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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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schneiden konnte. Mühelos schnitt es durch leere Flaschen, die ein leichter Windstoß sofort umgeworfen hätte; es glitt durch Holz, als wäre es Butter; es zerteilte eine Glasflasche in zwei saubere Hälften, ohne dass das Glas splitterte; und auch einen eisernen Schürhaken durchtrennte es mit unglaublicher Leichtigkeit.
    »Das Teil ist echt Wahnsinn«, sagte Artie, nachdem er den Schürhaken in zwei Hälften zerlegt hatte.
    Kay sah keinen Grund zu widersprechen.
    Während sie die Woche über trainierten, kam Kynder immer wieder in den Garten, achtete aber darauf, nicht im Weg zu stehen. Er nahm einfach hin, was sie machten, und räumte hinter ihnen auf. Er ersetzte ihre Angriffsziele durch neue, sobald sie darum baten. Er ging so gelassen mit dem Chaos um, das Cleomedes in ihren Garten brachte, dass Artie und Kay nach ein paar Tagen ein schlechtes Gewissen bekamen, weil sie Kynder anfangs Streiche gespielt hatten.
    Einmal, während er die Jute-Holz-Figur zum zwanzigsten Mal wieder aufbaute, drehte sich Kynder mit verwirrtem Blick zu Kay um und fragte: »Kannst du mir noch mal sagen, was ihr hier eigentlich macht?«
    Kay lächelte ihren Vater an und erklärte: »Schwertkampf-Training, Kynder. Wir lernen mit unserem unsichtbaren Schwert Cleomedes umzugehen.«
    »Ach ja, tut mir leid, das hatte ich vergessen.«
    Wieder fühlte sich Kay ein wenig schlecht dabei, aber es ging nun mal nicht anders.
    Am Donnerstag nach dem Frühstück informierte Artie Kynder darüber, dass er sie früh am nächsten Morgen nach Peebles, Ohio, fahren müsse, um den Serpent Mound zu besichtigen. Danach beschlossen Artie und Kay zu versuchen, ein paar wirklich verrückte Gegenstände mit dem Schwert zu zerteilen.
    Zunächst probierten sie es mit weichen Gegenständen wie Fäden, Stoff, Papier und Plastikverpackung. Cleomedes zerschnitt alles sauber, als wäre es die schärfste Rasierklinge der Welt.
    Als Artie ein Stück Haushaltsfolie mit leichtem Klingenschwung durchschnitt, kam ihm eine Idee. Er wollte wissen, ob er das Schwert auch langsam durch härtere Objekte schieben konnte. Sie versuchten es mit einem Holzklotz. Es funktionierte. Dann probierten sie es mit einem Betonblock. Mit dem gleichen Ergebnis. Schließlich holte Kay einen alten Computer aus der Garage und schob ihr magisches Schwert völlig mühelos und sehr langsam bis zum Griff hindurch.
    Beeindruckt sagte Artie: »Gute Arbeit, Sir Kay!«
    Kay zog Cleomedes mit einem Ruck sauber aus dem Computer und erwiderte: »Sir Kay! Das gefällt mir.«
    »So soll Sir Kay Euer Name sein. Ich werde Euch zum Ritter schlagen, wenn Ihr mir Excalibur beschafft habt«, erklärte Artie würdevoll mit seiner allerköniglichsten Stimme.
    »Vortrefflich, mein Gebieter.«
    Kay reichte Artie das Schwert und er begann, es in der Luft herumzuwirbeln und es abwechselnd an der Klinge und dann wieder am Griff aufzufangen. Er fühlte sich großartig, furchtlos und mächtig.
    »Ähem. Was ist denn hier los?«
    Sie waren so vertieft gewesen, dass sie Qwon gar nicht bemerkt hatten, die am offenen Gartentor hinter dem Haus stand.
    Kay und Artie wirbelten herum. Cleomedes flog gerade durch die Luft und als Artie es nicht auffing, drehte es sich von selbst in die richtige Richtung, um mit der Spitze voraus in der Erde zu landen. Es schwang hin und her, während seine Energie sich im Boden verlor.
    »Qwon!«, quietschte Artie.
    Qwon Onakea trat in den Garten, eine Hand auf die Hüfte gestützt und mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht. Sie trug khakifarbene Shorts und ein T-Shirt des New-York-Knicks-Basketballstars Amar’e Stoudemire.
    Qwon war totaler Knicks-Fan.
    Kay versuchte, unauffällig zu tun. »Hey, Qwon, wie geht’s?«
    »Äh, gut.« Sie machte ein paar weitere Schritte in den Garten.
    »Wie lange stehst du schon da?«, fragte Kay.
    »So zehn Minuten«, erwiderte sie noch immer staunend.
    »Wow, okay.«
    »Ja, wow ist das richtige Wort. Das Wow steckt sozusagen neben Artie im Boden.«
    Artie hustete. »Was meinst du?«
    Qwon zeigte direkt auf das Schwert. »Das da! Das Schwert!«
    »Ach, das«, flötete Artie.
    »Stell dich nicht dumm, Artie Kingfisher«, sagte Qwon streng. »Du hast ein Schwert, und soweit ich das beurteilen kann, weißt … weißt … weißt du auch, wie man damit umgeht!«
    Artie murmelte etwas und versuchte, es runterzuspielen, doch Kay dachte Was soll’s und zog die Waffe aus dem Boden. Sie ließ sie ein paarmal pfeifend durch die Luft sausen. »Ganz hübsch,

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