Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
Vom Netzwerk:
eine Erzählung über die altnordischen Götter und ihr Schicksal ist, enthält die Ältere Edda, die etwa fünfzig Jahre später zusammengestellt wurde, sogar noch älteres Material aus dem vorchristlichen Island -Mythen und Archetypen, Heldenlegenden, die allesamt etwa dreihundert Jahre vor Sturlusons Geburt niedergeschrieben wurden. Das Wichtigste ist, dass die Lieder-Edda die älteste dichterische Wiedergabe der großen germanischen Legenden von den Nibelungen enthält und als Grundlage für Wagners Oper diente, wie auch für das gesamte Festival in Bayreuth. Und eine der zentralen Sagen des Zyklus’ betrifft den Tod des Helden Siegfried durch die Hand des Bösewichts Hagen.«
    »Heilige Scheiße«, sagte Shingo.
    Unvermittelt erloschen die Lichter – nicht nur im Soame’s, sondern überall in Silvertown.
    »Wow«, sagte Hjerold, »mach das noch mal, Reedy.«
     

     
    Nachdem Glen und Delna (die den Weg zurück zum Soame’s in der Dunkelheit gefunden hatten, schließlich war es das auffälligste Wahrzeichen der Stadt) Kerzen und Laternen hervorgeholt hatten (die es, der Natur und der Ausstattung des Museums entsprechend, im Überfluss gab), konnte die Gruppe das Ausmaß des Stromausfalls abschätzen. Sie hatten sich so lange unterhalten, dass es bereits später Abend war und die Dunkelheit undurchdringlich. Glen, Hjerold und Shingo gingen auf die Straße hinaus und stellten fest, dass so gut wie ganz Silvertown ohne Strom war. Kurz darauf machten sie eine noch viel beunruhigendere Entdeckung – nichts funktionierte mehr. Die Telefone waren außer Betrieb, nicht einmal ein Freizeichen ertönte. Elektrische Geräte waren abgeschaltet, das Radio tot. Das Fernsehen tot. Selbst die Küchengeräte funktionierten nicht mehr, was eine Katastrophe wie einen Atomangriff ausschloss; sogar ein elektromagnetischer Impuls würde nicht alles so komplett lahm legen.
    Alle Maschinen, die nicht mit Wasser, Luft oder Muskelkraft betrieben wurden, waren außer Betrieb, und das nicht nur in Silvertown. Boten, die von Brendan’s Ferry kamen, um dieselbe Frage zu stellen, die man sich auch in Silvertown stellte, teilten den Stadtältesten mit, dass man sich der gleichen Situation gegenüber sah. Ein Boot, das von Ontario aus den Fluss überquerte, brachte die Nachricht, dass das Ereignis selbst vor Landesgrenzen nicht Halt machte – Kanada lag ebenso im Dunkeln.
    Den ersten Beweis für den Verdacht, das Problem könnte möglicherweise noch größer sein, brachte der britische Jumbo-Jet, der auf seiner Route von New York nach Chicago brüllend und in Flammen gehüllt vom Himmel fiel und in einer albtraumhaften Explosion Brendan’s Ferry nahezu dem Erdboden gleichmachte.
    »Scheiße«, sagte Hjerold, »jetzt werden wir unsere Reisespesen niemals erstattet bekommen.«
     

     
    Während sich die Gemeinde auf dem höher gelegenen Gelände des Tals versammelte um besser sehen zu können, wie ihre Nachbarn im Südwesten zu Asche verbrannten, begannen Tetsuo und Glen in der Haupthalle des Soame’s die Männer von Silvertown zu organisieren, um nach Brendan’s Ferry zu ziehen und nachzusehen, ob man irgendetwas tun konnte – oder um schlimmstenfalls jene Menschen, denen nicht mehr geholfen werden konnte, zu begraben.
    Shingo schlich zu Meredith hinüber und legte einen Arm um sie, zögerte und drückte sie dann schüchtern an sich. Nach einer Weile sprach er schließlich aus, was ihn den ganzen Abend lang beschäftigt hatte.
    »Was stand in den Briefen? Was war so schlimm, dass du nie wieder mit dem Mann gesprochen hast, der dich aufgezogen hat?«
    Meredith ging im Kopf ihre Antwortmöglichkeiten durch, bevor sie entschied, dass von allen Anwesenden (mit der möglichen Ausnahme von Tetsuo) Shingo die Wahrheit am ehesten verdient hatte.
    Sie lehnte sich an ihn, während sie weiter das Leuchten am Horizont beobachteten.
    »Es waren Liebesbriefe, Shingo, und ich glaube, er hat vielleicht sogar gewusst, dass sie meine Mutter niemals erreichen würden. Denn die frühesten von ihnen waren ungeöffnet -Briefe, die er noch in Wien geschrieben hatte – und in ihnen wurde Michael Langbein namentlich erwähnt.«
    Shingo drehte sie zu sich um, seine Augen verengten sich ungläubig. »Du machst Witze, oder? Ich dachte, deine Mutter hätte Langbein erst einige Monate nach dem Fortgehen deines Vaters kennen gelernt.«
    »Das habe ich auch gedacht – und das hatte sie mir auch weisgemacht. Ich wollte immer mit ihr darüber sprechen, doch das

Weitere Kostenlose Bücher