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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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polizeilichen Berufsalltag eher eine Seltenheit war. Intelligent, erfahren und kompetent, stellte sie einen mächtigen Pluspunkt bei jeder Ermittlung dar; genau darum hatte Sid auch über Osborne dafür gesorgt, dass sie heute hier war.
    »Was haben Sie für mich?«, fragte er.
    »Ich stecke knietief in jungfräulichem Schnee und hab an diesem Morgen schon zweimal mit der Schnauze dringelegen. Was glauben Sie denn?«
    »Dacht ich’s mir.« Er ließ seinen Blick über den Keelman’s Way schweifen. Sie war nicht allzu schwer auszumachen. Die SOCOs trugen allesamt neongrüne Dienstoveralls, die aufgrund etlicher Schichten von Thermobekleidung darunter dick ausgebeult waren, sodass die Operatives wie aufblasbare Mannequins aussahen, die durch den tiefen Schnee watschelten. Eines von ihnen, das ein kleines Stück unterhalb der Baumlinie stand, trug eine grell pinkfarbene Pudelmütze mit Ohrenwärmern. Sid winkte ihr zu. »Kann ich hochkommen?«
    Tilly winkte zurück. »Klar. Ich hab den Bereich zwischen uns bereits abgesucht, Sie werden also keine wichtigen Beweise vernichten.«
    Sid setzte sich in Bewegung und stapfte die Böschung hinauf. Es war harte Arbeit. An einigen Stellen war der Schnee mehr als sechzig Zentimeter hoch. Die Verwehungen um die Bäume herum waren noch um einiges tiefer. Mit jedem Schritt lösten seine Füße kleine Lawinen von Pulverschnee aus, die eine breite, bucklige Spur hinter ihm hinterließen.
    Mit hochrotem Kopf und keuchend kam er schließlich bei ihr an. »Das hier ist lächerlich«, grunzte er.
    Tilly grinste breit. »Allerdings.« Sie hatte ein süßes, rundliches Gesicht, das er selten finster dreinblicken gesehen hatte. Er hatte schon vor langer Zeit entschieden, dass sie irgendeine Art von Glücksvirus in ihrem Blut haben musste, was auch ganz gut so war angesichts einiger Dinge, die sie an Tatorten gemeinsam aufgedeckt hatten. Ihre kastanienbraune Haarmähne hatte sie in die rosarote Mütze gestopft, unter der um die Schläfen herum ein paar Korkenziehersträhnen hervorlugten. Beständig strich sie sie von dem komischen, wie ein dickes, binokulares Vergrößerungsgerät aussehenden Apparat, mit dem sie den Schnee untersuchte.
    »Wie geht’s den Kindern?«, fragte er.
    »Hatte sie über die Weihnachtstage zu meinen Eltern gebracht, da werden sie immer vollkommen verzogen. Bin daher verdammt froh, dass die Schule wieder angefangen hat. Und Ihren?«
    »So ungefähr das Gleiche. Wir denken daran umzuziehen.«
    »Wirklich? Wohin?«
    »Jesmond.«
    »Wie schön, das ist ja ganz in der Nähe.«
    »Okay. Das muss reichen. Also hier oben ist nichts?«
    »Nein. Wenn jemand eine Leiche runter zum Fluss geschleppt hat, dann muss er von der Straße da oben und da durch gekommen sein.« Mit einer wedelnden Hand wies sie zu den Bäumen mit ihren dunklen, ausnahmslos von einem glitzernden Mantel aus Eis und Schnee überzogenen Ästen hinauf.
    »Genau mein Gedanke. Aber ziemlich weit hergeholt.«
    »Nicht, wenn man sich mit Wahrscheinlichkeiten befasst, sie durchgeht und eine nach der anderen ausschließt.«
    »Man sollte meinen, das wäre mein Job.«
    »Nee, Sie setzen nur die Fakten in Beziehung, die wir echten Helden der Arbeit vom Feldeinsatz mitbringen. Ich frier mir hier den Arsch ab, während ich versuche, irgendwelche Spuren zu finden.«
    Sid schaute neugierig auf das optische Gerät auf ihrem Kopf. »Okay, eins zu null für Sie. Was ist das für ein Ding?«
    »CDMR.«
    »Hey, Mensch, herzlichen Dank.«
    »Comparative Density Microwave Radar, ein dichtevergleichendes Mikrowellenradar. Absolute Oberklasse. Es kostet Ihre Abteilung bereits einen ordentlichen Batzen, wenn ich es nur aus seiner Tasche raushole, und das habe ich gemacht, weil wir nicht einfach Smartdust herumstreuen können, wie wir es normalerweise tun. Scheiß Schnee.«
    »Aaah-ja.«
    Sie grinste wieder und reichte ihm den Apparat. »Probieren Sie’s aus. Schauen Sie auf den Schnee.«
    Er hob das Gerät an die Augen. Das Bild war bizarr, eine dreidimensionale Montage aus grünen und blauen übereinandergestapelten Rippen. »Sehr psychedelisch.«
    »Sie müssen es nur richtig interpretieren.«
    »Bestrafen Sie mich, wann immer sie wollen.«
    »Werden Sie nicht frech. So, und jetzt schauen Sie ohne das CDMR auf den Schnee entlang der Bäume.«
    Er tat, wie ihm geheißen.
    »Nichts, richtig?«, sagte Tilly. »Wenn irgendjemand eine Leiche da runtergeschleppt hätte, dann hätte er eine ganze Reihe Spuren hinterlassen.«
    »Ja,

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