Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
weh. Sie presste sie zu, fester und fester. Doch immer noch drängten sich aus den Seiten Tränen hervor. Unkontrolliert begann sie zu schluchzen.
    Dann verspürte sie einen Stich in ihrem Arm. Sie öffnete die Augen und sah Elston, der gerade eine Spritze weglegte. »Ich halte das nicht länger aus«, sagte sie mit matter Stimme.
    Er machte ein Gesicht, als hätte sie ihn geohrfeigt. »Fast vorbei«, murmelte er betreten.
    Sie bemerkte, wie ihre Gedanken wieder zusammenhanglos wurden. Dieses Mal war es allerdings nicht ganz so schlimm wie bei den Infusionen. Sie vermochte immer noch zu denken, obwohl es ihr schwerfiel, als ob sie schlaftrunken wäre und aus einem tiefen Schlummer erwachte.
    Etwas wurde auf ihrem Gesicht befestigt, und sie konnte nichts sehen. Sie spürte, wie die Trage wieder bewegt wurde. Dann veränderte sich die Luft, und sie wusste, sie befand sich erneut in der Maschine. Wie zur Bestätigung setzte abermals das Summen, Brummen und Rauschen ein. Die Geräusche gingen ihr durch und durch.
    »Sie sind wieder in Bartram Norths Haus«, hörte sie Sungs Stimme sanft sagen. »Es ist der Abend des Mordes. Sie sagten, Sie befanden sich auf dem Treppenabsatz in der siebten Etage, als Sie irgendetwas gehört hätten.«
    »Ja«, sagte sie. »Ja, das hab ich.«
    »Sie sind in den Flur gegangen, um nachzusehen, wieso dort kein Licht brannte. Und sind auf irgendetwas ausgerutscht. Dann fanden Sie den Lichtschalter. Das Licht ging an, sagten Sie. Sie sind in dem Flur, Angela, was haben Sie gesehen? Was war dort, Angela. Was ging dort vor?«
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt!«, stöhnte sie. »Sie lagen dort auf dem Boden. Tot! Alle wie sie da waren, tot.«
    »Was passierte danach? Was geschah, nachdem Sie in den Flur gegangen sind?«
    »Bartrams Tür öffnete sich. Ich sah, wie sie aufging.«
    »Was haben Sie gesehen, Angela? Was kam heraus?«
    »Der Außerirdische«, ächzte sie. Sie brauchte keine Drogen, um sich daran zu erinnern; dafür hatte sie niemals Drogen gebraucht. »Das Alien war dort drin. Ein Monster mit ausgefahrenen Krallen. Hinter ihm kann ich Mariangela erkennen, und Coi und Bartram. Ihr Blut. Überall ihr Blut. Oh Gott, es hat sie auseinandergerissen. Es sind nur noch Stücke von ihnen übrig. Stücke.«
    »Schauen Sie es an, Angela, wie es auf Sie zukommt, was sehen Sie?«
    »Monster!«, schrie sie. »Monster, Monster, Monster, Monster, Monster.« Und das Schreien wurde zu einem Schluchzen. »Es hat sie getötet. Sie alle getötet.«
    Sie hasste die Erinnerung jetzt. Es war die Erinnerung, die schuld war an den Toten, die sie in jener Nacht damals gesehen hatte. Die Erinnerung, die sie in ihren Fängen hielt, die ihr Leben beherrschte. Die Erinnerung, die sie mit all ihren Qualen hier eingesperrt hatte. Sie wollte sich dieses widerliche Teil vom Kopf reißen.
    Die Maschine begann sich abzuschalten, ihre Geräusche verebbten. Die Trage rollte wieder über den Boden, und die Verdunkelungsschalen wurden von ihren Augen gehoben. Elston, Sung und der Techniker starrten auf sie herab. Sie wirkten nicht sehr zufrieden, aber andererseits, wann wären Kidnapper jemals mit ihren Opfern zufrieden gewesen?
    Ihr Schädel wurde von dem Kranz befreit, und die Riemen von ihren Gliedmaßen gelöst. Sie war zu erschöpft, um sich zu bewegen. Ungeachtet ihrer Schwäche, der schmerzenden Augen, der entsetzlichen Kopfschmerzen und der Übelkeit zitterte sie am ganzen Körper. Doch an solcherlei Kummer war sie inzwischen gewöhnt; sie lebte damit.
    »Was ist das für ein Ding?«, knurrte sie und sah zu der großen Maschine hinüber.
    »Ein Gedankenleser«, antwortete Sung schlicht, während er ihr half, sich aufrecht auf die Bahre zu setzen. »Er scannt, wie Ihr Gehirn Bilder interpretiert. Dann, wenn wir diese Muster aufgezeichnet haben, bringen wir Sie dazu, sich zu erinnern.« Er deutete auf die Monitore an der Wand.
    Angela blinzelte. Ihre Augen taten immer noch weh, und sie konnte ihren Blick nicht richtig fokussieren. Ein Videoclip von ziemlich schlechter Qualität lief in Schleife auf den Bildschirmen ab. Das Setting war ihr nur allzu vertraut: eine Art abgespeckte Version von dem Flur im siebten Stock von Bartram Norths Haus. Die Möbel standen in dem breiten zentralen Korridor an den richtigen Plätzen, aber es fehlte die teure Ausarbeitung der Originale, und die Gemälde an den Wänden waren auf absonderliche Farbschlieren reduziert. Die Türen zu Bartrams Schlafzimmer standen offen und umrahmten

Weitere Kostenlose Bücher