ließ. Das Polarlicht erzeugte ein unheimliches Glühen und ließ die riesigen über ihnen aufragenden Bäume zu bloßen, aber beunruhigenden schwarzen Silhouetten mutieren. Die Fahrzeuge des Konvois hinter ihnen waren jetzt alle so ausgerichtet, dass sie mit ihren Scheinwerfern die Baumgruppe anstrahlten, und das weiße Licht erzeugte

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