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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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er war, wie sich noch herausstellen sollte) oder sehr dumm (was er ganz eindeutig nicht war), sondern einfach, weil er vollkommen darauf fixiert war, Qwon zurückzuholen. Alles andere waren nur kleine Hürden, die er überwinden musste, um seine Freundin zu retten. Sie war alles, was zählte.
    Als Artie den letzten Bissen auf seine Gabel spießte, fragte er: »Was denkt ihr, warum wurde sie entführt? Warum will Numinae sie haben?«
    »Da kann ich wirklich nur mutmaßen, Artie«, sagte Merlin grüblerisch. »Vielleicht war gar nicht er es, der sie entführt hat. Es könnte auch ein Scherge von Morgaine gewesen sein, die vielleicht denkt, dass Qwon ein Pfand gegen deine Rückkehr an die Macht sein könnte. Es gibt nur einen Weg, um das mit Sicherheit herauszufinden.«
    Artie donnerte seine Gabel auf den Tisch. »Dorthin zurückzukehren, und zwar sofort. Numinae finden und ihn fragen, was er weiß. Und wenn er nicht genug weiß, ihm die Hand abhacken und dich hier rausholen, damit du mir helfen kannst, alles rauszufinden«, fasste Artie mit einer ordentlichen Portion königlicher Entschlossenheit zusammen.
    »Das klingt nach einem Plan, Bursche!«, jubelte Däumling und sprang auf. »Wollen wir dann los? Zum Font von Sylvan?«
    Artie stand ebenfalls auf. »Ja. Aber lass uns erst noch nach Kay und Bedevere sehen.«
    »Einverstanden«, sagte Merlin und verließ den Raum. Artie schnappte sich Däumling und folgte ihm.
    Sie gingen durch mindestens ein Dutzend Räume. Unter einem duftenden Pfirsichbaum hindurch, dessen Früchte vor Reife platzten, durch einen Eiskeller und durch eine Wolke. Sie liefen an Gesteinsformationen vorbei, in denen Edelsteine in allen Farben funkelten: es gab Lilatöne wie bei einem Sonnenuntergang, der unter einem Gewitter hervorleuchtet; Rottöne, wie in einem Vulkankrater; Grüntöne, wie auf der Haut von Millionen Chamäleons in einem unendlichen Feld mit sprießendem Weizen. Sie durchquerten gewöhnliche Kämmerchen und Abstellräume, Speisekammern und Weinkeller.
    Während sie liefen, wurde Artie das Gefühl nicht los, dass er auf dem Weg zu einem Ort war, der ihn für immer verändern sollte. Als sie im Krankenzimmer haltmachten, spürte Artie auf einmal eine kribbelnde Erwartung in sich hochkommen und lächelte. Seine unmittelbare Zukunft war voller Leben und wartete auf ihn. Das war er . Ein Kind, das in einer amerikanischen Vorstadt aufgewachsen war, aber von einem Ort kam, den die meisten Leute nur aus ihrer Vorstellung kannten. Und er hatte herausgefunden, dass er sogar König dieses Ortes werden und dabei helfen könnte, ihn und die Welt zu retten, in der er groß geworden war. Das war ganz schön großartig.
    Er erwachte aus seinen Tagträumen, als er aufsah und Kay vor ihm stand. Er war überrascht zu sehen, dass sie angezogen war und Cleomedes umgeschnallt hatte. Sie schenkte ihrem Bruder ein trauriges, wissendes Lächeln. Sie war halb zu Bedevere gewandt und hatte eine Hand an seine Seite gelegt, an der sein rechter Arm hätte sein sollen. Der Ritter schlief noch immer.
    Kay zeigte auf Artie und sagte: »Merlin und Tommy haben mir gesagt, wo du warst. Keine Qwon, hm?«
    »Nein«, sagte Artie und sah zu Boden. »Jemand hat sie in die Anderswelt mitgenommen. Ich konnte sie nicht retten.«
    Kay trat zu ihrem Bruder und sagte: »Na ja, dann lass uns jetzt gehen und sie retten. Geht das klar für dich, Brüderchen?«
    Artie beäugte seine große Schwester. »Ich glaube, es wäre besser für dich, hierzubleiben und dich auszuruhen, aber ich weiß, dass es sinnlos ist, mit dir zu streiten.«
    Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das hast du ganz richtig erkannt, Art.«
    Merlin fragte: »Bist du sicher, dass du schon fit genug bist, Kay? Du bist schließlich erst vor Kurzem fast von einem göttlichen Eber gefressen worden.«
    »Und ich hoffe, ich werde dieses Schwein noch mal sehen«, erwiderte Kay und blitzte Merlin aus zornigen Augen an. »Und Lavery. Ich fasse es einfach nicht, dass wir seinetwegen zwei Wochen von unseren Sommerferien in dieser blöden Bibliothek verschwendet haben.«
    Der alte Zauberer grinste und schüttelte den Kopf. Artie holte den nimmervollen Rucksack von einem Wandhaken und nahm eine Mondtor-Münze heraus. Dann setzte er ihn auf und zog die Trageriemen fest. Er zog Excalibur und das Klingengeräusch drang durch die endlosen, belebten Räume des Zauberers. Auch das Schwert war bereit.
    »Nun denn, Herr Däumling, Kinder, ab mit euch. Mehr kann ich euch

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