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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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tiefen, unergründlichen Wald verschwand.
    Artie riss sich die Brille vom Gesicht. Er schrie nach oben: »Kynder, Lance! Ich muss los!« Ohne eine Antwort abzuwarten, rammte er Excalibur in den Boden und reiste per Mondtor zurück zu Merlins unsichtbarem Gefängnis.

Kapitel 26
    IN DEM DIE REISEGRUPPE IN
DIE ANDERSWELT ZURÜCKKEHRT
    Merlin hatte den Stein gedankenverloren auf eine schmale Eichenanrichte in seiner Küche gelegt. Als Artie auf ihr landete, rutschte er ab und knallte auf den harten Fliesenboden. Excalibur steckte bis zum Schaft in der dicken Holzplatte des kleinen Tischs.
    Artie rappelte sich auf, rieb sich kräftig das Gesicht und schüttelte die Hände aus.
    Merlin stand hinter der Küchentheke und schnitt Knoblauch oder Zwiebeln oder so was. Die Küche war warm und behaglich und es roch fantastisch.
    Artie deutete auf die Anrichte. »Also wirklich, Merlin! Hättest du den Stein nicht auf einen deiner schönen weichen Sessel legen können?«
    »Oh, wie dumm von mir. Tut mir leid, Kind. Ich bin mit den Gedanken ganz woanders.«
    »Sind wir das nicht alle?«, stichelte Artie und klang dabei schon fast wie Kay. Er nahm Excalibur am Griff, zog das Schwert seitwärts aus dem Tisch und schnitt ihn dabei entzwei. Der Tisch zerfiel in zwei Hälften und formte auf dem Boden ein schiefes M .
    Däumling, der auf einem sehr kleinen Stuhl an einem sehr kleinen Tisch auf der Theke neben dem Schneidebrett saß, gluckste leise angesichts Arties Trotzreaktion. Artie betrachtete seinen kleinen Ritter. Er schien Bier aus einem Fingerhut zu trinken. Auf einem Teller vor ihm lag eine dunkle, knackig aussehende Kirsche mit Stiel.
    Däumling fragte: »Wie ist es gelaufen, Bursche?«
    Artie war fassunglos. Merlin kochte Essen und Däumling spannte aus, als ob alles in Ordnung wäre? Was sollte das? Es war doch offensichtlich, dass es nicht gut gelaufen war – Artie war zu hundert Prozent qwonlos.
    »Wie ihr sehen könnt, nicht so gut, Leute!« Artie wedelte in der Luft herum. »Oder seht ihr Qwon hier irgendwo?«
    »Nein, aber das heißt ja nicht unbedingt, dass du zu spät gekommen bist«, sagte Merlin. »Du bist doch nicht zu spät gekommen, oder?«
    Artie konnte es nicht glauben. »Doch, Merlin, das bin ich! Eins von diesen Moosmann-Wesen war in ihrem Zimmer, als ich ankam, aber ich glaube nicht, dass es Numinae war. Vielleicht einer seiner Schergen. Jedenfalls haben Lance und ich versucht, ihn aufzuhalten, aber er ist durch ein Tor aus Blitzen zurück in die Anderswelt!«
    Merlin knallte das Messer mit der flachen Seite auf das Schneidebrett. Alles, was auf der Theke lag, flog in die Höhe – inklusive Däumling und seinem kleinen, gedeckten Tisch. Die Kirsche des kleinen Mannes purzelte auf den Boden und Däumling gelang es gerade noch, den Bierfingerhut unter Kontrolle zu behalten.
    »Verdammt!«, schrie Merlin.
    Das war schon eher, was Artie erwartet hatte.
    In einem Zug kippte Däumling sein Bier runter und ging zum Rand der Theke. »Sorry, wenn wir so aussehen, als würden wir uns eine schöne Zeit machen, Bursche. Du musst bedenken, dass wir beide ziemlich alt sind. Wenn wir eine Gelegenheit zum Entspannen haben, dann nutzen wir sie auch.«
    Artie wechselte das Thema. »Wie geht’s Kay und Bedevere?«
    Merlin trat hinter der Theke hervor und sagte: »Es geht ihnen gut, mein Junge. Wir haben sie im Blick.« Er zeigte auf einen Monitor an der Wand. Dort war der Raum mit den Krankenbetten zu sehen. Kay hatte sich aufgesetzt und las ein Buch. Bedevere schlief noch immer. »Ich koche euch etwas. Hast du Hunger?«
    Artie hing der Magen schon in den Kniekehlen. In diesem Moment hätte er sogar eine ungeöffnete Konservenbüchse und einen Klumpen nasses Garn gegessen. » Ehrlich gesagt sterbe ich vor Hunger«, sagte Artie.
    »Gut. Dann erzähl uns jetzt, was passiert ist, und zwar schnell. Sobald du gegessen hast, musst du los.«
    Artie setzte sich auf einen Hocker und erzählte ihnen alles. Merlin und Däumling waren enttäuscht wegen Qwon, aber erleichtert, dass Artie nun wusste, wo der Font von Sylvan zu finden war. Merlin stellte Artie einen Teller hin, und während er sein Abendessen herunterschlang, entwarfen Merlin und Däumling einen Plan.
    Artie hörte nur mit halbem Ohr zu. Es war ihm egal, dass er und Däumling sich gleich auf die Suche nach Tiberius und Numinae machen mussten. Es hätte ihm wahrscheinlich nicht egal sein dürfen, trotzdem war es nun mal so. Nicht weil er so außerordentlich mutig war (was

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