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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die sein Körper im Schnee hinterlassen hatte. Seine Schmerzensschreie und sein entschlossenes Gebrüll waren laut genug, um den Nebel und das Schneetreiben aufzureißen. Es musste bis nach Abellia zu hören gewesen sein.
    Er konnte noch nicht einmal aufrecht stehen. Sein Rücken hatte zu viel Schaden erlitten. Das Bodymesh zeigte ein paar kleinere Wunden, wo sich Stücke der zerbrochenen Schutzweste in sein Fleisch gebohrt hatten. Er humpelte den Hang wieder hinunter; ein ängstlicher Neandertaler auf dem Rückzug. Den Kopf hatte er dabei nach hinten gedreht, um zu sehen, ob –
    Ein weiterer Bullpeitschen-Ast schlug aus dem Dschungel heraus zu. Ravi sprang so gut sein geschundener Körper es vermochte vorwärts, und die Astspitze wirbelte Zentimeter hinter seinen Knöcheln eine wütende Schneewolke auf. Er rutschte weiter, rollte und hüpfte hinunter und hinunter, bis er gegen etwas stieß, das fest genug war, um ihn aufzuhalten. Er blickte auf, um herauszufinden, um was für ein Hindernis es sich handelte.
    Das Monster starrte auf ihn herunter; das Polarlicht schuf einen saphirblauen Heiligenschein um seinen Kopf. Ravi war gegen seine Beine geprallt. Der verzweifelte Versuch, sich wegzudrehen, dauerte viel zu lange. Die fünf schrecklichen Klingen stießen auf ihn herunter. Ravi schrie vor Schmerz auf, als eine sauber seinen rechten Oberarm durchstieß, den Knochen ankratzte und ihn auf dem verharschten Schnee festnagelte.
    Sein linker Arm kam hoch und fuhr herum, als würde er von einem Elektroschock befeuert. Die Pistolenmündung war nur fünf Zentimeter vom unbeweglichen Gesicht des Monsters entfernt. Ravi betätigte den Auslöser. Diesmal schien die Kugel eine Wirkung zu haben, denn der Kopf des Monsters wurde nach hinten gestoßen. Er schoss erneut. Und noch einmal! Ein leuchtendes, orangefarbenes Funkeln brach aus der Stirn des Monsters hervor, als die Kugel mit einem Jaulen in die Nacht davonschoss, und es schwankte nach hinten. Ravi schoss noch einmal.
    Die Klinge wurde zurückgezogen, was dem Monster eine größere Bewegungsfreiheit gewährte, sodass es den unaufhörlich aus kürzester Distanz abgegebenen Schüssen besser ausweichen konnte. Wahnsinn und Wut brachten Ravi auf die Beine. Er folgte dem Monster. Er schoss, schoss die ganze Zeit. Der dunkle Kopf bewegte sich von einer Seite zur anderen und versuchte, den Einschlägen auszuweichen.
    Dann geschah das, von dem Ravi die ganze Zeit gewusst hatte, dass es irgendwann geschehen würde: Der Auslöser klickte ins Leere. Die Kammer der Weston war erschöpft. Er und das Monster verharrten eine Sekunde lang und starrten einander an. Ravi hätte schwören können, dass das Ding genauso verblüfft war wie er selbst, als die zermalmende Stille einsetzte. Er tat das Einzige, das er jetzt noch tun konnte: Er warf dem Monster die Weston entgegen, bevor er sich umdrehte und um sein Leben rannte. Noch während er das tat, kamen die fünf Klingen pfeifend in einem wütenden Bogen auf ihn herunter. Zwei rasiermesserscharfe Spitzen erwischten seine Schulter, zerfetzten den Parka und bohrten sich direkt neben dem Rand der Schutzweste in sein Fleisch. Ravi bemerkte den neuen Schmerz kaum. So viel an seinem Körper tat inzwischen weh.
    Er lief weiter. Sein Koordinatennetz war immer noch tot. Alle Verbindungen waren gekappt. Feuer brannte in seinem Rückgrat. Er ignorierte es. Blut aus von den Klingen geschlagenen Wunden rann seinen Arm entlang. Er hörte nicht auf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, nichts anderes zählte, während er den losen Schnee zur Seite trat. Laufen, ohne zu wissen, wohin, nur nicht den Hang zu den Bäumen hinauf.
    Es war hinter ihm. Dicht bei ihm. Er konnte hören, wie der Schnee zur Seite geschleudert wurde, als die unmenschlichen Füße hinter ihm herstapften.
    Eine tiefere Dunkelheit tauchte jetzt vor ihm auf, und der Nebel wirbelte um seine Beine, glitt vorwärts, als würde er von einem natürlichen Drang getrieben. Der Schneefall wurde nicht schwächer, auch wenn plötzliche Böen um ihn herum den Schnee aufwirbelten. In diesem Moment begriff Ravi.
    Weitere zehn Schritte brachten ihn zu ihm. Er rutschte gefährlich auf bloßem Eis, als er sich dem Abgrund näherte. Nebel strömte über den Rand und glitt in die schwarze Schlucht hinunter, um die Schneeflocken zu begleiten, die albern in den böigen Aufwinden trieben.
    Er riskierte einen Blick über die Schulter. Das Monster war vier Meter hinter ihm, seine Arme fuhren zur letzten,

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