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Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war?«
    »Vielleicht«, sagte Meredith. »Das ist eher Hjerolds Spezialgebiet als meines, und bei solchen Dingen neige ich dazu, seinen Instinkten zu vertrauen. Aber ich möchte noch ein wenig länger darüber nachdenken, bevor ich darüber rede. Wenn ich mit Hjerold nach Ottawa fahre, wird mir das Gelegenheit bieten, meine Gedanken zu sammeln, bevor ich alles erzähle.«
    »Ich weiß die moralische Unterstützung wirklich zu schätzen«, sagte Hjerold, »besonders nach dem Vorfall in Cleveland.«
    »Das Gleiche gilt für mich«, sagte Shingo. »Ich muss einige Zeichnungen beenden und sie bis um drei zur FedEx bringen – dann habe ich den Nachmittag und den Abend frei, und ich würde wirklich gern mehr über diese Sache erfahren.«
    »Dann ist es also beschlossen«, sagte Tetsuo. »Lasst uns wieder hier zusammenkommen, wenn die Beecrofts geschlossen haben. Dann essen wir zu Abend und unterhalten uns.«
    »Und gehen in die Bibliothek«, sagte Hjerold.
    »Ja, mein Wirrer Freund. Und gehen in die Bibliothek.«
    »Sapperlot«, sagte Hjerold.
     

     
    »Was zum Henker ist das für Schwachsinn?«
    Nestor Janes war der Chefredakteur der Ontario Daily Sun und das perfekte Bild eines Redakteurs der 50er mit seiner Wir-sind-über-den-großen-Krieg-hinweg-und-jetzt-haben-wir-diesen-verdammten-Kalten-Krieg-Einstellung. Gerüchte besagten, dass einer der Praktikanten ihn einmal im Spaß als Perry White bezeichnet hatte, den Herausgeber des Daily Planet in den Superman Comics. Der Legende zufolge soll Mr. Janes den armen Kerl an der Kehle gepackt und in einen Fahrstuhlschacht geworfen haben. Meredith war ziemlich sicher, dass dieser Teil der Geschichte erfunden war. Größtenteils. Auf jeden Fall nannte ihn seitdem niemand mehr anders als Mr. Janes oder Sir – zumindest nicht, wenn man Grips hatte.
    »Kommen Sie, Chef – ich bin da an einer großen Sache dran, ich schwöre es!«
    »Verdammt noch mal, Van Hassel! Das Gleiche haben Sie auch über den Riesenkraken im Lake Ontario gesagt.«
    »Niemand hat das Gegenteil bewiesen.«
    »Und über die Invasion der fliegenden Wühlmäuse in Kairo.«
    »Eigentlich waren es Kaninchen.«
    »Was auch immer. Und dann noch diese Sache mit der armen Frau in Cleveland.«
    »Hey, wenn sie nicht gewollt hätte, dass man sie für einen Yeti hält, dann hätte sie nicht im Wald herumbuddeln sollen.«
    »VanHasselSieIdiot – Sie wühlen da in Ihrem eigenen Dreck!«
    »Ja, aber trotzdem…«
    Hjerold hatte eine Menge skurriler Ideen, und das ist nicht unbedingt eine Eigenschaft, die Chefredakteure schätzen, wenn sie an glaubwürdigen, von Tatsachen untermauerten Geschichten interessiert sind. In Hjerolds Fall hätte sich Mr. Janes schon mit einfachen Beweisstücken zufrieden gegeben. Geschichten à la Hjerold eigneten sich meist nur als Futter für die Boulevardpresse und erforderten oftmals nicht mehr Recherche als er beim Tagträumen nach zwölf Dosen Bier anstellte. Meredith arbeitete nur mit ihm zusammen (abgesehen von der Tatsache, dass sie ihn persönlich mochte) – und Mr. Janes gab sich überhaupt nur deswegen mit ihm ab – weil er vor einiger Zeit eine verrückte Geschichte zusammengeschustert hatte, über einen Staatsstreich, der von der Opposition der damals amtierenden Regierung in Mexiko geplant wurde. Sie wurde versehentlich gedruckt – ein solcher Fehler geht normalerweise auf das Konto des Chefredakteurs, doch Mr. Janes wurde dafür nie zur Rechenschaft gezogen – und es stellte sich heraus, dass sie vollkommen der Wahrheit entsprach. Der Staatsstreich wurde niedergeschlagen, bevor er auch nur angefangen hatte, und mit großer Wahrscheinlichkeit rettete Hjerold dem mexikanischen Präsidenten und seinem gesamten Kabinett das Leben.
    Für Hjerold Van Hassel nahm Mr. Janes sich danach immer Zeit, ganz gleich, wie verrückt er erscheinen mochte oder wie absonderlich seine Vorschläge.
    In Wahrheit war Hjerold der Grund, weshalb Meredith für die Sun arbeitete. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er eine Reihe von Artikeln über eine Expedition geschrieben, die er initiiert hatte, um den berühmten Himalaja-Yeti ausfindig zu machen. Und nach Monaten des Spotts von der journalistischen Gemeinschaft und einer qualvollen Reise durch Tibet kehrte er mit einer auf Tatsachen basierenden Story in die Zivilisation zurück, die bewies, dass es sich bei den sagenumwobenen Tieren um seltene Mitglieder der Familie der Polarbären handelte. Er

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