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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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verschiedene Dinge, das abstrakt zu wissen oder es sich wirklich einzugestehen.
    Niemand traute dem Monster. Nicht, nachdem es so viele von ihnen getötet hatte. Daher stand der Barclay-Avatar abseits, während die anderen sich daranmachten, mit ihren schmalklingigen Äxten die steinharten Leichen von Atyeo und Garrick aus dem Eis zu hauen, das vom Wind verdichtet war und ihre Körper an den gefrorenen Fluss nagelte. Als Angela an der Reihe war und auf den Knien hockend rhythmisch auf den Boden schlug, warf sie einen Blick auf das Wesen, das reglos vor dem umgeworfenen Tropic-1 stand. Obwohl seine Gesichtszüge starr waren, konnte sie erkennen, dass das menschliche Ritual es unberührt ließ. Ehrfurcht vor dem Tod war ihm eindeutig fremd. Andererseits – sollte es jedes Blatt betrauern, das von den Myriaden von Bäumen fiel, oder Kummer mit jeder Spore empfinden, die nicht keimte? Kurze, individuelle Leben waren für das Monster jetzt Geschichte, die lang vergessen war.
    Als sie genug vom Arbeiten hatte, stand sie auf und reichte Ken Schmitt die Axt. Jetzt, da sie keine Schutzweste mehr trug, fiel es ihr sehr viel leichter, sich zu bewegen. Doch sie bemerkte, dass nicht alle ihre Panzerung ausgezogen hatten. Paresh war einer von ihnen.
    »Sie sind unterwegs hierher«, verkündete der Barclay-Avatar plötzlich.
    »Wer?«, fragte Tamisha.
    »Die Menschen vom Jupiter. Sie sind in Newcastle angekommen. Constantine hat sein Versprechen gehalten, und das Gateway ist deaktiviert worden.«
    »Das wird ja alles immer besser«, sagte Antrinell verbittert. »Selbst wenn wir hier rauskommen, können wir also nicht nach Hause zurückkehren.«
    Rebka neigte den Kopf zu Angela. »Wenn ein Lichtwellenschiff hierher unterwegs ist, wird es in weniger als einer Stunde über uns sein.«
    »Was ist ein Lichtwellenschiff?«
    »Ein UFO, im Grunde.«
    »Cool«, sagte Angela.
    Unabhängig davon, was der Avatar gesagt hatte, bestand Antrinell darauf weiterzuarbeiten. Sie füllten die Bioil-Tanks der beiden Biolabs nach. Atyeo und Garrick waren vom Eis befreit worden und wurden in Schlafsäcke gehüllt.
    »Macht Mittagspause«, sagte Antrinell, als sie die Leichen neben Elston und den anderen auf den Schlitten des Tropic-2 luden. »Wenn wir wieder rausgehen, werden wir eine Comm-Rakete abschießen. Das Wetter könnte gar nicht besser dafür sein.«
    Seine Stimme wurde von etwas übertönt, das wie eine ungeheure Luftdetonation klang. Die Wände der Schlucht erzitterten, wodurch sich einige kleine Lawinen vom Rand lösten. Das Eis stöhnte und knirschte unter Angelas Stiefeln. Schnee löste sich in einem dünnen Nimbus von den Fahrzeugen.
    »Was zur Hölle –?«
    Alle kauerten sich hin, starrten ängstlich zu den schimmernden Schleiern aus moiriertem Licht hinauf, die über ihnen durch die Luft tanzten. Angela hatte gesehen, dass selbst der Barclay-Avatar zusammengezuckt war.
    »Juchhu!«, schrie Rebka. Sie tanzte wie eine Zehnjährige herum, wedelte mit den Armen, winkte wild zum Himmel hoch. »Sie sind da. Oh, wow! Und Raul fliegt es.« Sie sprang wieder hoch, während ihre Arme weiter aufgeregt kreisten.
    Angela starrte voller Erstaunen auf den dunklen tränenformigen Umriss, der die stillen Bänder des Polarlichts durchschnitt, die entlang der Schlucht verliefen. Wie alle Schiffbrüchigen, die keine Hoffnung mehr gehabt hatten, fiel es ihr schwer zu glauben, dass schließlich Rettung eingetroffen war.
    Das Raumschiff wurde langsamer und richtete sich auf, wodurch die breite Basis zum Boden zeigte. Dann landete es in fünfzig Metern Entfernung. Winzige Smaragdfunken hüpften an den deformierten Ringen entlang, die von seinem Zentrum ausgingen, als würde es das Polarlicht in konzentrierte Tröpfchen pressen. Rebka packte Angelas Arm und zog sie mit sich. »Komm, du musst Raul kennenlernen.«
    »Wer ist Raul?«
    »Mein Bruder. Na ja … er wird es wahrscheinlich leugnen. Um ehrlich zu sein, war ich eine ziemliche Nervensäge, als ich aufgewachsen bin.« Ihr von Schal und Wollhut eingerahmtes Gesicht war auf so mädchenhafte Weise lebhaft, dass Angela zurücklächeln musste; dieses Glück war wie eine Naturgewalt.
    Eine Luke öffnete sich, und zwei Männer traten heraus, die beide die gleiche schützende, ölglatte Schicht trugen, wie Rebkas Umhang aus Metamolekülgewebe sie erzeugen konnte. Sie hatten im Bereich der Gesichter ein Oval frei gelassen, sodass sie zu erkennen waren. Rebka quietschte und schlang die Arme um ihren größeren und

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