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Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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der Rasen hinter ihm aufspritzte – gerade als die Zähne des ersten Busses an der Stelle ins Leere schnappten, wo sie sich einen Augenblick zuvor noch aufgehalten hatten.
    Als sie in eine Straße einbogen, die zur Autobahnzufahrt führte, wurde ihnen von einer weiteren verrückt gewordenen Maschine der Weg verstellt. »Haltet euch fest«, schrie Hjerold. Er beschleunigte das Pferd und schoss von der Straße herunter einige Betonstufen hinab, die zu einer Fußgänger-Unterführung zwischen den Gebäuden führten. Er durchquerte sie rasch und fuhr auf der anderen Seite die Stufen wieder hinauf. Dann umrundete er den Häuserblock und brachte sie damit hinter die Busse, die allesamt in die falsche Richtung fuhren. Als die Ungeheuer ihre Fährte wieder aufgenommen hatten, fuhren sie bereits die Autobahnzufahrt hoch und hatten einen guten Kilometer Vorsprung.
    »Also gut«, sagte Hjerold, »wenn wir diesen Vorsprung aufrecht erhalten können, bis wir am Boot sind, sollten wir genug Zeit haben, um abzulegen und auf den Fluss hinaus zu rudern.«
    Wie sich herausstellte, war es nicht notwendig, den Vorsprung zu halten – nach etwa zehn Kilometern begann sich die Zahl der Busse zu verringern, dann verschwanden sie gänzlich. Hjerold und Meredith sahen einander erleichtert und verwirrt an.
    Wie zur Antwort auf ihre unausgesprochene Frage sagte Mr. Janes: »Stadtrecht. Keine öffentlichen Busse außerhalb der Stadtgrenzen. Keine Stadt, kein Bus, kein Mittagessen.«
    »Gott segne Kanada«, sagte Hjerold.
     

     
    Als sie am Boot anlangten, umarmte Hjerold Honda freundschaftlich und überließ ihm die Butterbrote aus ihren Rucksäcken, die sie dort zurückgelassen hatten. Das Pferd knatterte glücklich und lief mampfend davon. Sie warteten eine Weile, da eines der brennenden Schiffe in der Ferne vorbeifuhr. Dann verfrachteten sie Mr. Janes in das Boot und legten in Richtung Heimat ab.
    Die Rückreise verlief ebenso ereignislos wie die Hinfahrt. Sie übergaben Mr. Janes der Obhut von Fuji und Delna, die traurig mit der Zunge schnalzte und ihn mitfühlend abzulecken begann, während sie ihn zu einem Zimmer führten.
    Hjerold und Meredith, die sich am Kamin aufwärmten und heiße Limonade tranken, berichteten den Leuten im Soame’s von ihrem großen Abenteuer und ließen nur das Paket von Merediths Stiefvater aus, das sie lieber in kleinerem Kreis begutachten wollten.
    »Mein Gott«, sagte Tetsuo und schüttelte den Kopf. »Ihr hättet nicht allein gehen sollen, Meredith und Wirrer Harold – das nächste Mal…«
    »Es wird kein nächstes Mal geben«, warf Hjerold ein. »Dort ist nichts mehr. Zumindest nichts, das es wert wäre, um dafür noch einmal zurückzufahren.«
    Alle saßen düster da und dachten nach. Niemand wusste eine Antwort – nicht nach der Geschichte, die Meredith und Hjerold erzählt hatten.
    Mit einem Mal meldete sich Carvel zu Wort. »Zu schade, dass ihr nicht daran gedacht habt, die Druckerpresse mitzunehmen, oder zumindest das Papier«, sagte er niedergeschlagen. »Mir fehlt das Zeitungslesen wirklich.«
    »Mir auch«, sagte Eddie.
    »Habt ihr Kerle nicht zugehört?«, fragte Hjerold erstaunt. »Als ob ich die Presse überhaupt ins Boot bekommen hätte! Und die Zeitung bei der Sun war auf Haut gedruckt – auf Menschenhaut.«
    »Er hat Recht«, ermahnte sie der Bürgermeister. »Wenn dieser Kerl alle Mitarbeiter in seinen Büros gebraucht hat, um eine einzige Ausgabe herzustellen, was meint ihr, wie lange wir hier in Silvertown durchhalten würden?«
    Alle nickten zustimmend und nippten an ihren Getränken.
     

     
    Als die Stadtbewohner abends nach Hause gegangen waren, erzählten Meredith und Hjerold Tetsuo und Fuji von Michaels Paket. Gemeinsam zogen sie sich in die Bibliothek zurück, um es zu untersuchen.
    Verschiedene Lampen, die Glen bereit gestellt hatte, sorgten in der Bibliothek für strahlende Helligkeit. Hjerold zog ohne viel Aufhebens den großen Umschlag aus seinem Mantel und reichte ihn Meredith. Sie schob einen Finger unter die Briefklappe und schlitzte den Umschlag an der Seite auf. Darin befand sich ein einziger Gegenstand – ein alter, grünfleckiger Pergamentbogen, auf den eine Reihe merkwürdiger Zeichen gedruckt waren. An den Rändern war etwas hingekritzelt, das Meredith vage als Deutsch identifizierte.
    »Es ist wunderschön«, sagte Fuji und streckte zögernd eine Hand aus, um das zerbrechliche Blatt zu berühren.
    »Es ist sehr alt«, sagte Tetsuo.
    »Und genau das hätte ich

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