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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Unsterblich. Unwirklich.
    »Wo bist du? Was ist passiert?«
    Elstons Fragen waren unzusammenhängend, ein vages Moskitogesumme in seinen Ohren, für den Kampf ums Überleben völlig unwichtig. Ravi stürmte vorwärts, Schnee und Nebel wirbelten zur Seite, er stolperte über trügerisch einbrechenden Schnee, rappelte sich wieder auf, lief weiter, stürzte erneut. Weiter und weiter rannte er, vergrößerte den Abstand zu dem Monster, zum Konvoi, zu jeder Hilfe. Der Karabiner war weg, war von den diabolischen Klingen zerstört worden. Stattdessen zog Ravi seine Weston-Pistole aus dem Schulterhalfter, bediente sie mit der linken Hand. Die Sicherung musste er mit dem rechten Daumenballen zurückschieben. Ansonsten war seine rechte Hand nutzlos und pochte vor heißem Schmerz.
    Blaues Licht flackerte schwach durch das dichte Schneetreiben. Das Polarlicht war zurückgekehrt, und der Nebel schien dünner zu werden. Der Schnee hingegen fiel weiter so heftig wie zuvor.
    Ravi konnte spüren, wie der Boden unter seinen Stiefeln anstieg, während er sich durch den flauschigen Schnee kämpfte; er befand sich am Flussufer und kletterte zu den Bäumen hinauf. Erneut flackerte ätherisches blaues Licht auf. Vor ihm schimmerte der Dschungel – starke schwarze Baumstämme, in eine verzauberte kristalline Ummantelung gehüllt und durch ein undurchdringliches, litzenähnliches Geflecht aus Schlingpflanzen miteinander verbunden, das von einer Million Eiszapfen nach unten gezogen wurde. Irgendwie war das Polarlicht heruntergeschwebt und suchte die knorrigen Zweige und Äste unter dem Dach der Bäume heim, schien durch die von Schneeflocken erfüllte Luft und schickte lange Schatten über den seidigen Hang. Das Phosphoreszieren wurde stärker und schwächer, ohne einem Rhythmus zu folgen, als würden sich Geister zwischen den Bäumen herumtreiben. Und schließlich erklangen Geräusche, das dumpfe Klatschen von auf den Boden fallenden Schneemassen.
    Das war echt. Ravi verharrte in seiner wilden Flucht, als das Polarlicht wieder schwächer wurde. Ein Stück voraus hatte sich etwas bewegt. Etwas hatte ganze Berge von Schnee verschoben. Seine adrenalin-verstärkte Paranoia beschwor das Bild von eintausend Kreaturen herauf, die sich aus ihren uralten Gräbern erhoben, um sich auf ihn zu stürzen. Instinktiv wusste er, dass der Wald Gefahr bedeutete. Eine unsichtbare, mit dem Monster verbündete Macht war aus ihm hervorgebrochen, um auf den armen Mark Chitty einzuschlagen. Jetzt richtete sie ihr unsichtbares Auge in seine Richtung.
    Er war immer noch in der Hocke, und seine Panik wurde größer, da er nicht wusste, wo die größere Gefahr lag; vor ihm oder hinter ihm. Er aktivierte erneut seine Infrarot-Funktion, wedelte mit der Weston herum und deckte so viel Gelände ab wie nur möglich.
    Seine gesteigerten Sinne warnten ihn. Aus dem Augenwinkel nahm er den Hauch einer Bewegung wahr und sprang aus der Hocke in die Höhe, machte einen Hechtsprung den Hang hinunter. Als er auf dem Bauch landete, schlug das Ende eines Bullpeitschen-Asts aus dem schillernden Äther zu. Der Schlag traf ihn quer über den Rücken und hämmerte ihn tief in den Schnee hinein.
    Der Schlag war genau so, wie Ravi sich einen Unfall vorstellte. Er setzte ihn vollkommen außer Gefecht. Der Schmerz wurde unerträglich. Er war orientierungslos, und die Zeit dehnte sich, ließ diesen einzelnen Moment wieder und wieder nachhallen. Der einzige andere Begleiter inmitten seiner Pein war die schiere Ungläubigkeit. Der Baum! Der Baum hatte ihn geschlagen! Er war lebendig, genau wie Mark geschrien hatte, um sie zu warnen.
    Ravi drehte den Kopf ein kleines Stück und sah, dass der Ast sich elegant hob und sich mit der gleichen Leichtigkeit, mit der eine Katze ihren Schwanz zucken ließ, wieder in die vorherige, ordentlich horizontale, eingerollte Position zurückbewegte.
    Er hatte gehört, wie seine Schutzweste geknirscht und gekracht hatte, als der Ast ihn getroffen hatte. Sie hatte ihn gerettet. Aber jetzt war die Weste kaputt. Einen weiteren Schlag würde er nicht überleben. Und es gab unzählige Bäume.
    Weitermachen. Genau so, wie er es vor all den Jahren über New Florida getan hatte. Die Chancen standen schlecht, damals wie heute. Es spielte keine Rolle. Du hast dein Bestes gegeben, du hast nicht kapituliert. Immer hast du dein Bestes gegeben, wie es für das Militär in seiner ganzen Vergangenheit üblich war.
    Ravi Hendrik erhob sich mit großer Anstrengung aus der Kuhle,

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