Der unsichtbare Killer
wirbelten Hunderte von Essenspackungen langsam über den eisigen Boden der Schlucht, angetrieben vom immer noch erbarmungslos wehenden Wind.
»Gütiger Herr.« Elston wechselte auf Ringverbindung. »Alle, die nicht mit der Bergung des Tropic-1 beschäftigt sind, machen sich daran, die Essenspakete zu bergen. Legionäre, bewacht jetzt die äußere Grenze. Niemand entfernt sich über Sichtweite.«
Angela machte sich daran, die Essenspakete aufzuheben, die ihr am nächsten lagen. Es war das Armseligste, was sie seit Jahren getan hatte. Sie konnte bestenfalls ein Dutzend der silbernen länglichen Päckchen auf einmal nehmen, dann musste sie zu den geöffneten Türen des Tropic-2 rennen und sie auf den Sitz werfen. Ihre Tasche, die sie normalerweise benutzte, um die Pakete unter den Konvoi-Mitgliedern zu verteilen, befand sich im Tropic. Sie zog sie heraus und fing an, Pakete hineinzustopfen. Überall um sie herum waren Leute, die hin und her liefen und sich bückten, um die herumtorkelnden Pakete aufzuheben; verarmten Fischern gleich, die in einem seichten Gewässer nach Muscheln suchten.
Ihre E-I ließ Zahlenreihen durch ihr Koordinatennetz laufen, als sie wieder und wieder nach den in zerrissene, herumflatternde Folie gewickelten Päckchen griff. Sie fluchte lautstark denjenigen hinterher, die ihren steifen Fingern entkamen. Es war, als würde sie zusehen, wie das eigene Lebensblut aus einer Wunde gepumpt wurde; jedes Paket, das in die feindselige verschneite Dunkelheit davonglitt, bedeutete, einen Tag weniger zu leben.
Diese Einstellung schien jetzt auch die anderen ergriffen zu haben. Alle stemmten sich gegen den Wind und griffen nach den lebendig gewordenen Päckchen. Sie schoben sie sich in den offenen Parka oder warfen sie in ein Fahrzeug. Jeweils ihr eigenes, wie sie bemerkte.
Die Zeit des Teilens war vorüber, das war klar – eine Menge der Pakete, die jetzt gerettet wurden, würden auf keiner Inventarliste mehr auftauchen, die Elston vielleicht erstellen lassen mochte.
Angela verbrachte weitere fünfzehn Minuten draußen auf der Suche nach Essenspäckchen. Sie gab nicht eher auf, bis Paresh ihr sagte, dass sie damit aufhören solle. Das letzte Päckchen glitt vom Wind getrieben hinter die schlichte Grenze, die die sechs verbliebenen Legionäre zum Schutz des Konvois errichtet hatten. Das war ihr nur recht. Ihre Hände trugen nur ein einziges Paar Handschuhe und waren inzwischen so kalt, dass sie die Finger nicht mehr bewegen konnte. Sie stemmte sich gegen den Wind und ging stumm und elend zum Tropic-2 zurück.
Ken war bereits damit beschäftigt, eine Scheibe vor das zerbrochene Fenster zu kleben. Forster war drinnen und wischte Schnee vom Armaturenbrett und den Sitzen, während Paresh weiterhin draußen Dienst tat.
Angela zog die Tür hinter sich zu und schüttete den Inhalt ihrer Tasche auf den Haufen, der sich zwischen Vorder- und Rücksitzen befand.
»Wir haben hier Verpflegung für eine gute Woche, oder?«, fragte Ken zweifelnd vom Beifahrersitz aus.
»Wahrscheinlich«, sagte sie. Sie hielt ihre Hände über die Lüftungsschlitze und sah zu, wie der an ihnen hängende Schnee zu schmelzen und zu tropfen begann, als Forster die Lüftung umstellte, sodass heiße Luft in den Tropic geblasen wurde. Auf ihrem Parka hatte sich eine Eisschicht gebildet, die fast einen Zentimeter dick war und jetzt ebenfalls auf die Päckchen, den Boden und den Sitz tropfte. Sie konnte ihn nicht ausziehen. Ihre Hände funktionierten einfach nicht. An den Handschuhen hing so viel Eis, das sie zu ihrem ganz persönlichen Minigefrierschrank geworden waren. Angela machte sich Sorgen, dass sie sie stückchenweise würde abschlagen müssen und sich dabei die Finger brechen würde. »Scheiße, ist mir kalt .«
»Komm, ich zieh dir die Handschuhe aus«, sagte Ken. »Ich habe schon wieder ein bisschen Gefühl in den Fingern.«
»Danke.«
Eine Minute später öffnete sich die andere hintere Tür, und eine Wolke aus Schnee wehte herein, als Paresh sich auf seinen Platz fallen ließ. Dann schlug er die Tür fest wieder zu, und alles beruhigte sich, abgesehen von den pfeifenden Ventilen der Klimaanlage.
»Elston ordnet an, dass wir die Fahrzeuge zu einem Verteidigungsring zusammenstellen«, sagte Forster. »Sieht so aus, als würden wir eine Weile Halt machen.«
»Wir werden hierbleiben müssen«, sagte Ken. »Wir haben nicht mehr genug Treibstoff, um auch nur halbwegs bis nach Sarvar zu kommen. Und das Essen wird über den
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