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Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Abend über Schneetreiben geherrscht, und so fiel es den Wölfen schwerer, sicheren Fuß zu fassen.
    Seite an Seite rutschten Herold und Meredith eine Böschung hinunter auf das eingeschneite Rollfeld des Flugplatzes am Südrand von Silvertown.
    Sie hofften, dort ein offenes Gebäude vorzufinden, in das sie sich flüchten konnten. Doch die Einrichtung unterstand Murphys Gesetz – je verfallener ein Gebäude, desto unüberwindlicher die Schlösser und Ketten, mit denen es gesichert war. Und in der Zeit, die sie damit verbrachten, Türen zu untersuchen, hatten die Wölfe die Straße erreicht und begannen den viel zu kleinen Vorsprung aufzuholen, den die Beiden gewonnen hatten.
    »Reedy, wir müssen uns trennen. Wenn ich sie dazu bringen kann, mir zu folgen, dann können wir uns im Soame’s wiedertreffen.«
    »Herold, du Idiot – du kannst hier keine Tricks ausprobieren! Diese Viecher werden dich umbringen!«
    »Keine Sorge, Reedy«, sagte er und schenkte ihr ein aufreizend selbstgefälliges Lächeln. »Ich weiß, wie man mit Wölfen fertig wird.«
    Es blieb keine Zeit für eine bessere Erklärung – das Rudel hatte sich über den ganzen Flugplatz verteilt und würde ihnen in wenigen Augenblicken den Fluchtweg abschneiden. Herold legte Meredith die Hände auf die Schultern und gab ihr spontan einen Kuss auf die Wange.
    »Das wollte ich schon immer mal machen«, sagte er mit einem Augenzwinkern. »Los jetzt!«, brüllte er und gab ihr einen Schubs.
    Sie rutschte einen steilen Abhang hinunter, der auf eine Zufahrtsstraße mündete, und lief zum Waldrand hinüber. Jenseits des Unterholzes befanden sich einige vereinzelte Gebäude, die der Firma Smith Transport gehörten. Als der Flugplatz geschlossen wurde, folgte ihm die Transportgesellschaft auf dem Fuße. Meredith hatte jedoch gehört, dass die Gebäude noch als Lagerräume genutzt wurden. Sie betete, dass irgendjemand in der Stadt immer noch genug Kleinstadt-Ethik besaß, um eine Tür unverschlossen zu lassen, und drückte eine der Klinken hinunter.
    Es klickte.
    Der Flügel schwang nach innen.
    Meredith schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter sich. Dann lief sie zu einem der Fenster hinüber, wo sie nach Herold Ausschau halten konnte.
     

     
    Herold rannte so schnell er konnte und wünschte inständig, es stimme, was er Meredith über seine Kenntnisse im Umgang mit Wölfen gesagt hatte. Nach seiner Zählung hingen ihm mindestens ein Dutzend Wölfe an den Fersen, und da er sie von den einzigen Industriegebäuden in der Gegend weggeführt hatte, blieb ihm nur der Weg zurück in die Wohngegend.
    Oder ins Kornfeld.
    Jedes Jahr bepflanzte ein Konsortium von Farmern zwanzig Hektar von dem L-förmigen Landstück, welches das Süd- und Westende des Friedhofs umgab, und jedes Jahr gelangten sie zu demselben Ergebnis – zwanzig Hektar Getreide, das sich vor allem dazu eignete, gebündelt als Halloween-Dekoration zu dienen. Die Fruchtbarkeit des Bodens wurde von einem Klima abgemildert, das für das Wachstum des Getreides ungünstig war. Und folglich waren die Pflanzen, die man erhielt, groß, dünn und trugen kränkliche Früchte. In den letzten fünfzehn Jahren hatte das Konsortium stetig Geld verloren, selbst als George Daves vorschlug, das Zeug nicht mehr als Lebensmittel, sondern als Viehfutter zu verkaufen. Einige Jahre lang glich das die Verluste aus, aber es reichte nicht. Das Konsortium schrieb erst schwarze Zahlen, als Jeff Lewis, ein Techniker, der im Soame’s herumhing und mit Tetsuo Schach spielte, vorschlug, man solle das Getreide einfach bündeln – und als Halloween-Dekoration verkaufen.
    Als Herold das Feld erreichte, stand das Getreide immer noch in hohen Reihen. Er schwor, demjenigen Gott dafür mit einem Gebet zu danken, der schließlich, wenn alles vorüber war, die Welt beherrschen würde.
    Er sprang über einen zerrissenen Drahtzaun und verschwand im Korn. Dabei versuchte er, so viel wie möglich im Zickzack zu laufen, um keine allzu deutliche Spur zu hinterlassen, und der Brise auszuweichen, damit seine Fährte schwerer aufzunehmen war. Wenn er Glück hatte, waren diese Wölfe verwandelte Stadtbewohner und als solche zu unerfahren, um wirklich gut zu sein.
    Als er etwa einen Hektar überwunden hatte, hörte er, wie die Wölfe hinter ihm in das Korn hineinliefen. Er versuchte ein Kichern zu unterdrücken, als ein Jaulen anzeigte, dass sich einer von ihnen in dem Drahtzaun verfangen hatte.
    Er lief weiter, bog scharf nach Norden ab und hielt

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