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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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noch vorhanden, andernfalls hätte sie alles wieder ausgesabbert.
    Ab einem gewissen Punkt war sie definitiv krank. Mit Fieber und Schüttelfrost und allem was dazu gehört. Um sie herum debattierten Leute. Sie hatte sich fast schon wieder erholt, als sie sie erneut auf den Tisch schnallten. Die Kanüle war so dick wie ihr Arm, und aus ihrem einen Ende spie sie das Narkotikum aus, das sie in Champagnerbläschen hüllte, die leuchteten, als erfüllte sie ein magisches Licht. Sie fing wieder an zu reden, war sich dessen, was sie sagte, jedoch immer bewusst. Wahrscheinlich gingen sie nicht davon aus, das sie dazu in der Lage wäre. Die Wirkung des Narkotikums hätte vermutlich stärker sein sollen.
    Sie gewährten ihr einen ganzen Tag, um sich zu regenerieren. Dann ging es auf unsicheren Beinen und von Wachen gestützt wieder zurück in Raum drei. Und abermals wurde sie auf die Bahre geschnallt.
    »Ich hasse euch, ihr Schweine«, stieß sie hervor. »Wenn ich hier rauskomme, bringe ich euch alle um. Ich führe das Alien direkt hierher und stehe lachend daneben, während ihr winselt und sterbt.«
    »Stillhalten«, sagte der Techniker. Das war neu. Das war anders. Keine Sensorpads mehr. Stattdessen stülpte er ihr einen Metallkranz mit verstellbaren Klemmschrauben auf den Schädel. Er drehte an den Schrauben, bis die Vorrichtung eng anlag und sich in ihre Kopfhaut drückte. Dann befestigte er den Kranz auf irgendeine Art an der Trage. Sie konnte das harte, metallische Klonk eines Schließmechanismus hören.
    Feingliedrige Metallspinnen schwangen in ihr Sichtfeld, nur dass Spinnen normalerweise keine Beine hatten, die in kleinen Plastikhäkchen endeten. Hilflos schrie sie auf und wimmerte kläglich, während der Techniker behutsam winzige gekrümmte Zacken um ihre Augenlider herum einhakte, sodass diese permanent offen blieben. Sie konnte nun nicht einmal mehr blinzeln. Konnte ihren Kopf nicht bewegen – nicht, dass sie es versucht hätte, sie hatte zu viel Angst, sich durch irgendeine Bewegung die Lider einzureißen. Auch ihre Arme und Beine waren zum Schluss zu völliger Regungslosigkeit festgeschnallt worden. »Was tun Sie?«, kreischte sie. Wie immer machte sich niemand die Mühe, ihr eine Antwort zu geben.
    Die Trage wurde durch den Raum gerollt, und plötzlich glitt sie in die Eingeweide der großen Maschine, bei der es sich um eine Art Scanner handeln musste. Licht schien ihr in die Augen; grelles Licht, das in stroboskopischen Blitzen das Farbspektrum durchlief. Und sie konnte nicht blinzeln. Dann fing die Maschine laut an zu summen und zu brummen, als würde sie sich auf den Start vorbereiten.
    »Lasst mich hier raus!«
    Das Universum wurde weiß. Eine einzelne dünne schwarze Linie schnitt mitten hindurch. Das Universum wurde schwarz. Eine einzelne weiße Linie schnitt mitten hindurch. Es wurde weiß. Ein weißer Kreis bildete sich.
    Sie konnte nicht blinzeln. Konnte nicht aufhören, das Licht zu sehen.
    »Was zur Hölle ist das hier?«
    Weiß. Schwarz. Weiß. Schwarz. Weiß. Schwarz.
    Immer in Verbindung mit einer geometrischen Form: Kreis, Dreieck, Viereck, Quadrat, Pentagon, Hexagon. Und mehr. Formen, deren Namen sie nicht einmal kannte. Dann nichts. Einzelne Bilder nahmen Gestalt an. Baum. Haus. Ball. Auto. Mensch. Pferd. Hund. See. Weinglas. Tisch. Stuhl. Tastatur. Teller. Berg. Strand. Rose. Schuh.
    Sie zeigten ihr eine Enzyklopädie von allem. Schwarzweiß. In Farbe. Es war über die Maßen verwirrend. Sie hatte das Gefühl, als müsse ihr von der schieren Menge der in sie hineingepressten Bilder das Gehirn explodieren.
    Und sie konnte nicht blinzeln.
    Tränen quollen hervor, rannen ihr über die Wangen.
    »Ich bring euch um«, gelobte sie flüsternd. Das Licht verbrannte sie jetzt schier, entfachte ihre Neuronen. Der Schmerz nahm zu. Hämmerte im Rhythmus ihres Herzschlags hinter ihren Schläfen. Und immer noch peitschten die Bilder in regelmäßigem Takt auf sie ein.
    Nichts ergab Sinn. Sie wusste nicht, ob sie zwischendurch ohnmächtig gewesen war oder nicht, aber die Bilder waren jetzt anders. Sie waren nicht mehr so grell, und sie bewegten sich jetzt, wie dichte, dahinjagende Wolken. Auch waren die Geräusche der Maschine verstummt. Stattdessen vernahm sie sprechende Leute.
    Sie nahm ein sanftes Zwicken wahr, doch ihr Gehirn schlug Kapriolen, und sie konnte nicht ausmachen, wo die Berührung stattfand. Dann zogen sich die Umrisse zurück, und sie konnte wieder blinzeln. Ihre Augen taten entsetzlich

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