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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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zoomte wieder hinein. Es war schwierig, etwas zu erkennen, doch nachdem er eine Weile darauf gestarrt hatte, begann er ein paar Orte zu identifizieren. Da war Veltdam und die Große Bibliothek! Da war die Hauptstraße! Dort war der See. Und da war der Wald, durch den sie fast eine Woche lang gewandert waren!
    Die meisten Spieler hatten nie einen Grund, einen dieser Orte zu besuchen. Die Anforderungen des Videospiels brachten sie eher in andere Gegenden und so waren diese Orte fast völlig frei von Onlinespieler-Figuren oder sogar Nichtspieler-Figuren.
    Artie studierte die Karte, suchte nach einer Fontäne oder irgendetwas anderem, das mit Wasser zu tun hatte. Die Landschaft war von einigen Bächen und Flüssen durchzogen, die ins Meer mündeten. Bevor dieses Süßwasser auf das Salzwasser des Meeres traf, lief es zu drei Hauptadern zusammen: im Norden in den Fluss Gully, im Süden in den Fluss Smake und in der Mitte in den Glimmerbach. Artie erinnerte sich, dass Bedevere den Glimmerbach erwähnt hatte, bevor sie Veltdam erreichten. Also musste es ihn wirklich geben! Wahrscheinlich gab es die anderen Flüsse dann auch.
    Doch wo war diese Fontäne? In den Wäldern? Vor einer Burg? In irgendeinem Städtchen? Was hatte Bercilak noch mal genau gesagt?
    Er beschloss, ihn einfach zu fragen.
    Artie setzte die Virtual-Reality-Brille auf, richtete das Mikrofon und sprach hinein.
    »Bercilak! Bercilak der Grüne! König Artie Kingfisher hier. Ich brauche deine Hilfe!«
    Nichts passierte.
    Er sagte: » Bitte , Bercy! Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Kay ist verletzt, wir konnten keine Landkarte bekommen, Qwon wurde entführt, Bedevere wurde von einem widerlichen Elf-Freak ein Arm abgeschossen – ich brauche deine Hilfe!«
    Immer noch nichts.
    Artie wimmerte: »Bitte. Es geht um nichts, was du mir nicht schon gesagt hättest. Ich versuche mich nur daran zu erinnern, was du gesagt hast, aber ich kann es nicht. Ich muss deinen Gebieter Numinae finden. Ich glaube – oder ich fange an zu glauben, dass er vielleicht mit Morgaine zusammenarbeitet …«
    Eine Lichtexplosion ließ die Karte verschwinden. Als nichts mehr von ihr zu sehen war, stand der grüne Ritter vor Nitwit dem Grauen auf der Straße, auf der Artie Bercilak zum ersten Mal getroffen hatte. Sogar das Willkommensschild war immer noch da.
    Grüni sah jedoch überhaupt nicht aus, als würde er Artie herzlich willkommen heißen. Er stand Nitwit gegenüber, schwang seine riesige Streitaxt mit beiden Händen und beschimpfte Artie mit seiner hohlen, in der leeren Rüstung dröhnenden Stimme. »Sprich nicht so über meinen Herrn! Ihr mögt der junge König des Reichs sein, doch niemals würde ein solches Bündnis zustande kommen!«
    Im Laufe seines Abenteuers hatte Artie sich schon daran gewöhnt, bedroht zu werden. Und so ließ er reflexartig den Xbox-Controller fallen und zog in der wahren Welt, unten in seinem Videospielzimmer, sein Schwert Excalibur.
    Und dann passierte etwas Bemerkenswertes.
    Nitwit der Graue zog ebenfalls Excalibur aus der Scheide.
    Bercilak wich zurück. »Wo ist das hergekommen? Ist Wilt Chamberlain bei Euch?«
    Artie antwortete schlicht: »Nein.« Er betrachtete das Schwert in der Hand seiner Spielfigur. Es war ganz eindeutig, dass es das gleiche war. Wenn Artie es in seinem Zimmer schwang, machte es dieselbe Bewegung im Spiel. Es war, als hätte man ihm den coolsten und gleichzeitig schlechtesten Wii-Controller der Welt gegeben, der noch dazu mit der Xbox funktionierte.
    Wahnsinn!
    »Du kannst Excalibur sehen, Bercy?«
    Treuherzig sagte Bercilak: »Ja, ich kann einen schwachen Umriss Eurer Spielfigur sehen, genau wie beim letzten Mal. Aber was ich in der Hand dieses Umrisses sehe, ist ein echtes Schwert, junger Regent.«
    Artie fand das ziemlich cool und wünschte, er könnte den Rest seiner Suche ganz einfach von seinem gemütlichen – und vor allem sicheren – Zuhause aus erledigen.
    Doch diese Gedanken waren blitzschnell wieder aus seinem Kopf verschwunden, denn Artie gefiel nicht, dass Bercilak das Wort Regent verwendet hatte. Er hatte zu viel Zeit in der Fantasy-Welt von Videospielen, dem Internet, Comics, Büchern und Filmen verbracht, um nicht zu wissen, was es bedeutete: ein Platzhalter für einen König.
    Artie schrie: »Regent! Regent ? Bercilak der Grüne, ich habe zu viel durchgemacht um mich einen Regenten nennen zu lassen. Ich bin es vielleicht noch nicht offiziell, aber ich werde König sein! Hilf mir jetzt bitte, deinen

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