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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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was?«
    »Allerdings«, sagte Qwon. »Darf ich’s mal versuchen?«
    Kay sah fragend zu ihrem Bruder und erwiderte dann: »Sicher, Q, hier hast du’s.«
    Qwon nahm das Schwert und hielt es vor sich hin. Dann ging sie in Angriffshaltung und schwang es wirbelnd durch die Luft.
    Artie schüttelte verwundert den Kopf und stellte fest: »Das sieht irgendwie aus, als wüsstest du, was du da tust, Qwon.«
    »Natürlich weiß ich das! Mein Großvater ist Kendo-Experte – das ist ein japanischer Schwertkampf, aber mit Bambusschwertern – und er hat mir ein bisschen was beigebracht.« Sie schwang erneut das Schwert und betrachtete es anerkennend. »Das ist eine gute Klinge, Leute.«
    Kynder kam mit einem Tablett und einem Krug Limonade darauf aus dem Haus. Er stellte es auf dem Terrassentisch ab und rief: »Hallo, Qwon!«
    Ohne über die seltsame Situation nachzudenken, sah Qwon auf und erwiderte: »Hallo, Herr Kingfisher!« Dann fiel ihr wieder ein, dass sie ein Schwert in der Hand hielt. Sie sah Kynder an, der dabei war, Limonade auszuschenken. Dann drehte sie sich zu Artie um und fragte flüsternd: »Er hat kein Problem damit, dass ihr mit einem Schwert hantiert?«
    »Äh, nein«, sagte Artie lahm.
    »Na ja«, versuchte Kay zu erklären, »es ist so, dass er es gar nicht richtig sieht. Ich glaube, er verdrängt es oder so.«
    Artie nahm sich ein Glas Limo. Er wusste nicht, wie er diese neue Entwicklung finden sollte. Wieso konnte Qwon das Schwert sehen? Warum konnte sie es sehen? Sollte Qwon einer der neuen Ritter seiner Tafelrunde werden? Er war sich nicht sicher, ob er das wollte. Er mochte Qwon sehr und wollte sie auf keinen Fall in Gefahr bringen.
    Andererseits schien sie zu wissen, wie man mit einem Schwert umgeht, was echt cool war.
    Qwon zuckte mit den Achseln und rammte das Schwert zurück in den Boden. Sie holte sich auch ein Glas Limonade und fragte unschuldig: »Und wo habt ihr es her?«
    Artie und Kay sahen erst sich an und dann ihre Freundin.
    »Aus dem Internet?«, startete Kay einen erbärmlichen Versuch.
    »Na klar …«
    Artie sagte: »Doch, wirklich, da haben wir es her. Du würdest nicht glauben, wie viele Leute Schwerter im Netz verkaufen!«
    »Echt?« Qwon trank ihr Glas aus und dachte darüber nach, was sie gesagt hatten. »Das glaub ich euch nicht. Das Teil sieht aus, als wär’s was ganz Besonderes.«
    »Ja, wir hatten Glück«, meinte Artie lässig.
    »Wie auch immer, Artie. Wenn du mich nur noch ein paar Hiebe damit machen lässt, könntest du mir meinetwegen auch erzählen, dass es dir von einem Regenbogen in die Hand gefallen ist.«
    Artie lächelte. Er zog das Schwert aus dem Boden, fasste es bei der Klinge und hielt es Qwon mit dem Knauf voraus hin. Sie nahm es, trat ein paar Schritte zurück und durchschnitt ein paarmal die Luft.
    Artie hätte schwören können, dass er noch nie ein so breites Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen hatte wie in diesem Moment.

Kapitel 10
    ÜBER DAS TREFFEN MIT DEM
VORPAL-KANINCHEN UND VICTOR X. LANCE
    Den Rest des Nachmittags hingen sie im Garten rum, tranken Limonade, triezten Kynder und benahmen sich wie ganz normale Teenager in den Sommerferien.
    Sofern man Kinder, die mit einem magischen Schwert aus dem Mittelalter trainieren, normal nennen kann.
    Qwon ging kurz vor dem Abendessen. Die Kingfishers aßen und legten sich früh schlafen. Sie hatten einen großen Tag vor sich.
    Die Fahrt nach Peebles am nächsten Morgen war ziemlich langweilig, mal abgesehen vom Wetter. Es war, als wäre der Himmel verrückt geworden: Helles Sonnenlicht wechselte sich mit unheilvoll wirkenden Sturmwolken ab, die aussahen, als würden sie gleich ein Feuerwerk von heftigen, die Erde erschütternden Blitzen loslassen.
    Doch es kam nie ein Blitz.
    Sie erreichten das Serpent-Mound-Denkmal am frühen Nachmittag, parkten das Auto und holten ihr Picknick hervor. Artie hängte sich Cleomedes über die Schulter und sie suchten sich einen Platz zum Essen. Das Wetter hatte sich schließlich doch dazu entschlossen, schön zu bleiben und als sie schließlich ihre Sandwiches auspackten, war es ein dunstiger Sommernachmittag.
    Der Plan, über den sich Artie, Merlin und Däumling über das Anderswelt-Spielforum verständigt hatten, sah vor, sich um fünf Uhr im Wald nördlich des Serpent Mound zu treffen. Merlin hatte Artie versichert, dass Kynder schlafen würde. Weil er satt und glücklich sein würde – aber auch unter einem Zauber stehen würde.
    Wie auf Kommando sagte Kynder um

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