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Der unsichtbare Kreis

Der unsichtbare Kreis

Titel: Der unsichtbare Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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helles Band zog sich der Energiefaden durch die Finsternis. Doch mit jedem Schritt wurde sein Leuchten schwächer.
Ohne Schwierigkeiten überwanden sie den Spalt. Vom Raumschiff trennten sie noch etwa fünfzig Meter. Der Faden pendelte unstet. Das Leuchten war zu einem Flimmern abgesunken, dann erlosch es.
Überrascht bemerkte Cassini, daß sich Bond seiner Führung widersetzte. Besorgt schloß er seine Hand fester um dessen Ann.
»Laß los.« Bonds Stimme war heiser.
Cassini trat einen Schritt zurück, ein ungewöhnlicher Ausdruck in des Gefährten Gesicht ließ ihn schweigen.
Bonds weiche, feiste Wangen wirkten wie gemeißelt, seine Augen, gewöhnlich hinter Fettpolstern verborgen, quollen vor. Mit ungeheurer Wucht schleuderte er das Ei in die Dunkelheit. Danach verharrte er wie eine Statue, richtete sich erst nach Sekunden auf.
»Wir Mörder.« Seine leise Stimme klang wie zerspringendes Glas. »Wir hätten sie umgebracht, um ein Haar. Warum hast du mir nicht geglaubt? Aber ja, wie solltest du! Verzeih, wenn ich dir einen Vorwurf machte.«
Cassini blickte hilflos in die Dunkelheit. Wie einen Kranken wollte er den Gefährten in den Arm nehmen und den Rest des Weges fuhren. Sein Scheinwerfer irrte vorüber, der Strahl fuhr Bond ins Gesicht. Cassini zuckte zurück: Bond liefen Tränen über die Wangen.
»Komm«, sagte er sanft, »komm ins Schiff. Beruhige dich.«
Vorsichtig ergriff er Bonds Arm und wandte sich dem Raumschiff zu.
Mitten in der Bewegung erstarrte er. Das Blut schien ihm in die Beine zu sacken, sein Gesicht wurde heißkalt.
Einige Dutzend Meter von ihnen entfernt hob sich unscharf aus der Dunkelheit ein regloses Gebilde. Das Licht des Scheinwerfers löste es in menschliche Gestalten auf.
Sie waren in altmodische, ungefüge Schutzanzüge gehüllt. Langsam und unbeholfen kamen sie näher. Fieberhaft versuchte Cassini, sie zu zählen. Es waren mehr als dreißig.

Die Überlebenden
    Über den unsichtbaren Horizont stieg der Saturn. Langsam, eine Blase in einer zähen Flüssigkeit, trieb er träge über ihm. Es war das Schönste, was Katten je gesehen hatte.
    Die Schwarze tanzte jetzt mit Bailey. Vorhin war sie achselzuckend gegangen, als Katten ihre Aufforderung ignorierte. Sie machte keinen schlechten Eindruck: Wahrscheinlich gehörte sie zu den Leuten, die alles kannten. Wer kannte nicht alles: die tiefste Stadt der Welt und die südlichste Rennbahn? Er gönnte sie Bailey.
    Dieser blonde, braungebrannte Draufgänger hielt sie fest an sich gepreßt, seine Hand rutschte langsam und nervös über ihren Rücken. Katten grinste. Bailey konnte nicht genug kriegen. Kurz begegneten sich ihre Blicke. Bailey lachte, doch seine Augen blieben kühl. Weder die leise, schrill vibrierende Musik noch das Mädchen änderten etwas daran.
    Kattens Blick glitt über das zuckende Gemenge der Tanzenden. Als er nicht fand, was er suchte, kehrte er zu Bailey zurück. Sie paßten gut zusammen, die schwarzschillernde Katze und der blonde Pirat.
    Eigentlich mochte Katten ihn; wie Bailey das organisiert hatte, wie er an alles dachte. Er ließ sich schon etwas einfallen, machte selbst einen Trip zum Saturn möglich. Für ihn schien es keine Verbote zu geben. Doch tat er stets so, als wäre das selbstverständlich. Wenn er ein Staunen bemerkte, zuckte er gelangweilt mit den Schultern. Trotzdem, er genoß die Bewunderung. Es war Katten nicht entgangen. Sein Talent oder seine Sucht, für Attraktionen zu sorgen, hatte ihm einen Ruf verschafft: mit Bailey war immer etwas los.
    Die meisten waren mitgekommen, weil sie sich am Wochenende auf der Erde langweilten. Sie hofften, etwas Tolles zu erleben oder wenigstens für ein paar Stunden einen interessanten Typ zu haben. Eine Menge Mädchen waren scharf auf Bailey. Aber der hielt sich aus allem heraus, was länger als einen Abend zu dauern drohte. Es war üblich so.
    Katten hatte seinen Spaß gehabt, jetzt mochte er nicht mehr. Möglich, daß es mit Lare zusammenhing. Er war sich nicht sicher. Sein Blick suchte zwischen den Tanzenden. Lare schien nicht dabeizusein. Seit dem Morgen hatte er sie nicht wieder gesehen. Sie drängte sich seinen Gedanken auf. Herrgott, warum gerade sie? Eigenartigerweise erfüllte ihn die Vorstellung ihres Körpers, ihrer Knochigkeit, ihrer faddunklen, kurzen Haare mit sinnlicher Erwartung. Verwundert wollte er die Erregung abschütteln, aber sie blieb an ihm hängen, als gehöre sie zu ihm. Alle Umwege seiner Phantasie führten wieder zu ihr hin. Das Mädchen mit

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