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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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den Kreisel herum funktioniert auch keins.«
    »Wann ist das Netz denn ausgefallen?«, fragte Tilly.
    »Ist es nicht, im eigentlichen Sinne. Die Straße ist seit Jahren nicht mehr ausgebessert worden, und dann sind immer wieder die dicken Tankwagen drübergebrettert. Also wurde der Smartdust nach und nach abgetragen, bis nicht mehr genug übrig war, um ineinanderzugreifen. Die Straßensanierung ist Teil der Baulizenz. Eine Standardpraxis. Wenn die Apartments fertig sind, räumt der Unternehmer alles wieder auf.« Er blickte zurück, die Water Street hinauf. »Also … man kann tatsächlich die ganze Water Street langfahren, ohne dass ein einziger Sensor oder Memory-Cache was davon mitkriegt. Das nächste funktionierende Netz mit visueller Erfassung befindet sich oben an der A695.«
    »Somit wäre das hier ein Ort, an dem man eine Leiche unbeobachtet in den Fluss werfen könnte.«
    »Exakt«, stimmte er zu. »Nun, wenn ich es zu entscheiden hätte, würde ich am anderen Ende dieser Gasse da parken und die Leiche über die Promenade hinweg zum Fluss schleppen. Das ist wie weit? Knapp fünfzehn Meter?«
    Tilly ging zu der Kunststoffbarke hinüber, die die Agency-Constables auf der Straße vor der Gasse platziert hatten. Sie hob ihr CDMR-Set an die Augen und studierte den Schnee zwischen dem Bauzaun und dem Büroblock.
    Als sie sich wieder zu Sid umdrehte, grinste sie. Er nahm das CDMR-Set und scannte damit die Gasse. Direkt unter der obersten Schneeschicht waren zwei kobaltblaue Linien zu erkennen; sie zogen sich fast bis zum hinteren Ende. Er ließ das Set sinken und starrte auf die unberührte Fläche, fühlte sich auf einmal ausgesprochen erleichtert. »Reifenspuren.«
    »Genau. Darunter befinden sich noch jede Menge Spuren von früherem Verkehr. Aber ihrer Tiefe nach zu urteilen würde ich sagen, dass diese irgendwann an diesem Wochenende entstanden sind.«
    »Okay. Setzen wir Ihr Team darauf an. Ich rufe in der Dienststelle an und sage Dedra, sie soll die Verkehrsaufzeichnungen im Bereich von ein paar Kilometern in jede Richtung organisieren.«
    Sie ließen vier Leute aus Tillys Team zurück, um sich Millimeter für Millimeter die Gasse entlangzuarbeiten, und begaben sich um die andere Seite der Baustelle herum zu der Promenade. Trotz des Wetters flanierten hier einige Menschen. Im Verlaufe der letzten Woche war der Schnee mehrmals festgetreten worden und zwischen den Schneefällen immer wieder hartgefroren, sodass es spiegelglatt auf dem Gehweg war.
    »Zu versaut, um irgendwelche Spuren zu zeigen«, sagte Tilly, während sie die komprimierte Schneedecke mit dem CDMR scannte.
    »Okay.« Sid schaute über die schwarze Fläche des Tyne. Es war Ebbe, und das zurückweichende Wasser hatte an beiden Seiten breite schlammige Streifen hinterlassen, die nun im Winterlicht matt glänzten. Allein wenn er den in der Mitte seines Bettes träge und gleichmütig dahinströmenden Fluss nur ansah, fröstelte ihn schon. Am Südufer schlossen die vornehm weißen Clubgebäude und die gepflegten Anlegestege Tidal Bassin ein. Er bedachte die schimmernden Umrisse der vertäuten Jachten mit einem argwöhnischen Blick. Wenn es um eine Wette gegangen wäre, von wo aus die Leiche wohl hierhergebracht worden war, dann hätte er ein hübsches Sümmchen auf die Marina gesetzt.
    »Ja was haben wir denn da?«, rief Tilly in dem Moment aufgeregt aus.
    Er eilte zu dem schwarzen Eisengeländer hinüber, über das sie sich beugte. Das Ufer bestand hier aus einer künstlich angelegten Böschung, überwuchert von kränklichem Unkraut und entblößtem Brombeergestrüpp, versetzt mit Eis und Schnee. Zwei Meter darunter begann der Schlamm, ein Streifen, der mit dem üblichen Müll bedeckt war, der den Anblick eines jeden Flusses trübte: aufgerissene Verpackungen, Holzstücke, Metallgegenstände, die aussahen wie Teile von Autos, deformierte Kunststoffprodukte, Flaschen …
    »Sehen Sie hier.« Tilly zeigte begeistert nach unten. »Beschädigte Fasern, flachgedrücktes Gras. Hier ist was Schweres runtergerutscht.«
    Sid schwang herum. Sie standen direkt gegenüber dem offenen Ende der provisorischen Gasse. »Hab dich!«
    Sid war noch nie in der HDA-Basis gewesen. Auch wenn er sie schon oft genug gesehen hatte. Ihr Inneres war exakt das, was er erwartet hatte, der perfekte Widerschein ihrer nüchternen Betonfassade. Vance Elstons Büro war tatsächlich noch übler als die Räume in der Market-Street-Wache. Das musste man erst einmal hinkriegen.
    Vance

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