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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zu schicken.«
    »Das kann er gar nicht tun, aber vielen Dank für dein Eingreifen. Ich werde ihn schon bald selbst anrufen und ihm den Lichtwellen-Antrieb als Entschädigung für heute anbieten. Das Militär liebt glänzende neue Technologien so sehr, weil es immer so viele Möglichkeiten gibt, sie zu missbrauchen.«
    »Und das Gateway?«, fragte Augustine gefährlich. »Du bist dabei, es zu zerstören.«
    »Ich ändere seinen Standort. Dieses Leben hier ist vorüber, Augustine. Northumberland Interstellar, das Bioil, das Geld … lass es los. Auf uns wartet ein Leben, das viel, viel besser ist.«
    »Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, diese Firma aufzubauen; du hast ebenfalls mehr als die Hälfte deiner Jahre dafür eingesetzt. Du kannst so etwas nicht tun! Gib mir mein Gateway zurück. Ich werde das Bioil wieder zum Fließen bringen, und wenn ich Sirius dafür höchstpersönlich ins Leben zurückbomben muss!«
    »Es ist unser Gateway, Bruder, und ich brauche es, um all denen das Leben zu retten, die noch auf St Libra sind, all den Millionen Menschen, die in den Independencys kauern und verhungern. Wäre das nicht ein sehr viel edleres Ziel, dem du dich widmen könntest?«
    »Sie retten? Und wie? Sie können auf die gleiche Weise zurückkehren, auf die sie zu ihren dreckigen mittelalterlichen Nationen gegangen sind, wenn du das verfluchte Ding nur einfach in Ruhe lassen würdest.«
    Constantine seufzte und wandte sich an den Aldred-Avatar. »Zeig es ihm.«
    Der Bullpeitschen-Baum, der hinter Augustine mitten im Atrium stand, zitterte. Einer der unteren zusammengerollten Äste schlug aus und traf eine Marmorbank, die in zwei Stücke zerschlagen wurde. Beide Hälften schlitterten über die polierten Bodenfliesen in verschiedene Richtungen davon, während die kleineren Bruchstücke sich weitflächig verteilten. Der Zweig zog sich langsam wieder zurück, rollte sich wie eine Schlange zum Schlaf wieder zusammen.
    Zwei Zielbestimmungslaserstrahlen leuchteten jetzt aus den Säulen des Herrenhauses, glitten am Stamm des Bullpeitschen-Baums auf und ab und versuchten, den verborgenen Übeltäter zu finden.
    »Mein Sohn.« Augustine spuckte das Monster an. »Du hast meinen Sohn getötet. Du hast meinen Bruder getötet.«
    »Wir hatten Glück, dass er keinen Genozid an uns verübt hat«, sagte Constantine. »Nach all den Verbrechen, die wir ihm gegenüber begangen haben.«
    Augustines finsterer Blick wurde von Hass belebt und ließ das Monster keinen Moment los. Es war seltsam, fand Constantine, dass so viel menschliche Emotion personalisiert war. Umfassend zu denken, bedeutete, alle Kraft der Gefühle aufzulösen. Aber er wusste, dass sein Bruder den intellektuellen Sprung schaffen würde – schließlich hatte er selbst es bereits getan, auch wenn der Prozess fünfzig Jahre gedauert hatte.
    »Lass uns etwas Zeit«, sagte Constantine zu dem massigen Aldred-Avatar. »Ich muss meinem Bruder eine ganze Menge erklären.«
    Am Morgen war der Schneesturm abgeflaut. Sirius schien leuchtend pinkfarben über der Schlucht und verdunkelte die massiven Felswände zu mitternachtsschwarz. Helleres rosiges Ringlicht wurde von der aggressivsten Zurschaustellung veränderlicher Farben, die St Libra jemals hervorgebracht hat, weggespült. Die gewaltigen Flüsse aus ätherischem Licht wirbelten und sprangen über die schneebedeckten Dächer der Konvoi-Fahrzeuge, gelangten gelegentlich sogar in die Schlucht hinunter, als würden die Finger eines Riesen über das durcheinandergebrachte weiße Land streichen.
    Antrinell führte die restlichen Mitglieder des Konvois in die saubere, ruhige Morgendämmerung hinaus. Angela folgte ihm nach draußen; sie wünschte, sie wäre nicht so müde. Vielleicht war es nur der Katzenjammer im Anschluss an das, was sie erreicht hatte, aber sie hatte das Gefühl, als müsste ihre Stimmung besser sein.
    Es gab zu viel Kummer zu bewältigen, fand sie. Sie hatten so viele Kameraden verloren, dass die Übereinkunft, die sie mit St Libra getroffen hatten, unpassend wirkte, jedenfalls für die menschliche Psyche.
    Es hatte die halbe Nacht gedauert, die verbliebenen Sprengköpfe zu öffnen und die Behälter mit dem Metavirus zu entfernen. Die Inhalte waren einer nach dem anderen unter dem ruhigen Blick des massigen Barclay-Avatars verdampft. Sie alle wussten, dass etwas diesen Vorgang durch die Augen des Monsters betrachtete, das sehr viel gewichtiger und vielleicht sogar magisch war. Es waren zwei völlig

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