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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Reifenspuren des MTJ sehen – sie wirkten wie ein Pfad, der direkt zu dem Zylinder führte.
    Mark machte sich zu dem verlorenen Zylinder auf. Es stellte sich heraus, dass er doch ein gutes Stück weiter weg lag, als er gedacht hatte. Es war immer trügerisch, die Entfernung in einer Schneelandschaft zu schätzen. Die MTJ-Spuren machten jetzt einen Bogen und führten dicht an die Bullpeitschen und Metacoyas heran. Auch die Bäume hatten dazu beigetragen, dass er sich getäuscht hatte; sie waren größer, als er gedacht hatte, und verzerrten den Maßstab genauso wie das grenzenlose weiße Land.
    Er war noch ein paar Meter vom Zylinder entfernt, als er den Fußabdruck sah. Der Abdruck befand sich ein Stück seitlich der Spuren, die von den breiten Niederdruck-Reifen erzeugt worden waren, im unberührten Weiß. Irgendetwas an seiner Form verwirrte ihn auf einer unergründlichen, instinktiven Ebene. Es hatte nichts damit zu tun, dass jemand mit dem MTJ hier draußen gewesen war; etwas anderes war falsch. Er blieb stehen, beugte sich vornüber und schob seine Schutzbrille so zurecht, dass er den Abdruck genauer betrachten konnte. Es dauerte einen Moment, aber schließlich begriff er, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. »Zehen?«, rief er. Der Abdruck war von einem Fuß hinterlassen worden, nicht von einem Stiefel. Jemand ging hier herum, ohne irgendetwas an den Füßen zu tragen. Und wie unglaublich dumm war denn wohl so was?
    Schnee fiel und erzeugte dabei ein lautes Klatschen.
    »Was?« Mark drehte sich herum und starrte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Dichte Kaskaden aus Schnee fielen jetzt von der nächststehenden Bullpeitsche, einem riesigen Exemplar, das mehr als sechzig Meter in den schillernden Himmel ragte. Was für Mark keinerlei Bedeutung mehr hatte, als er die Gestalt sah, die zwischen den Bäumen stand. Daher wurde ihm nie klar, dass der Schnee von einem der zusammengerollten Zweige gefallen war, der gezittert, sich geschüttelt und die gefrorene Hülle abgeworfen hatte. Die Gestalt, die etwa fünfzig Meter entfernt stand, war nichts weiter als eine dunkle Silhouette. Sie war humanoid, aber eindeutig kein Mensch.
    »Scheiße!«, brüllte Mark. Er befahl seiner E-I, eine Notfallverbindung zum Konvoi-Netz herzustellen. Die Kreatur rührte sich nicht, griff ihn nicht an. »Hilfe!«, flehte Mark in die Verbindung. »Oh, Hilfe.« Die Kreatur hob jetzt die Arme und bewegte die Hände mit den langen Klingenfingern elegant durch die Luft.
    »Was ist los?«, fragte Elston.
    Mark sah stumm und verblüfft zu, wie die Arme der Kreatur schnelle, komplizierte Bewegungen in der Luft beschrieben. Er musste an einen Dirigenten denken, der ein Orchester durch eine wilde, disharmonische Melodie führte.
    Der lange Bullpeitschen-Ast, der sich von seinem Schal aus Schnee befreit hatte, entrollte sich jetzt in einer rasanten, schlängelnden Bewegung. An der Stelle, an der er aus dem Stamm spross, war er so breit wie der Rumpf eines Menschen und wurde dann zur Spitze hin dünner, wo er nur noch einige Zentimeter maß. Er schlug wie ein freigelassener Orkan-Wirbel zu und entließ all die angestaute Kompressionsenergie, die sich in den Monaten, seit er seine letzte Ladung an Sporen über das Land geworfen hatte, in den zusammengezogenen Fasern aufgebaut hatte. Aber statt sich horizontal auszustrecken, um den Sporen eine möglichst breite Flugbahn zu gewähren, verdrehten sich die Fasern entlang des Astes und schickten ihn in einer peitschenden Bewegung nach unten.
    Mark Chitty sah nichts kommen, und er hörte auch nichts kommen. Der Teil des Astes, der ihn traf, war dicker als sein Oberschenkel, und er traf ihn von der Seite, gleich oberhalb des Beckens.
    Sein Bodymesh feuerte eine hektische medizinische Warnung ab und schickte die grauenhaften Einzelheiten über die Verletzung ins Konvoi-Netz.
    Elston: »Chitty!«
    Coniff: »Was ist los? Was –«
    Juanitar: »Mark!«
    Mark kam hart auf dem Boden auf, rollte ein paarmal herum. Er holte pfeifend und zittrig Luft, während seine verschwommene Sicht begann, sich wieder zu klären. Der unglaubliche Schmerz zog sich zurück, als hätte er ein Mittel dagegen verpasst bekommen. Dunkelroter Nebel engte seine zurückkehrende Sicht ein; sein Koordinatennetz verwirbelte sich zu Unsinn und erlosch dann ganz. Hoch über sich sah er, wie der Ast der Bullpeitsche sich wieder in eine ordentliche horizontale Spirale zurückverwandelte, während die pelzigen weißen Fäden

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